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Vogt, Heinrich; Ptolemaeus, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 15. Abhandlung): Griechische Kalender, 5: Der Kalender des Claudius Ptolemaeus — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37782#0005
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I. Die Sehungsbogen.
Idelers Sehungsbogen. Vor reichlich einem Jahrhundert
hat Ludwig Ideler als erster und einziger den Fixsternkalender
des Ptolemäus der systematischen astronomisch-rechnerischen Be-
arbeitung unterzogen1. Seine Ergebnisse bilden bis zum heutigen
Tage die Grundlage aller Untersuchungen nicht nur über die antiken
Fixsternkalender, sondern über Fixsternphasen, die sogen, poeti-
schen Sternauf- und -Untergänge, überhaupt.
Für diese Fixsternphasen entscheidend ist die Größe des
Sehungsbogens (arcus visionis), d. h. die Tiefe der Sonne unter
dem Horizont, gemessen im Vertikalkreise in dem Moment, wo
der Stern im Horizont auf- oder untergehend zum ersten Male
in der Morgendämmerung oder zum letzten Male in der Abend-
dämmerung sichtbar ist. Ich bezeichne den Frühaufgang mit FA,
den Spätuntergang mit SpU, den Spätaufgang mit SpA, den Früh-
untergang mit FU; die zugehörigen Sehungsbogen in dieser Reihen-
folge mit H4, H2, Id3, H4, und rechne sie positiv von oben nach
unten.
Ideler findet als Mittelwert der Sehungsbogen für die Früh-
aufgänge des Sirius in den 5 Ptolemäischen Breiten H1=ll°10/,
von welcher Größe die Einzelwerte (11° 14', 11° 11', 11° 24', 10°59',
11° 1') sich sehr wenig unterscheiden; als Mittelwert für die Spät-
untergänge H2 = 10°50'. Er vereinigt beide Mittelwerte zu dem
Hauptmittel H1=H2 = 11° „für den Fall, daß sich der auf- und
untergehende Stern mit der Sonne an gleicher Seite des Horizonts
befindet“ (S. 170). „Für den Fall, daß der Stern der Sonne gegen-
über auf- und untergeht“ (S. 171), also für SpA und FU, ergibt
sich ein Mittelwert H3= H4 = 6° 56', abgerundet 7°. „Auf gleiche
1 Über den Kalender des Ptolemäus. Abh. der K. Akademie der Wissen-
schaften in Berlin. 1816/17.
Den Kalender des Ptolemäus (Φάσεις άπλανών αστέρων και συναγωγή
έπισημασιων) benutze und zitiere ich in der Ausgabe von J. L. Heiberg in
Ptolem. Opera astronomica minora, Leipzig 1907. Ebenso die Syntaxis mathe-
matica I, Leipzig 1898, II 1903. Zum Vergleich herangezogen habe ich die
frühere Ausgabe des Ptolemäischen Fixsternkalenders in C. Wachsmuth,
Lydus de ostentis et Calendaria graeca, Leipzig 1897.
 
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