Das altägyptische Schlangenspiel.
23
III.
Kehren wir nach dieser Abschweifung zu dem altägyptischen
Schlangenspiel zurück, so ist aus dem Gesagten Eins gewiß deut-
lich geworden: das Spiel hat seinen Namen mhn erhalten von der
auf seinem Brette dargestellten spiralig zusammengeringelten
Schlange, die eben diesen Namen mhn, d. h.,, Ringler“, getragen hat* 1.
Damit fällt auf die beiden eingangs erwähnten Stellen der
Pyramidentexte, welche das Wort mhn enthalten, ein neues Licht.
Es wird auch in ihnen von einer Schlange mhn die Rede sein. An
der Stelle Pyr. 541, wo es vom verstorbenen König heißt, daß er
„herauskomme (prj) als (?) mhn“2 (vgl. S. 9 Anm. 1) könnte dann
grab II, 25 (der Erste von den Trägern der Schlange mhn-13, vgl. oben S. 16
Anm. 3); Edfu, ed. Rochem. I, 74 (als Beiname des den Himmelsozean durch-
fahrenden Horus von Edfu). Diese letzte Bildung ist offenbar eine Nisbe zu
dem Namen der M/m-Schlange und bezeichnet den Betreffenden als „zum
Mhn gehörig“. Mhn.j.l könnte das Femininum dazu sein; dann würde
•Erman, Hymnen 8, 4 die Uräusschlange als „die zum Mhn gehörige“ be-
zeichnet und die spätere Form Mhn.t für den Uräus könnte eine defektive
Schreibung dieses Namens sein. Sachlich freilich paßt diese Bezeichnung
nicht gut. Sollte Mhnj.t etwa einfach als Femininum zu Mhn und dieses
als defektive Schreibung für *Mhnj anzusehen sein (vgl. dann S. 20, Anm. 1) ?
Dazu wäre dann auch die späte Form Mhnw.t zu stellen, die andernfalls als
schlechte Variante zu Mhn.t aufgefaßt werden müßte.
1 Daß das Wort mhn und seine Ableitungen — wo sie lautlich ausge-
schrieben sind — seit dem m. R. fast immer [die einzigen Ausnahmen sind
Ann. Serv.V, 239 und Chassinat-Palanques, Fouilles d’Assiout p. 93 aus dem
m. R.] mit dem Zeichen «k geschrieben werden, darf man gegen die hier
vollzogene Identifizierung nicht ins Feld führen. Derartige orthographische
Neuerungen finden sich auch sonst. — Das alte Wortzeichen für mhn, das
Spielbrett mit der zusammengeringelten Schlange, scheint um dieselbe Zeit,
in der das Spiel selbst außer Gebrauch kam, also um das Ende des a. R.,
aus der ägyptischen Schrift verschwunden zu sein. Da aber das Wort mhn
samt seinen Ableitungen der Sprache verblieb, so mußte für sie ein anderes
Zeichen gewählt werden. Das m. R. verwendet wechselnd die auch sonst
gebräuchlichen Zeichen © und Erst im n. R. finden wir, offenbar als
eine Neuschöpfung, das der Inschriften der älteren Zeit fehlende Zeichen der
mehrfach geringelten Schlange (vgl. S. 19), das sich bis in die Ptolemäerzeit
hinein (z. B. Edfu, ed. Rochem. I, 574. Mar. Dend. III, 47c. d. IV, 65
oben Z. 4 u. oft) als Wortzeichen für mhn in Gebrauch findet. Es ist vielleicht
nicht zufällig, daß dieses Zeichen, das nicht zum alten Bestände des Hiero-
glyphenschatzes gehört, in seinen Formen auffallend stark variiert.
2 Vgl. Pyr. 442b die „Schlange (A/sic), die aus der Erde herauskommt
(prj)“.
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III.
Kehren wir nach dieser Abschweifung zu dem altägyptischen
Schlangenspiel zurück, so ist aus dem Gesagten Eins gewiß deut-
lich geworden: das Spiel hat seinen Namen mhn erhalten von der
auf seinem Brette dargestellten spiralig zusammengeringelten
Schlange, die eben diesen Namen mhn, d. h.,, Ringler“, getragen hat* 1.
Damit fällt auf die beiden eingangs erwähnten Stellen der
Pyramidentexte, welche das Wort mhn enthalten, ein neues Licht.
Es wird auch in ihnen von einer Schlange mhn die Rede sein. An
der Stelle Pyr. 541, wo es vom verstorbenen König heißt, daß er
„herauskomme (prj) als (?) mhn“2 (vgl. S. 9 Anm. 1) könnte dann
grab II, 25 (der Erste von den Trägern der Schlange mhn-13, vgl. oben S. 16
Anm. 3); Edfu, ed. Rochem. I, 74 (als Beiname des den Himmelsozean durch-
fahrenden Horus von Edfu). Diese letzte Bildung ist offenbar eine Nisbe zu
dem Namen der M/m-Schlange und bezeichnet den Betreffenden als „zum
Mhn gehörig“. Mhn.j.l könnte das Femininum dazu sein; dann würde
•Erman, Hymnen 8, 4 die Uräusschlange als „die zum Mhn gehörige“ be-
zeichnet und die spätere Form Mhn.t für den Uräus könnte eine defektive
Schreibung dieses Namens sein. Sachlich freilich paßt diese Bezeichnung
nicht gut. Sollte Mhnj.t etwa einfach als Femininum zu Mhn und dieses
als defektive Schreibung für *Mhnj anzusehen sein (vgl. dann S. 20, Anm. 1) ?
Dazu wäre dann auch die späte Form Mhnw.t zu stellen, die andernfalls als
schlechte Variante zu Mhn.t aufgefaßt werden müßte.
1 Daß das Wort mhn und seine Ableitungen — wo sie lautlich ausge-
schrieben sind — seit dem m. R. fast immer [die einzigen Ausnahmen sind
Ann. Serv.V, 239 und Chassinat-Palanques, Fouilles d’Assiout p. 93 aus dem
m. R.] mit dem Zeichen «k geschrieben werden, darf man gegen die hier
vollzogene Identifizierung nicht ins Feld führen. Derartige orthographische
Neuerungen finden sich auch sonst. — Das alte Wortzeichen für mhn, das
Spielbrett mit der zusammengeringelten Schlange, scheint um dieselbe Zeit,
in der das Spiel selbst außer Gebrauch kam, also um das Ende des a. R.,
aus der ägyptischen Schrift verschwunden zu sein. Da aber das Wort mhn
samt seinen Ableitungen der Sprache verblieb, so mußte für sie ein anderes
Zeichen gewählt werden. Das m. R. verwendet wechselnd die auch sonst
gebräuchlichen Zeichen © und Erst im n. R. finden wir, offenbar als
eine Neuschöpfung, das der Inschriften der älteren Zeit fehlende Zeichen der
mehrfach geringelten Schlange (vgl. S. 19), das sich bis in die Ptolemäerzeit
hinein (z. B. Edfu, ed. Rochem. I, 574. Mar. Dend. III, 47c. d. IV, 65
oben Z. 4 u. oft) als Wortzeichen für mhn in Gebrauch findet. Es ist vielleicht
nicht zufällig, daß dieses Zeichen, das nicht zum alten Bestände des Hiero-
glyphenschatzes gehört, in seinen Formen auffallend stark variiert.
2 Vgl. Pyr. 442b die „Schlange (A/sic), die aus der Erde herauskommt
(prj)“.