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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0016
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16

H. Ranke:

Mhn-t3 ,,Mhn der Erde“1 heißt eine andere Schlange, an der
der ,,in seinem Mhn befindliche“ Sonnengott in der 8. Stunde
der Nacht vorüberfährt2; sie ist wohl identisch mit der riesigen
Schlange Mhn-ts, die in der 11. Nachtstunde das Sonnenschiff
vorwärtszieht, und deren zahlreiche Windungen 12 Männer3 auf
ihren Köpfen tragen4.
Mhn heißen endlich mehrere ,,Uräusschlangen“, die, in zwei
Gruppen zu je dreien geordnet, auf Bogen sitzen, und denen der
vom Mhn geschützte Sonnengott in der 10. Stunde der Nacht im
„Buch der Pforten“ entgegenfährt5.
Aus späterer Zeit ist mir nur eine Erwähnung einer anderen6
Mhn genannten Schlangengottheit bekannt, und zwar aus einer
Inschrift ptolemäischer Zeit im großen Tempel von Edfu. Hier7
führt der König dem Idorus verschiedene Götter zu, die ihm Opfer-
gaben bringen, darunter einen Gott Mhn8, dessen Name in der
Schrift mit dem Bilde einer stark geringelten Schlange versehen
wird.
Dagegen gehört noch ein merkwürdiger Text des m. R. hier-
her, der eine^@$j 9 geschriebene Gottheit erwähnt, die auf den
ersten Blick mit einer Schlange nichts zu tun zu haben scheint.
Auf der Kopfseite des Holzsarges eines Vorstehers der Soldaten
Spj10 im Museum in Kairo findet sich, rechts unten in der Ecke
aufgemalt, eine ganz ungewöhnliche Darstellung: Eine männliche
1 D. h. „der Unterwelt“, im Gegensatz zu dem aus den Regionen der
Götter kommenden Mhn, den Isis mitbringt? Vgl. S. 17f.
2 Sethosgrab IV, 47.
3 Der Vorderste von ihnen heißt Mhnjl
4 Sethosgrab II, 23. 25.
5 Bonomi-Sharpe, Alab. Sarcoph. pl. X.
6 Piehl, Inscr. II, CXXVU.
7 Piehl (a. a. 0. S. 85, 4) vergleicht den Gott Mhwn.w. Sharpe, Inscr.
I, 78 (= Brit. Mus. Hierogi. Texts II, 5), 15f., der aber nicht in diesen Zu-
sammenhang zu gehören scheint. — Eine Beschreibung der Darstellung des
mhn gibt Piehl nicht.
8 Der Mhn des Nachtschiffes der Sonne wird auch in ptolemäisch-
römischen Texten noch häufig erwähnt, so z. B. Mar. Dend. II, 49. III, 44. 73a.
IV, 65 und öfters.
9 Die aus zwei ineinander gezeichneten Kreisen bestehende Hieroglyphe
findet sich sonst als Zeichen für Worte, die einen Ring o. ä. bedeuten, z. B.
für iw' w Ring, Erman Gr.3 S. 71. Wie mir Sethe mitteilt, begegnet er auch
in einer Variante von dbn „umkreisen“.
10 Lacau, Sarcoph. I, 175f. und pl. XXV (Kairo Nr. 28 083). Der Sarg
stammt aus El-Bersche.
 
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