Metadaten

Fehrle, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 11. Abhandlung): Richtlinien zur Textgestaltung der griechischen Geoponica — Heidelberg, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37778#0008
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

Eugen Fehrle:

deihen bringende Macht der Meerzwiebel war in der Antike weit
verbreitet.* 1 Da hier der eine oder der andere Vorgang gemeint
sein kann und da Palladius den einen, der Syrer den anderen
angibt, werden wir der einheitlichen Überlieferung der Geoponica-
Hss., die mit dem Syrer übereinstimmen, folgen und mit Beckh,
gegen Schneider und Oder, σκίλλης έμβληθΑσης schreiben.
Diese zwei Beispiele aus Geop. IV 7 zeigen, daß man sehr
vorsichtig sein muß mit Änderungen auf Grund einer Parallel-
überlieferung. Wenn die Geoponica und eine Parallelüberlieferung
verschieden sind, warum soll man dann die Geoponica ändern?
Erst yvenn sachliche und sprachliche Gründe dafür sprechen, darf
das geschehen.

II.
Daß die byzantinischen Klauseln in den beiden Proömien
am Anfang des Werkes angewandt sind, kann für solche Ein-
leitungsstücke des 6. und 10. Jahrhunderts als selbstverständlich
betrachtet werden. Ich will wenigstens einen Satz von beiden hier
anführen mit Abteilungsstrich | hinter den Klauseln, die bei einer
Sinnespause im Text angewandt sind. Der Anfang des Pro-
schreibt IV 10, 25: Aliqui multum prodesse confirmant, si plantam ftci diviso
squillae bulbo intersitam strictamque vinculis collocemus. Im Syr. und Armen,
ist der Abschnitt nicht überliefert. Vom arab, V 38 habe ich keine Übersetzung.
Aber da Palladius mit einigen Ilss. der Geop. übereinstimmt, wird man σκίλλη
aufnehmen.
1 Vgl. Geop. XV 8, 2. Sogar Wölfe sollen vor der Meerzwiebel fliehen
(Geop. XV 1, 7; Nepual. Symp. § 78 ed. Gernoll; Geop. XVIII 17, 8). Weil er
reinigende und übelabwehrende Wirkung (άλεΙΞκρδρμακον) hat, wird er vor den
Türen verbrannt. Plin. N. Η. XX 101: Pythagoras scillam in limine quoque
ianuae suspensam contra malorum medicamentorum introitum pellere tradit (vgl.
die bei Mayhoff zu dieser Stelle angeführten Parallelen und was Plinius a. a. 0.
sonst noch über die Meerzwiebel sagt; außerdem Mannhardt, Mythologische For-
schungen 123 f.). Mit Meerzwiebeln räucherte man bei Lustrationen (Mannhardt
a. a. 0. 124. 130. 132. 138. Vgl. Hehn, Lucian und Menipp, 1906, 27). Daß die
Meerzwiebel auch zu Fruchtbarkeitsriten verwandt wurde, zeigt Mannhardt a. a. 0.
128. 154. Dem Pan sucht man in Arkadien „seine Zeugungs- und Schöpfungs-
kraft dadurch zu erhöhen“, daß man ihn mit Meerzwiebeln schlägt (Μ. P. Nilsson,
Griechische Feste von religiöser Bedeutung 443 f. Über den sizilischen δγών έν
σκίλλαις ebenda 408). Zum Ganzen vgl. Ebn Baithar, Große Zusammenstellung
über die Kräfte der bekannten einfachen Heil- und Nahrungsmittel, übersetzt von
Sontheimer (Stuttgart 1840); II 216 ff.; Fischer-Benxon, Altdeutsche Gartenflora
(1894) 81; Hovorka und Kronfeld, Vergleichende Volksmedizin (1908) I 295 f.;
Seligmann, Der böse Blick II 77.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften