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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 2. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 3 — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37769#0003
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V. Die Vorgeschichte des npers'. xudä(y) ‘Gott’.
1. Herr Behaghel-Gießen hat mich — zugleich mit der An-
frage, was davon zu halten sei, — brieflich darauf aufmerksam
gemacht (22. 11. 1919), daß sich in den Blättern für bayr. Gym-
nasialwesen 55. (1919) 99 ff. ein Aufsatz von JosSarreiter finde,
betitelt 'Die Etymologie und Bedeutung des Wortes Gott’, in dem
die Annahme vertreten wird, der Bibelübersetzerder Goten, Wulfila,
habe sein Wort für den Gottesbegriff got. gup (neutr.), Gen. gudis,
dem Iranischen entlehnt; gup, gudis sei das neupersische xudä.
“Es ist mir sehr wahrscheinlich’, so schreibt er S. 100, 'daß
dies nur den Persern eigene Substantiv als verkürztes Lehnwort
in die Sprachen der Ostgoten am Schwarzen Meere, hierauf zu
den Westgoten und von da ins Germanische kam.” Dabei wird
auch zu den bereits bekannten Etymologien des angeblich ent-
lehnten neupers. Worts eine neue aufgestellt, derzufolge es eigent-
lich 'das Urselbst’ bedeuten soll (S. 101). Ich werde in den
folgenden Ausführungen zu zeigen versuchen^ wie es mit Sarreiters
Wiederentdeckung der Herkunft unseres cGott’ aus dem Iranischen
bestellt ist.x)
2. Neu ist ja die Verknüpfung des got. gup mit dem np.
xuda(y) nur für den, der seine Belehrung über gotische — oder
germanische — Wortkunde allein aus den neueren etymologischen
Wörterbüchern der germanischen Dialekte schöpft. Es ist richtig,
bei Uhlenbeck EtWbGotSpr. 64, Feist EtWbGotSpr. 120, Heyne
DWb.2 2. 1223, Weigand DWb.5 1. 751, Kluge EtWbDSpr.8 176,
Ealk&Torp EtOrdb. 1. 359, usw., auch bei Hoops RGermAlt.
’) Eine 'Etymologie’ von Gott weiß ich nicht zu geben; die gegenwärtig
beliebteste, nach der Gott eigentlich 'das angerufene Wesen’ ist — damit soll
zugleich das neutrale Geschlecht des Worts begründet werden — (so bei
Kruge), hat für mich nichts Überzeugendes.
 
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