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0. Lenel und J. Partsch:
Γοϋ γνώμονος, δν ο θεός Σεβαστός τή του Ιδιου λόγου
επιτροπή | παρ]εστήσατο, καί των υπό χεΐρα αύτω προςγεγονό-
το:>ν ήτοι υπό αύτοκρατόρων ή συγκλήτου ή των κατά καιρόν
επαρχοον ή ιδίων λόγων τά έν μέσω κεφάλαια συντεμών ύπέ-
ταξά σοι, όπως τή τής άναγραφής όλιγομερία τήν μνήμην
επιστήσας εύχερώς των πραγμάτων περικρατής.
Was bedeutet «γνώμων»? Schubart1· übersetzt «Maßstab».
Aber einer Verwaltung gibt man keinen Maßstab, sondern eine
Dienstwreisnng, eine Richtschnur, und die Bedeutung «Richtschnur»
bezeugen auch die Wörterbücher2; in Glossaren wdrd γνώμων mit
«norma» wiedergegeben. Im Juristenlatein ist unseres Erachtens
das entsprechende Wort forma. Wir würden übersetzen:
Formae quam divus Augustus procurationi idii logi
dedit, eorumque quae ei paullatim aut ab imperatoribus
aut a senatu aut a praefectis aut ab idiologis quicumque
erant adiecta sunt, ea quae in medio sunt capita in breve
coacta tibi subministravi ....
Der Auszug beschränkt sich nach dem Schreiben auf τά έν
μέσω κεφάλαια. Nach Schubarts Übersetzung wären das «die
Haupt- und Kernstücke». Aber das entspricht weder dem Inhalt
des Auszugs, der keineswegs «Haupt- und Kernstücke» enthält,
vielmehr fast überall die Grundvorschriften voraussetzt, noch dem
Sinn der Worte; έν μέσω ist nach bekanntem Sprachgebrauch das,
was in der Mitte liegt, so daß die Umstehenden es sehen können,
daher das öffentlich bekannt gegebene, zugängliche. Ganz in
demselben Sinn gebraucht die lateinische Sprache die Wendung
«in medio esse». Tabulae sunt in medio, sagt z. B. Cicero3,
d. li. die tabulae liegen zur Einsicht vor. Wir verstehen daher
unter τά έν μέσω κεφάλαια die Grundsätze, die leicht zugänglich
sind, etwa in einem von der Verwaltung des ίδιος λόγος geführten
Register. Was mit der gleich darauf erwähnten άναγραφή gemeint
ist, deren Dürftigkeit der Adressat durch die μνήμη aufhelfen
soll, ist nicht unzweifelhaft. Schubart bezieht seiner Übersetzung
1 Schubart wollte (Einl. S. 1) der juristischen Bearbeitung durch
Seckel nicht vorgreifen, hat aber, wie er angibt, den Text der Urkunde viel-
fach mit ihm besprochen. Da wir im einzelnen nicht feststellen können, wo
die Übersetzung auf solche Besprechung zurückgeht, nennen wir überall bloß
Schu bart.
2 Ursprünglich bedeutet das Wort den Zeiger an der Sonnenuhr.
3 in Verrem 2, 104.
0. Lenel und J. Partsch:
Γοϋ γνώμονος, δν ο θεός Σεβαστός τή του Ιδιου λόγου
επιτροπή | παρ]εστήσατο, καί των υπό χεΐρα αύτω προςγεγονό-
το:>ν ήτοι υπό αύτοκρατόρων ή συγκλήτου ή των κατά καιρόν
επαρχοον ή ιδίων λόγων τά έν μέσω κεφάλαια συντεμών ύπέ-
ταξά σοι, όπως τή τής άναγραφής όλιγομερία τήν μνήμην
επιστήσας εύχερώς των πραγμάτων περικρατής.
Was bedeutet «γνώμων»? Schubart1· übersetzt «Maßstab».
Aber einer Verwaltung gibt man keinen Maßstab, sondern eine
Dienstwreisnng, eine Richtschnur, und die Bedeutung «Richtschnur»
bezeugen auch die Wörterbücher2; in Glossaren wdrd γνώμων mit
«norma» wiedergegeben. Im Juristenlatein ist unseres Erachtens
das entsprechende Wort forma. Wir würden übersetzen:
Formae quam divus Augustus procurationi idii logi
dedit, eorumque quae ei paullatim aut ab imperatoribus
aut a senatu aut a praefectis aut ab idiologis quicumque
erant adiecta sunt, ea quae in medio sunt capita in breve
coacta tibi subministravi ....
Der Auszug beschränkt sich nach dem Schreiben auf τά έν
μέσω κεφάλαια. Nach Schubarts Übersetzung wären das «die
Haupt- und Kernstücke». Aber das entspricht weder dem Inhalt
des Auszugs, der keineswegs «Haupt- und Kernstücke» enthält,
vielmehr fast überall die Grundvorschriften voraussetzt, noch dem
Sinn der Worte; έν μέσω ist nach bekanntem Sprachgebrauch das,
was in der Mitte liegt, so daß die Umstehenden es sehen können,
daher das öffentlich bekannt gegebene, zugängliche. Ganz in
demselben Sinn gebraucht die lateinische Sprache die Wendung
«in medio esse». Tabulae sunt in medio, sagt z. B. Cicero3,
d. li. die tabulae liegen zur Einsicht vor. Wir verstehen daher
unter τά έν μέσω κεφάλαια die Grundsätze, die leicht zugänglich
sind, etwa in einem von der Verwaltung des ίδιος λόγος geführten
Register. Was mit der gleich darauf erwähnten άναγραφή gemeint
ist, deren Dürftigkeit der Adressat durch die μνήμη aufhelfen
soll, ist nicht unzweifelhaft. Schubart bezieht seiner Übersetzung
1 Schubart wollte (Einl. S. 1) der juristischen Bearbeitung durch
Seckel nicht vorgreifen, hat aber, wie er angibt, den Text der Urkunde viel-
fach mit ihm besprochen. Da wir im einzelnen nicht feststellen können, wo
die Übersetzung auf solche Besprechung zurückgeht, nennen wir überall bloß
Schu bart.
2 Ursprünglich bedeutet das Wort den Zeiger an der Sonnenuhr.
3 in Verrem 2, 104.