Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. Ili. 45
eine Wendung, wie sie 8 9c. 27 ff. bezeugt ist: tahrn ucl nev pus
i dösist vicist-is ce-m-is pursid cder starke und tapfere Sohn des
geliebtesten, er hat gelehrt, was ich ihn fragte’, wird man auch
in den TurfanTexten sonst vergeblich suchen. Man kann wohl
in vicist-is das Pronomen als Casus obliquus — des Agens beim 5
passiven Verbum — nehmen, aber in dem Satz ce-m-is pursid muß
entweder das Pronomen der 1. (-m) oder das der 3. Person (-is) als
Casus rectus fungieren. Nun mag man allerdings dagegen einwenden,
das Verbum (mpB.) pursitan wird zumeist nicht mit doppeltem Ak-
kusativ verbunden, sondern mit Akkusativ der Sache und Ablativ io
der Person, es sei also -is als Ablativ zu nehmen und demnach
vielmehr zu übersetzen: 'was ich von ihm erfragte’. Aber ein -s (-is)
allein steht ebenso wenig für 'ab eo, ex eo’ wie ein alleinstehendes
-m oder -t für 'a me, abs te’, usw. (s. oben S. 30 No. 3), es bedarf
dazu einer Präposition. Beweisend dafür ist die mpB.Stelle is
M177 v. 14 mit dem Verbum xvcistan, das ebenso wie pursitan
konstruiert wird: ägädag ce-m ac hö xväst 'der Wunsch, den ich
von ihm erbat’; 'von ihm’ ist ac Iw. Statt dessen könnte auch
-s ac-is stehen wie im MpB., z. B. PahlRivDd. 14. 12 f.: ka-s xvcirreh
i xvatäyili haca-s be sut büt 'als die Herrlichkeit des Königtums 20
von ihm gewichen war’. Aber allein kann -s nicht in ablati-
vischem Sinn verwertet werden. Die Konstruktion in S 9 ist also
ganz sicher jung; s. dazu Horn GIrPh. 1 b. 118.
40. Steht aber die späte Entstehung des in S 9 enthaltenen
Stücks fest, so entfallen damit die Bedenken, die sich sonst gegen- 25
über dem dortigen Gebrauch von xvadäy erheben müßten. Die
Verbindung des Gottesnamens Ohrmazd mit dem alten Wort für
cajTOKpctTujp anstatt des alten Worts für Gott (&ay) ist in der Spät-
zeit der mitteliranischen Periode auch in den iranischen Ländern
soroastr ischen Glaubens durchaus geläufig (s. § 41 ff.) und von 30
dorther übernommen.
41. Durchmustert man die gesamten mitteliranischen Quellen
der zoroastrischen Religion, so stößt man, darüber besteht kein
Zweifel, ab und zu einmal auf eine Stelle, an der der Begriff 'Gott’,
wenn frei und für sich alleinstehend, statt wie sonst und 35
in alter Weise (s. § 6) durch yazdän — so z. B. im Kn. 22, 37,
66, 101, 106, 115, 128, 195 — vielmehr durch das alte Wort für
'König, Herrscher, Herr’ zum Ausdruck zu kommen scheint. Das
eine Wendung, wie sie 8 9c. 27 ff. bezeugt ist: tahrn ucl nev pus
i dösist vicist-is ce-m-is pursid cder starke und tapfere Sohn des
geliebtesten, er hat gelehrt, was ich ihn fragte’, wird man auch
in den TurfanTexten sonst vergeblich suchen. Man kann wohl
in vicist-is das Pronomen als Casus obliquus — des Agens beim 5
passiven Verbum — nehmen, aber in dem Satz ce-m-is pursid muß
entweder das Pronomen der 1. (-m) oder das der 3. Person (-is) als
Casus rectus fungieren. Nun mag man allerdings dagegen einwenden,
das Verbum (mpB.) pursitan wird zumeist nicht mit doppeltem Ak-
kusativ verbunden, sondern mit Akkusativ der Sache und Ablativ io
der Person, es sei also -is als Ablativ zu nehmen und demnach
vielmehr zu übersetzen: 'was ich von ihm erfragte’. Aber ein -s (-is)
allein steht ebenso wenig für 'ab eo, ex eo’ wie ein alleinstehendes
-m oder -t für 'a me, abs te’, usw. (s. oben S. 30 No. 3), es bedarf
dazu einer Präposition. Beweisend dafür ist die mpB.Stelle is
M177 v. 14 mit dem Verbum xvcistan, das ebenso wie pursitan
konstruiert wird: ägädag ce-m ac hö xväst 'der Wunsch, den ich
von ihm erbat’; 'von ihm’ ist ac Iw. Statt dessen könnte auch
-s ac-is stehen wie im MpB., z. B. PahlRivDd. 14. 12 f.: ka-s xvcirreh
i xvatäyili haca-s be sut büt 'als die Herrlichkeit des Königtums 20
von ihm gewichen war’. Aber allein kann -s nicht in ablati-
vischem Sinn verwertet werden. Die Konstruktion in S 9 ist also
ganz sicher jung; s. dazu Horn GIrPh. 1 b. 118.
40. Steht aber die späte Entstehung des in S 9 enthaltenen
Stücks fest, so entfallen damit die Bedenken, die sich sonst gegen- 25
über dem dortigen Gebrauch von xvadäy erheben müßten. Die
Verbindung des Gottesnamens Ohrmazd mit dem alten Wort für
cajTOKpctTujp anstatt des alten Worts für Gott (&ay) ist in der Spät-
zeit der mitteliranischen Periode auch in den iranischen Ländern
soroastr ischen Glaubens durchaus geläufig (s. § 41 ff.) und von 30
dorther übernommen.
41. Durchmustert man die gesamten mitteliranischen Quellen
der zoroastrischen Religion, so stößt man, darüber besteht kein
Zweifel, ab und zu einmal auf eine Stelle, an der der Begriff 'Gott’,
wenn frei und für sich alleinstehend, statt wie sonst und 35
in alter Weise (s. § 6) durch yazdän — so z. B. im Kn. 22, 37,
66, 101, 106, 115, 128, 195 — vielmehr durch das alte Wort für
'König, Herrscher, Herr’ zum Ausdruck zu kommen scheint. Das