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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0018
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18

H. Ranke:

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„Er1 lebt von dem, wovon Rec lebt,
(an ?)2 der Stätte des . . . :3, die jene Tore bewacht in Millionen auf
Millionen (von Jahren)“4.
Während nun hier noch ein Zweifel bestehen könnte, wer mit
dem Mhn gemeint sei, geben die Inschriften auf dem äußersten
Ovalstreifen unzweideutige Auskunft. Sie enthalten nämlich Bruch-
stücke aus dem 131. Spruche des Totenbuchs, und der in ihnen
erwähnte Mhn (ebenfalls geschrieben) kann also kein anderer
sein als die den Sonnengott auf seiner Nachtfahrt schützende
Schlange5, die wir bisher erst aus dem neuen Reiche kannten.
Damit wird uns aber auch die Bedeutung des soeben zitierten
Spruchanfanges klar. Wenn — wie wir oben sahen — in den Dar-
stellungen des „Amduat“ Isis und die m/z;z-Schlange gleichzeitig
im Schiffe des Sonnengotts auftauchen, und wenn andererseits
in diesem Texte des mittleren Reiches ein Mhn-Gott erwähnt
wird, den Isis „ihrem Sohne Horus, der vorn in ihrem Schiff ist,
gebracht hat“ — so werden diese Beiden gewiß in Zusammenhang
miteinander stehen. Mir scheint, daß hier von Horus, dem Sohne
der Isis dasselbe ausgesagt wird, was viele Jahrhunderte später
in dem von thebanischen Priestern verfaßten „Amduat“ dem
widderköpfigen Gotte von Theben zugeschrieben wurde: daß dem
1 Offenbar der Besitzer des Sarges.
2 Fehlt ein ;n? Die folgenden Worte, die den Spruch abschließen,
würden sonst ohne jede Verbindung bleiben. — Ich vermute, daß dem Toten
hier verheißen wurde, mit der Hilfe des Mhn, den Sonnengott auf seiner Unter-
weltsfahrt ewig zu begleiten. Die „Stätte, die jene Tore bewacht“ (d. h. die
Tore der 12 krr.t), wäre das Sonnenschiff, genauer die Nachtbarke, mskt.t.
3 Die „Stätte des Gottes des 9. Tages“?? — Sollte die „Stätte der
Neunheit des Re'“ gemeint sein? Der gleiche merkwürdige Ausdruck wird
Lacau S. 175 noch zweimal in anderem Zusammenhänge erwähnt.
4 Die Hieroglyphe „Jahr“ fehlt auf den Hieroglyphen für „Million“,
muß aber natürlich ergänzt werden. Vgl. die Inschrift auf dem Thron des
Gottes und S. 19. Oder sollte — wie Sethe mir vorschlägt — „in Un-
endlichkeit auf Unendlichkeit“ zu übersetzen und dies auf „die unendlich
vielen Ringe, die um den mhn-Gott gezogen sind“ zu beziehen sein?
5 Vgl. oben S. 15, Anm. 2. — Im Totenpapyrus der Nsj-ts-nb.t-isr.w
(Dyn. 21) wird übrigens der Mhn im 131. Spruch ebenfalls nicht mit dem
Bild einer Schlange, sondern mit dem eines Kreises — allerdings ohne Innen-
kreis — determiniert. Vgl. Budge, Greenfield Pap. pl. 26, 8. (Statt mhn hat
der Kopist dort irrig mh „Elle“ geschrieben!) Ich möchte daraus schließen,
daß diese Abschrift auf ein Exemplar des m. R. zurückgeht.
 
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