Metadaten

Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0025
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das altägyptische Schlangenspiel.

25

dann ist die Zusammengehörigkeit dieser Totenbuchstelle mit
Pyr. 1866 offenbar. Die „weißen Zähne“, die der verstorbene König
„empfangen“ soll, und bei denen der Zusatz mhn nw(H)* 1 steht
(mhn mit dem Zeichen des Schlangenspielbrettes geschrieben!) —
und die tpj.w{ ?) der m/m-Schlange, mit denen die Zähne des ver-
storbenen Nb-snj identifiziert werden, müssen auf eine und die-
selbe Vorstellung zurückgehen: daß die Zähne einer mhn genannten
Ringelschlange für den verstorbenen Ägypter von irgend welcher
Bedeutung sind.
Sodann aber wird hier ja geradezu von einem Spiel, und zwar
von einem uralten Spiel, gesprochen! Wenn nach einer Vorstel-
lung des Totenbuches das göttliche Brüderpaar einst mit(?) den
Zähnen einer mhn genannten Schlange „gespielt“ hat, und wenn
wir andererseits aus der ältesten Zeit Ägyptens ein Spielbrett
kennen, das nach der auf ihm dargestellten Ringelschlange den
Namen mhn trug — dann läßt sich wohl nicht bezweifeln, daß in
beiden Fällen dasselbe Spiel gemeint ist, daß es also unser „Schlan-
genspiel“ war, das Horus und Seth einst miteinander gespielt
haben sollten.
Wir sind also in der Kenntnis dieses Spiels um einen Schritt
vorwärts gekommen: es wurde nach ägyptischer Auffassung mit ( ?)
den Zähnen der m/m-Schlange gespielt. Diese neue Erkenntnis
gibt uns freilich sogleich neue Rätsel auf.
Wir haben oben gesehen, daß das alte mAn-Spiel mit Tier-
figuren und mit Kugeln gespielt wurde — für keines von beiden
aber scheint die Bezeichnung „Zähne“ auch nur einigermaßen
passen zu wollen. Für die Löwen und Jagdhunde braucht dies
nicht erst begründet zu werden, bei den Kugeln aber ist nicht nur
ihre Gestalt mit der Vorstellung von Zähnen schlecht vereinbar,
sondern auch ihre Farbigkeit (vgl. S. 5 u. Anm.) stimmt mit den
Pyr. 1866 — der Natur entsprechend — ausdrücklich als „weiß“
bezeichneten Schlangenzähnen nicht überein2.
Statt tpj.w ra wären die Zähne des mhn hier (falls nicht die Auslassung von rs
angenommen werden soll!), in abgekürzter Form, einfach tpj.w genannt. —
Ich weiß diese mich nicht völlig befriedigende Erklärung durch keine bessere
zu ersetzen. Das Entscheidende bleibt, daß mit den tpj.w{ ?) offenbar nur
die Zähne des mhn gemeint sein können.
1 Siehe oben S. 24.
2 In der Zahl der Spieler werden wir keine Schwierigkeit sehen dürfen.
Das „Schlangenspiel“ werden, je nach Bedarf, zwei (so hier), vier (vgl. S. 11)
oder 6 Spieler (vgl. S. 5) haben spielen können.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften