Christian Bartholomae:
10
Form aber zeigt, daß die Aufnahme des Worts viel älter ist: sie
geht auf das alte, in den parthischen (!, s. oben) Inschriften bezeugte
sähln sah (§ 6) zurück, nach dem Lautgesetz, daß im Armenischen
die Sonanten i und u ausfielen, und zwar in vorliterarischer
5 Zeit, sofern sie nicht in letzter, d. i. der haupttonigen Silbe standen.
8. Endlich, es fehlt das Wort im Mittelsakischen. Wegen
des Alters der msak. ('nordarischen') Literatur vergleiche man
IdgJb. 1. 21. Der Begriff 'Gott’ wird darin regelmäßig mit gijasta
bezeichnet, das das awestisch!1 yazata- fortsetzt, s, § 6. Die saki-
w sehen Fürsten führen, auf Münzen und sonst (s. Bthl. zEt&Wb. 29
No. 4), den Titel sah, sahansäh (u. ähnl.), s. § 6 f. Besonders be-
merkenswert ist das msak. khträjsa (d. i. xiräja), das Leümann
NArSpr. 113 mit 'Selbstkönig, Freiherr' übersetzt, in einer brief-
lichen Mitteilung vom 31. 12. 19 mit 'Herr'. Sonach wäre das
15 Wort mit dem besprochenen etwa gleichwertig. Ist das aber
richtig, so läßt sich daraus der Schluß ziehen, daß bei den Saken
(im nordwestlichen Indien) das Wort xvatciy 'auTOKpdrujp' nicht
bekannt war, daß es zu ihnen nicht gedrungen ist; sonst würde
kein Anlaß bestanden haben, für den Begriff auxoKpdTuup jenes
20 auffällige Neuwort zu schaffen, ein Mischding, das halb dem
iranischen und halb dem indischen Sprachschatz entnommen
worden ist.x)
9. Die älteste belegbare Form des Worts in West Iran — im
Parthischen und Persischen2) — ist *xuatäi. In den mittelpersi-
25 sehen GemmenAufschriften (mpS.; s. Horn Sas Siegelst. 25 f.) wird
es durch HVT’Y, in den mp. Handschriften (mpB.) durch an t ad
dargestellt. Damit ist eben xvatciy (oder auch xvatay)3) gemeint,
wie das Wort jedenfalls im älteren Parthischen gelautet hat. Die
lautliche jüngere persische Form der SasanidenZeit ist xvabciy,
so das in den Quellen mit historischer Orthographie (mpB., usw.) wie
im Parthischen, aber in den TurfanTexten (mpT.) mit XVD'Y
{xvaday) geschrieben ist.4) Daraus ging weiterhin xobay, xubay.
ß Man vergleiche dazu auch Kirste Orobazos 48 ff'.
2) Ich bemerke, daß ich für die TurfanTexte parthiscb und persisch
35 nicht geschieden habe (sie gehen beide unter mpT.), weil 1) die Scheidung
oft unmöglich, 2) weil sie für den vorliegenden Fall belanglos ist.
3) xv meint labialisiertes x (d. i. stimmloser gutturaler Engenlaut).
4) Die Lesung xudäy (xubäy\ D meint d und b) ist natürlich an sich ge-
radesogut möglich. FWKMüller hat (zu M 4. 10) erst khüdäi, später aber
10
Form aber zeigt, daß die Aufnahme des Worts viel älter ist: sie
geht auf das alte, in den parthischen (!, s. oben) Inschriften bezeugte
sähln sah (§ 6) zurück, nach dem Lautgesetz, daß im Armenischen
die Sonanten i und u ausfielen, und zwar in vorliterarischer
5 Zeit, sofern sie nicht in letzter, d. i. der haupttonigen Silbe standen.
8. Endlich, es fehlt das Wort im Mittelsakischen. Wegen
des Alters der msak. ('nordarischen') Literatur vergleiche man
IdgJb. 1. 21. Der Begriff 'Gott’ wird darin regelmäßig mit gijasta
bezeichnet, das das awestisch!1 yazata- fortsetzt, s, § 6. Die saki-
w sehen Fürsten führen, auf Münzen und sonst (s. Bthl. zEt&Wb. 29
No. 4), den Titel sah, sahansäh (u. ähnl.), s. § 6 f. Besonders be-
merkenswert ist das msak. khträjsa (d. i. xiräja), das Leümann
NArSpr. 113 mit 'Selbstkönig, Freiherr' übersetzt, in einer brief-
lichen Mitteilung vom 31. 12. 19 mit 'Herr'. Sonach wäre das
15 Wort mit dem besprochenen etwa gleichwertig. Ist das aber
richtig, so läßt sich daraus der Schluß ziehen, daß bei den Saken
(im nordwestlichen Indien) das Wort xvatciy 'auTOKpdrujp' nicht
bekannt war, daß es zu ihnen nicht gedrungen ist; sonst würde
kein Anlaß bestanden haben, für den Begriff auxoKpdTuup jenes
20 auffällige Neuwort zu schaffen, ein Mischding, das halb dem
iranischen und halb dem indischen Sprachschatz entnommen
worden ist.x)
9. Die älteste belegbare Form des Worts in West Iran — im
Parthischen und Persischen2) — ist *xuatäi. In den mittelpersi-
25 sehen GemmenAufschriften (mpS.; s. Horn Sas Siegelst. 25 f.) wird
es durch HVT’Y, in den mp. Handschriften (mpB.) durch an t ad
dargestellt. Damit ist eben xvatciy (oder auch xvatay)3) gemeint,
wie das Wort jedenfalls im älteren Parthischen gelautet hat. Die
lautliche jüngere persische Form der SasanidenZeit ist xvabciy,
so das in den Quellen mit historischer Orthographie (mpB., usw.) wie
im Parthischen, aber in den TurfanTexten (mpT.) mit XVD'Y
{xvaday) geschrieben ist.4) Daraus ging weiterhin xobay, xubay.
ß Man vergleiche dazu auch Kirste Orobazos 48 ff'.
2) Ich bemerke, daß ich für die TurfanTexte parthiscb und persisch
35 nicht geschieden habe (sie gehen beide unter mpT.), weil 1) die Scheidung
oft unmöglich, 2) weil sie für den vorliegenden Fall belanglos ist.
3) xv meint labialisiertes x (d. i. stimmloser gutturaler Engenlaut).
4) Die Lesung xudäy (xubäy\ D meint d und b) ist natürlich an sich ge-
radesogut möglich. FWKMüller hat (zu M 4. 10) erst khüdäi, später aber