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Christian Bartholomae:
2. 310 f. wird jene Zusammenstellung nicht erwähnt. Wer sich
aber mit der Geschichte der germanischen Sprachforschung oder
mit vergleichender Grammatik des Iranischen beschäftigt hat, der
weiß, daß die fragliche Verbindung bereits ein sehr ehrwürdiges
Alter besitzt. HübschmannPSt. (1895) 54 schreibt: 'Als Kuriosum sei
erwähnt, daß deLagarde1) .. . deutsch Gott wieder (nachBuRNOUF)2 *)
aus dem Persischen . . . entlehnt sein läßt'. Allein die Zusammen-
stellung ist noch sehr viel älter. Sie gehört zu jenem Stock deutsch-
persischer, bzw. germanischiranischer Wortgleichungen, die um
die Wende des 16. Jahrhunderts die Meinung von der engen Ver-
wandtschaft der persischen und der- deutschen Sprache begründet
haben, und zwar so fest, daß sie bis tief ins 19. Jahrhundert immer
wieder aufs neue vorgetragen wurde. Man kann sich jetzt be-
quem darüber aus Streitbergs Aufsatz 'Persisch und Deutsch’,
IF. 35. (1915) 182 ff. Auskunft erholen, und man ersieht daraus, daß
jene Gleichung bereits im Jahr 1597 auftauchte,' und daß selbst
Leibniz von ihrer Richtigkeit überzeugt war (s. IF. 35.185, Zeile 28).
JCiirAdelung, Alt. Gesch. d. Deutschen (1806) 360 führt nicht
weniger als 24 Schriften von ebensoviel Autoren auf, die für die nahen
Beziehungen der persischen und der deutschen Sprache eingetreten
sind; er selber gibt die Zahl der neupersischen Wörter, die ihm
als Beweisstücke dafür gelten, auf 221 an, der iranischen über-
haupt auf 288; daß das np. xudä darunter ebensowenig fehlt als
die anderen bei Sarreiter angeführten persischen Wörter: nam
rName5, biradar 'Bruder’, duxtar Tochter’, usw., ist selbstver-
ständlich.
3. Nachdem nun aber von Sarreiter die alte Zusammen-
stellung: got. gup, gudis — np. xudä wieder aufgefrischt und zur
Erörterung gestellt wurde, sodann weil sie, wie nicht zu verkennen,
auf den ersten Blick wegen des lautlichen Anklangs etwas Be-
stechendes hat, endlich weil ja die Kenntnis der .einschlägigen
Tatsachen nicht ins Ungemessene verbreitet ist (s. § 1 a. Auf.),
so dürfte der Versuch nicht für ganz unnütz und überflüssig an-
gesehen werden, die Frage durch eine allseitige Beleuchtung end-
gültig zu erledigen und jener Wortgleichung endlich einmal die ge-
bührende Grabesruhe zu verschaffen.
9 Im Jahre 1887.
2) '. . . le persan moderne Ichodä dien, d’oü le Gott et God des langues
germaniqne8,, JAs. 1829. 345. .r
Christian Bartholomae:
2. 310 f. wird jene Zusammenstellung nicht erwähnt. Wer sich
aber mit der Geschichte der germanischen Sprachforschung oder
mit vergleichender Grammatik des Iranischen beschäftigt hat, der
weiß, daß die fragliche Verbindung bereits ein sehr ehrwürdiges
Alter besitzt. HübschmannPSt. (1895) 54 schreibt: 'Als Kuriosum sei
erwähnt, daß deLagarde1) .. . deutsch Gott wieder (nachBuRNOUF)2 *)
aus dem Persischen . . . entlehnt sein läßt'. Allein die Zusammen-
stellung ist noch sehr viel älter. Sie gehört zu jenem Stock deutsch-
persischer, bzw. germanischiranischer Wortgleichungen, die um
die Wende des 16. Jahrhunderts die Meinung von der engen Ver-
wandtschaft der persischen und der- deutschen Sprache begründet
haben, und zwar so fest, daß sie bis tief ins 19. Jahrhundert immer
wieder aufs neue vorgetragen wurde. Man kann sich jetzt be-
quem darüber aus Streitbergs Aufsatz 'Persisch und Deutsch’,
IF. 35. (1915) 182 ff. Auskunft erholen, und man ersieht daraus, daß
jene Gleichung bereits im Jahr 1597 auftauchte,' und daß selbst
Leibniz von ihrer Richtigkeit überzeugt war (s. IF. 35.185, Zeile 28).
JCiirAdelung, Alt. Gesch. d. Deutschen (1806) 360 führt nicht
weniger als 24 Schriften von ebensoviel Autoren auf, die für die nahen
Beziehungen der persischen und der deutschen Sprache eingetreten
sind; er selber gibt die Zahl der neupersischen Wörter, die ihm
als Beweisstücke dafür gelten, auf 221 an, der iranischen über-
haupt auf 288; daß das np. xudä darunter ebensowenig fehlt als
die anderen bei Sarreiter angeführten persischen Wörter: nam
rName5, biradar 'Bruder’, duxtar Tochter’, usw., ist selbstver-
ständlich.
3. Nachdem nun aber von Sarreiter die alte Zusammen-
stellung: got. gup, gudis — np. xudä wieder aufgefrischt und zur
Erörterung gestellt wurde, sodann weil sie, wie nicht zu verkennen,
auf den ersten Blick wegen des lautlichen Anklangs etwas Be-
stechendes hat, endlich weil ja die Kenntnis der .einschlägigen
Tatsachen nicht ins Ungemessene verbreitet ist (s. § 1 a. Auf.),
so dürfte der Versuch nicht für ganz unnütz und überflüssig an-
gesehen werden, die Frage durch eine allseitige Beleuchtung end-
gültig zu erledigen und jener Wortgleichung endlich einmal die ge-
bührende Grabesruhe zu verschaffen.
9 Im Jahre 1887.
2) '. . . le persan moderne Ichodä dien, d’oü le Gott et God des langues
germaniqne8,, JAs. 1829. 345. .r