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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 8. Abhandlung): Vita contemplativa: Festrede zum zehnjährigen Stiftungsfeste der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Stiftung Heinrich Lanz — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37775#0024
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und Epicharm an mehreren Stellen, dann bei Eurip. Hippolytos 792. 807
heißt es Orakelbefrager, aber auch schon bei Aeschylus (Prom. 118. Ghoeph.
246) bloß Zuschauer, Betrachter, sodaß Ehrlich, Kuhns Zeitschr. 40, 354,
eine doppelte Wurzel annahm: 1. θεαΛορός ‘Kult wahrend’, 2. θά/α/ωρός
‘Anblick blickend’, was BoisacqwoM mitRecht für unwahrscheinlich erklärt.
Die Stelle Aesch. Prom. 118 πονούν έμών θεωρός könnte zunächst im Zu-
sammenhalt mit 298 καί σύ δή πόνων έμών ήκεις επόπτης und 302 ή θεωρήσων
τύχας εμάς άφϊξαι auf ein Teilnehmen, Sichweiden wie an einem festlichen
Schauspiel hinweisen, aber der Zusatz an der letzteren Stelle καί ξυνασχαλών
κακοίς verwehrt diese Deutung (es folgt δέρκου θέαμα, worauf dann
Okeanos v. 307 ruhiger όρώ Προμηθεΰ beginnt). Ghoeph. 246 wird das Wort
Ζεϋ Ζεΰ, θεωρός τώνδε πραγμάτων γενοϋ später (253) durch ίδεϊν πάρεστί σοι
aufgenommen: wieder ist θεωρός, als das offenbar stärkere und
feierlichere Wort, zu Anfang gesetzt. Eurip. Ion v. 1076 ist der Gott selbst
Betrachter und Teilnehmer seines eigenen nächtlichen Festes (θεωρός έννύχιος).
Bei Aesch. fr. 289 βοας τοιοΰδε πράγματος θεωρός ών scheint von
den antiken Philologen das Wort θεωρός als nicht nur den Zuschauer schlecht-
hin bezeichnend empfunden worden zu sein, da die Stelle von Ammonios
p. 69 Valck. als Beleg zu der Bemerkung θεωρός μέν γάρ έστιν ό είς θεούς
πεμπόμενος, θεατής δέ ό άγώνων καί θεάτρων zitiert wird. Wenn Achaios
fr. 3 N. richtig überliefert ist, so würden sich da θεοοροί und άγωνισταί gegen-
überstehen. Bei Homer, Hesiod und den Lyrikern bis zu Pindar und Bakchy-
lides scheint das Wort und die ganze Sippe zu fehlen, eine völlig ausreichende
Untersuchung kann ich freilich noch nicht vorlegen; bei der Sammlung des
hier in Auswahl gegebenen Materials hat mich meine Zuhörerin Frl. Karola
Schilling unterstützt. Platon hat θεωρός sowohl im Sinne des äußerlichen
und innerlichen Schauens wie in dem eines Festbesuchers: die Belege bei Ast,
z. T. auch bei Boesch. Vom Beschauen der sichtbaren Götter, d. h. der
Sterne, hat es in bezeichnendem Zusammenhang der Verfasser der Epinomis
gebraucht, 986 D: μεμυημένος άληθώς τε καί όντως. . . τον έπίλοιπον χρόνον
θεωρός των καλλίστων γενόμενος, όσα κατ’ όψιν, διατελεΐ (vorher 986 Α ών
καθεοόρακα εγώ).
Θεοορίς, womit das attische heilige Theseusschiff bezeichnet wird, das
alljährlich nach Delos fährt, hat seinen ältesten Beleg wohl bei Aesch. Sept. 858,
der es kühn ins Gegenteil wendend vom Charonschiff gebraucht (vgl. Wilamo-
witz, Aischylos, Interpretationen, S. 84, 1). Über Θεωρίδες als αί περί τον
Διόνυσον βάκχαι (Hesych.) vgl. die im Thes. 1. gr. zitierte Stelle bei Lob eck,
Aglaoph. 285 a. Der spezielle Zusammenhang mit dem Götterdienst tritt in
diesem Femininum besonders hervor. Auf Apollon Thearios in Troezen und
auf die hierhergehörigen menschlichen Eigennamen ist kein Anlaß hier ein-
zugehen.
Für θεcopέco ist der älteste Beleg (Aesch. Prom. 302) oben schon mit-
geteilt: hier heißt es nur zuschauen oder betrachten, und so auch bei Herodot
III 32, bei Demokrit fr. 191 Diels und an der Mehrzahl der Komikerstellen,
die Jacobi im Index com. dich bei Meineke verzeichnet. Bei einem Fest an-
wesend sein heißt es bei Aristoph., pac. 342 (ές πανηγύρεις θεωρεΐν), Thukyd.
III 104. V18; ‘offizieller Festgesandter sein’Aristoph. vesp. 1187 f. (ξυνθεωοεΐν
 
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