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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0021
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Das altägyptische Schlangenspiel.

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„Ringler“ — wie wir im Deutschen eine Schlangenart ja auch als
„Ringelnatter“ bezeichnen.
Daß die — stets männlich gedachte — mhn-Schlange des
„Amduat“ seit der 22. Dyn. häufig mhn.t geschrieben wird (z. R.
Rerlin Pap. 3049, 7, 4; sait. Totb. 131, 7) darf nicht wunder-
nehmen. Das t gehört hier zum Deutzeichen der Schlange und hat
offenbar nur graphische Redeutung1.
• Anders steht es mit einem sicher weiblichen Worte mhn.t, das
ebenfalls mit dem Zeichen einer mehrfach geringelten Schlange
geschrieben wird. Dieses Wort ist uns seit dem n. R.2, vor allem
aber aus der Ptolemäer zeit3, als einer der zahlreichen Namen der
Uräusschlange überliefert, und da — wie wir sahen — in Texten
der 18. Dyn. sowohl wie der Ptolemäerzeit das Verbum mhn gerade
von der Uräusschlange gebraucht wird, so darf die Ableitung auch
dieses Wortes von dem Verbum mhn „sich ringeln, umringeln“
als gesichert gelten. Ist es doch eben für die Uräusschlange beson-
ders bezeichnend, daß ihr Leib in vielfachen Windungen das Stirn-
band des Sonnengottes und seines irdischen Sohnes, des Königs,
umzieht.
Freilich haben die Ägypter der Ptolemäerzeit mit ihrer Vor-
liebe für Wortspielereien den Namen dieser Mhn.t auch mit anderen
ähnlichen Worten zusammengebracht. So liegt in der S. 20 zitierten
1 Ein später Text wie Sharpe, Inscr. II, 10. 16 schreibt das .t allerdings
auch ohne die Schlange, offenbar durch die aus dem Hieratischen geläufigen
Schreibungen beeinflußt. — Berlin Pap. 3050, 3. 1 (Dyn. 22) wird mhn.t als
Femininum konstruiert (’s.t.s), doch wird hier die Uräusschlange gemeint sein;
vgl. das Folgende. — Eine Malerei auf einem mumienförmigen Sarge des
späteren neuen Reiches zeigt uns allerdings eine Schlangen-Göttm Mhn.t, die
einmal den Toten an der Hand nimmt und ihn dem Osiris „diesem großen
Gotte in der Dws.t“ zuführt, ein anderesmal dem vor der Göttin ITathor
Stehenden schützend die Hand auflegt, „um ihn sich vereinigen zu lassen mit
den Göttern des Totenreiches“ (Bibi, egyptol. IV, pl. I u. II). Hier erscheint
also eine Schlangengöttin Mhn.t als - Beschützerin im Totenreich — ganz
parallel der männlichen Schlangengottheit Mhn, die den Sonnengott auf seiner
Fahrt durch das Totenreich beschützt.
2 Düm. Hist. Inschr. II, 43, 5f. (Zeit Sethos des Ersten). Dümiciien gibt
allerdings die männliche Form, das folgende hr.t zeigt aber, daß ein Femininum
gemeint ist. Ähnlich im Grab des Zai (Dyn. 19, unveröffentlicht): mhn wr.t.
Vgl. auch Setiie, Urk. IV, 951, 10, wo, wenn die Ergänzung richtig ist, die
Uräusschlange als Maskulinum behandelt wäre. Aber auch andere Ergän-
zungen sind möglich.
3 Z. B. Brugscii, Thes. 270. 271. Sethe, Urk. II, 146, 1. Edfu ed.
Rochem. I, 312. 574. II, 15. Düm. Geogr. Inschr. III, 70. IV, 118.
 
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