Exbtismus der Sinne.
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Christentum als den Zerstörer dieser Welten. Nur einige be-
zeichnende Stellen können hier hervorgehoben werden. In Laus
Veneris (1862) singt Tannhäuser, der einst christliche Ritter, im
Hörsei den Preis der Venus, die vor der Ankunft Christi die
Freude der Welt bedeutete:
Alas, Lord, surely thou art great and fair.
But lo her wonderfully wovon hair!
And thou didst beal us with thy piteous kiss;
But see now, Lord; her mouth is lovelier.
In dieser Venus, die „schöner ist als Gott“, trifft sich Antike und
Orient: „Ihr Haar duftete nach all dem sonnverbrannten Süden,
nach Iseltsamem Gewürz und Blüten, nach dem seltsamen Ge-
ruch ausgepreßter Früchte und nach dem wohlriechenden Stoff,
den die schwarzen Könige aus Lust unter ihre Füße treten, wenn
ihr Sinn von Liebesleidenschaft erglüht, nach verbranntem Weih-
rauch und zerriebenem Sandelholz“. Heidentum gegen Christen-
tum ist der Grundton der Hymn to Proserpine, wo der Dichter
sich mit dem heidnischen Sprecher identifiziert, der nach der
Verkündigung des christlichen Glaubens in Rom die Klage an
stimmt um die Entthronung der alten Götter durch den Galiläer.
Droht doch dieser alles hinwegzunehmen, den Lorbeer, die
Palmen, den Päan, die Nymphen, die Liebe und alle Freude vor
dem Tode überhaupt. Ist doch die Welt grau geworden vor
seinem Atem. Für den Sprecher sind der Galiläer und die Hei-
ligen mit ihren erbärmlichen Martern nur verächtlich:
0 li'ps that the livte bLood faints in, the leavings of rocks and rods!
0 ghastly glories of saints, dead limbs of gibbefed Gods!
Maria ist zwar als Königin gekrönt an Stelle von Venus, aber
Venus trug als Gewand die Sehnsucht der Welt, war eine Göttin
und die Mutter von Rom, hatte das Haar mit Duft und Blumen
beladen und war eine Herrscherin des Meeres, während Maria
eine bleiche Jungfrau ist, eine Schwester der Sorge, eine Sklavin
unter Sklaven. Noch glühendere Hymnen auf die. Sinnlichkeit
der alten Welt sind die Gedichte Paust ine (1862) und Dolores
(1865). In der Gestalt der Kaiserin Faustina verherrlicht der
Dichter die Inkarnation der Schönheit, Leidenschaft und Sünde
der alten Welt. Faustina, die einst eine Bacchantin war, ist nach
langer Metempsychose als Kaiserin von Rom wieder auferstanden.
In schwer verständlichen Versen deutet der Dichter an, daß sie
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Christentum als den Zerstörer dieser Welten. Nur einige be-
zeichnende Stellen können hier hervorgehoben werden. In Laus
Veneris (1862) singt Tannhäuser, der einst christliche Ritter, im
Hörsei den Preis der Venus, die vor der Ankunft Christi die
Freude der Welt bedeutete:
Alas, Lord, surely thou art great and fair.
But lo her wonderfully wovon hair!
And thou didst beal us with thy piteous kiss;
But see now, Lord; her mouth is lovelier.
In dieser Venus, die „schöner ist als Gott“, trifft sich Antike und
Orient: „Ihr Haar duftete nach all dem sonnverbrannten Süden,
nach Iseltsamem Gewürz und Blüten, nach dem seltsamen Ge-
ruch ausgepreßter Früchte und nach dem wohlriechenden Stoff,
den die schwarzen Könige aus Lust unter ihre Füße treten, wenn
ihr Sinn von Liebesleidenschaft erglüht, nach verbranntem Weih-
rauch und zerriebenem Sandelholz“. Heidentum gegen Christen-
tum ist der Grundton der Hymn to Proserpine, wo der Dichter
sich mit dem heidnischen Sprecher identifiziert, der nach der
Verkündigung des christlichen Glaubens in Rom die Klage an
stimmt um die Entthronung der alten Götter durch den Galiläer.
Droht doch dieser alles hinwegzunehmen, den Lorbeer, die
Palmen, den Päan, die Nymphen, die Liebe und alle Freude vor
dem Tode überhaupt. Ist doch die Welt grau geworden vor
seinem Atem. Für den Sprecher sind der Galiläer und die Hei-
ligen mit ihren erbärmlichen Martern nur verächtlich:
0 li'ps that the livte bLood faints in, the leavings of rocks and rods!
0 ghastly glories of saints, dead limbs of gibbefed Gods!
Maria ist zwar als Königin gekrönt an Stelle von Venus, aber
Venus trug als Gewand die Sehnsucht der Welt, war eine Göttin
und die Mutter von Rom, hatte das Haar mit Duft und Blumen
beladen und war eine Herrscherin des Meeres, während Maria
eine bleiche Jungfrau ist, eine Schwester der Sorge, eine Sklavin
unter Sklaven. Noch glühendere Hymnen auf die. Sinnlichkeit
der alten Welt sind die Gedichte Paust ine (1862) und Dolores
(1865). In der Gestalt der Kaiserin Faustina verherrlicht der
Dichter die Inkarnation der Schönheit, Leidenschaft und Sünde
der alten Welt. Faustina, die einst eine Bacchantin war, ist nach
langer Metempsychose als Kaiserin von Rom wieder auferstanden.
In schwer verständlichen Versen deutet der Dichter an, daß sie