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Vogt, Heinrich; Ptolemaeus, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 15. Abhandlung): Griechische Kalender, 5: Der Kalender des Claudius Ptolemaeus — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37782#0024
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24

Heinrich Vogt:

Also fehlt uns zur direkten Bewertung der Ptolemäischen
Phasen das erste und wichtigste Werkzeug alles Messens: der
Maßstab.
Unsicherheit der Sehungsbogen. Weiter wirkt erschwe-
rend die Unsicherheit aller Fixsternphasen-Beobachtungen durch
die S. 19 berührten Umstände, welche nach dem Urteil neuerer
Beobachter die einzelne Phase um 2 und mehr Tage verschieben
können.
Wir kennen durch moderne Beobachtungen gut das Klima
von Unter-Ägypten1, das sich in historischen Zeiten nicht geändert
hat. Wir wissen, daß in dem von April bis Oktober ausgedehnten
Sommer ununterbrochen schönes trockenes Wetter herrscht2, daß
es Tage mit Nebel im Jahre nur 10,2, mit Regen 42,3 gibt, daß
nennenswerter Regen (mehr als 1,0 mm) nur von November bis
März fällt. Wir wissen ferner, daß Feuchtigkeit, Bewölkung und
Regen nur einem schmalen Küstensaum und den kultivierten Teilen
des Delta und Unterägyptens angehören. Während Alexandria
220 mm jährlichen Regenfall hat, kommen auf Cairo nur noch
32 mm. Unsern Interessenkreis streift die Bemerkung, daß die
Bewölkung am stärksten nach Sonnenaufgang, am geringsten am
späten Abend ist; in ihn greift die oft zitierte Bemerkung von
Nouet3 ein, einem Arzt und Begleiter Napoleons, daß „der
Horizont in Ägypten fast stets von einer dichten Dunstschicht um-
lagert sei, daß Sterne 2. und 3. Größe überhaupt kaum durchdringen
können.“ Dies ganze allgemeine Wissen kann uns nicht die Ant-
wort auf die Frage ersetzen: In welcher Höhe über dem Horizont
und bei welcher Sonnentiefe werden in Unterägypten bestimmte
Sterne der 1. und 2. Größenklasse sichtbar?
Es ist ausgeschlossen, daß alle 4x30=120 Grundphasen der
Ptolemäischen Kalendersterne in einem alexandrinischen Jahre
z. B. 137/138 beobachtet sein sollten. Innerhalb der vierjährigen
Julianischen Schaltperiode ist, weil das Gemeinjahr 365 statt
36574 Tage zählt, für dasselbe Datum eines folgenden Jahres die
Sonnenlänge um je 0°,24 verkleinert; dadurch ist beim Stand des-
selben Sterns im Horizont (derselben Sternzeit) für die Früh-
1 Meteorologische Zeitschrift, Bd. XXXII, 1897, S. 374—378. J. Hann,
Handbuch der Klimatologie, Bd. III, 1911.
2 Vgl. die pseudoplatonische Epinomis 987.
3 Bei Volney, Recherches sur Phistoire ancienne III, 322. Ist mir nicht
zugänglich gewesen.
 
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