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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0026
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26

II. Ranke:

Indessen läßt sich diese Schwierigkeit vielleicht beseitigen,
wenn nämlich die Stelle Totb. 172, 16f. etwas anders zu übersetzen
wäre al$ es oben geschehen ist. Anstatt der Zähne „mit denen
Idorus und Seth spielten“ konnte dort vielleicht von den Zähnen
„um die Horus und Seth spielten“ die Rede sein1. Die Schlangen-
zähne würden dann als der Preis, um den gespielt wurde, erscheinen,
und auf Sinn und Bedeutung des ganzen Spieles würde ein uner-
wartetes Licht fallen.
Wenn wir uns nämlich der Furcht vor giftigen Schlangen
erinnern, die den Ägypter aller Zeiten beherrscht, vor allem aber
beim Gedanken an seine Verstorbenen, die in ihrer Ohnmacht den
Bissen der gefährlichen Tiere wehrlos preisgegeben sind, dann wird
uns kein Mittel in Erstaunen setzen, das er versucht hat, um seine
Toten vor dieser Gefahr zu bewahren. Wie, wenn unser ,,Schlangen-
spiel“ ein solches Mittel gewesen wäre ? Wenn der Tote durch das
Gewinnen in diesem Spiel die gefürchtete Schlange ihrer Zähne
hatte berauben können ?2
Wir würden dann freilich erwarten, daß nicht zwei Menschen
- oder Götter — es miteinander spielen, sondern daß der eine
der Spieler eben der Mhn ist, dem die Zähne geraubt werden sollen3.
In diesem Zusammenhang nun gewinnen zwei Texte des
neuen Reiches, die vom Brettspiel mit den quadratischen Feldern
handeln, ein erneutes Interesse. Der eine steht auf einem Papyrus
der 22. Dyn. im Museum in Kairo4, der andere — leider nur teil-

1 Ich kenne keine Stelle der älteren ägyptischen Literatur, in der vom
Spielen „um etwas“ die Rede wäre. In der bekannten Setnestelle (Kh. IV, 28),
wo um das Zauberbuch gespielt wird, steht allerdings die Praeposition r,
nicht m (vgl. Griffith, Stories p. 117 und Spiegelberg, Petubastisroman,
Glossar Nr. 340), aber damit braucht die Frage für die ältere Zeit noch nicht
entschieden zu sein. Auch bleibt die Möglichkeit, daß zwei verschiedene Kon-
struktionen gleichzeitig in Gebrauch waren. Wir wissen über diese Dinge
doch noch zu wenig, um ein abschließendes Urteil fällen zu können. „Er
machte mich zum Vorsteher“ wird in einer Inschrift der 18. Dyn. (Urk. IV
150f.) fast in einem Atemzuge dreimal verschieden ausgedrückt: erst durch
den Akkusativ (150, 13), dann durch m (150, 16), dann durch r (151, 1)!
2 Von dem Ausbrechen von Schlangenzähnen, mit deren Gift Pfeil-
spitzen getränkt werden sollen, scheint Pyr. 443a die Rede zu sein.
3 Theoretisch wäre es ja möglich, daß Ilorus und Seth nicht gegen
einander, sondern gemeinsam gegen den Mhn gespielt hätten — aber viel
Wahrscheinliches scheint mir diese Möglichkeit nicht zu haben.
4 Hierogi. Umschrift: Rec. de trav. 16, 129. Ich konnte dazu eine mir
freundlicherweise zur Verfügung gestellte Abschrift von Prof. Spiegelberg
 
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