Metadaten

Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 6. Abhandlung): Der Staat bei den Scriptores historiae Augustae — Heidelberg, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37773#0014
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14

ALFRED VON DOMASZEWSKI:

plebis venit in curiam. Praefectus urbi cui nescio quicl redoluerat,
et qui publicas litteras non acceperat, a conventu se abslinuit. Die
Kaiserwahl findet an einem dies indictus statt wegen 9, 2, 4
Iulianus — ad senatum venisset, quem indictum acceperat, obwohl aus
dieser Stelle deutlich hervorgeht, daß es wohl einen senatus indictus
gibt, aber keinen dies indictus. Vgl. Dio 78, 16, 5. Dasselbe gilt für
den senatus legitimus, den er aus 1, 8, 6. 8, 9, 9. Sueton. Aug. 35
und dem Kalender des Polemius Silvius kannte. Er war aber der An-
sicht, daß für eine solche Haupt- und Staatsaktion, wie eine Kaiser-
wahl, ein besonderer Tag anberaumt werden mußte. Deshalb er-
findet er sich auch 21, 3, 5 novo genere senatus consulti, cum eadem
die senatus consultum factum esset, inductus in curiam Caesar est
appellatus, ohne eine Ahnung davon zu haben, daß der Senats-
beschluß immer am Tage der Berufung gefaßt werden muß.1 Die
Magistrate sind ausgedacht nach 8, 4, 11 statim ergo omnis ma-
gistratus cum consule ad curiam venerunt und2 4, 10, 3, weshalb
die quaestores fehlen. >
Wenn er den Praefectus urbi nicht erscheinen läßt, so erklärt
sich das aus dem Umstand, daß er gleich darauf ermordet wurde
20, 13, 9 = Plerod. 7, 7, 4. Und doch steckt darin ein wirkliches
Wissen von dem Vorsitz des Praefectus urbi im Senate der späteren
Zeit3, an den dann auch die kaiserlichen Schreiben gerichtet waren.
An einer anderen Stelle läßt der Fälscher die Proklamation des
Kaisers Tacitus durch den Praefectus urbi geschehen 27, 7, 2. Das
entspricht seiner späteren Stellung und hier ist die Quelle seiner
Kenntnis. Nach der griechischen Überlieferung4 ist Tacitus in seiner
Abwesenheit zum Kaiser gewählt worden und hatte sich nach
Campanien zurückgezogen, bis das Heer die Wahl bestätigt hatte.
Dann erst trat er das Amt an. Aus der Fälschung der Vita Gor-
diani ist zu erkennen, daß er durch ein Schreiben an den Stadt-
präfekten5 seinen Entschluß dem Senate kundgab und der Stadt-
präfekt die Renuntiatio auf dem Forum vollzog. Diese Änderung

1 MOMMSEN, Staatsr. 3, 917, Anm. 3.
2 Ygl. oben S. 12.
3 KARLOWA, Rechtsgesch. 1, 864 und das Senatsprotokoll des Jahres 438,
das dem Codex Theod. Vorgesetzt ist.
4 Iieidelb. Sitzungsber. 1917, 1, 27.
5 Deshalb ist in der griechischen Überlieferung der Stadtpräfekt mit dem
Gognomen genannt gewesen, Caesetianus, Heidelb. Sitzungsber. 1918, 13, 6,
Anm. 3. Es ist der Sohn jenes Caesetius Probus.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften