Metadaten

Vogt, Heinrich; Ptolemaeus, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 15. Abhandlung): Griechische Kalender, 5: Der Kalender des Claudius Ptolemaeus — Heidelberg, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37782#0017
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V. Der Kalender des Claudius Ptolemäus.

17

·.
die Temperaturmittel sind sie Normen, nach denen die Einzel-
werte sich zu richten hätten, oder von denen aus man die Einzel-
werte regulieren oder korrigieren könnte, wie Ideler getan hat.
Sie brauchen als Einzelwerte überhaupt gar nicht in Wirklichkeit
zu treten.
Seit Ideler schien es festzustehen: Ptolemäus legt den Stern-
phasen 1. Größe die Sehungsbogen 11°,0 und 7°,0, 2. Größe 14°,0
und 8°,5 zugrunde. Dieselben oder etwas abgeänderten Werte
haben seitdem die Kontrolle und Berechnung der Fixsternphasen
beherrscht. Diese hundertjährige Lehre und Ausübung
kann gegenüber der vorurteilsfreien Analyse des Ptole-
mäischen Fixsternkalenders nicht aufrecht erhalten
werden. Ptolemäus arbeitet überhaupt nicht mit festen
Werten für die Sehungsbogen der Fixsterne.
Die Elongationen. Seit Petavius1 und Kepler2 hatte man
als Ptolemäisch und allgemeingültig für Sterne 1. 2. 3. Größe die
Sehungsbogen 12° 13° 14° usw. gehalten. Ideler seihst hatte, wenn
auch zweifelnd, sich dieser Annahme gefügt3. In der Analyse von
Ptolemäus’ Kalender aber verwirft er mit Recht’ den einen
Sehungsbogen für jeden Stern: ,,es mag derselbe nahe bei der
Sonne oder ihr gegenüber im Horizonte stehen. Im letzteren Falle
sollte man meinen, müßte der Bogen bedeutend kleiner als im
ersten sein“ (S. 168). Ein Fortschritt ist dies in der Tat, aber er
geht nicht weit genug. Der Sonnenabstand der Sterne im Horizont,
ihre Elongation, ist nicht damit zu erschöpfen, daß sie für FA und
SpU ,,nahe bei der Sonne“, für SpA und FU ,,ihr gegenüber“ stehen.
Vielmehr haben die Elongationen für FA und SpU einen Spiel-
raum von 0° bis weit über einen Rechten, für SpA und FU von
180° bis weit unter einen Rechten. Beispielsweise sind nach Ko-
lonne 4 der Tabelle A und B für steigende Breiten die Elongationen

von α Centauri SpU
81°
98°
121°
„ α Argus
79°
82°
85°
,, Ά Eridani FA
78°
93°
102°
113°.

Es ist absurd, alle diese um 90° herum liegenden Werte unter
das Schema „nahe bei der Sonne“ mit 11° Sehungsbogen zu pressen,
1 Dionysius Petavius, Auctarium operis de doctrina temporum. Paris
1630. Lib. I, Canon XIV, p. 45.
2 Johannes Kepler, Epitome Astronomiae Copernicanae, Frankfurt
1635, Lib. III, p. 369-370.
3 Historische Untersuchungen über die astronomischen Beobachtungen
der Alten, Berlin 1806, S. 313—316.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1920. 15. Abh.

2
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften