Zu Luthers Vorlesungstätigkeit.
hat daneben für Freunde und die Gemeinde einzelne Stücke und
ganze Bücher volkstümlich und deutsch interpretiert und im
Druck dargeboten, beginnend von 1517 mit den 7 Bußpsalmen,
und er hat in der Kirchenpostille den ganzen Perikopen-Jahreskreis
erbaulich durchgenommen. Aber wie er zuerst, noch 1521, die
letztere Arbeit einleitete mit enarrationes epistolarum et evangeli-
orum zum Unterricht für die Ausleger, die Prediger, so ist über-
haupt die ganze praktisch erbauliche Arbeit an der Schrift «getragen
und begleitet von einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem
Text. Die deutschen Auslegungen von Jona, Habakukund Sachar-
ja, die 1526/7 erschienen, ruhen auf den Vorlesungen der Vor-
jahre, die lateinischen, aber praktisch, bibelstundenmäßig gehal-
tenen annotationes zum Deuteronomium auf der Vorlesung von
1523/24 (W. A. XIV, 494, vgl. XIII, S. XXXI). Zuweilen laufen die
sehr verschiedenen Formen, die so entstehen, nebeneinander her.
Man vergleiche etwa, was Drescher, Koffmane und Thiele in
Bd. XXXI, 1 an Arbeiten über die Psalmen aus den Jahren 1529
bis 1532 zusammengestellt haben, namentlich die kleineren S. 457
— 549: Texteinträge, Predigtentwürfe, exegetische Einzelfragen
und Summarien, größere Skizzen und Tischreden. Luther hat seine
Lieblingsbücher. Zum Psalter zog ihn so vieles: Tradition, gottes-
dienstlicher. Gebrauch, die musikalisch - dichterische Form, der
religiöse Schwung, die Gebetstiefe, die gemeindliche Art, die tempe-
ramentvolle Bewegtheit des eigenen Inneren. Seine engste Ge-
meinde war sein Haus, seine Tischgesellschaft. Sie mußte ihm
die brüderliche Mönchsgemeinschaft ersetzen. Auch darin, daß
er hier einen Kreis um sich hatte, mit dem er über Tisch gelehrtere
Kollation pflegen konnte, bei dem er als bei Gleichgesinnten und
Lernbegierigen größte Empfänglichkeit voraussetzen durfte. Ein
besonderes Beispiel geben die annotationes in aliquot capita Mat-
thaei, die 1538 herauskamen (W. A. XXXVIII, 443ff.): es sind in
der Hauptmasse cogitationes, die er sub prandiis et coenis um
eines „Freundchens“ willen, eines schüchternen Predigers, des Hie-
ronymus Weller, hinwarf, gar nicht für den Druck berechnet.
Die Bibelübersetzung ist eine Frucht von beidem, wissenschaft-
lichen Eindringens in den Text und religiöser Neuschöpfung aus
seinem Geiste heraus. Nur einer, der mit allen Sinnen, mit allen
Kräften des Verstandes und des Herzens alle Zeit in diesen Zu-
sammenhängen lebte, konnte das große Werk leisten. Indem es
dauernd zur Verbesserung, Auseinandersetzung und Verwertung
hat daneben für Freunde und die Gemeinde einzelne Stücke und
ganze Bücher volkstümlich und deutsch interpretiert und im
Druck dargeboten, beginnend von 1517 mit den 7 Bußpsalmen,
und er hat in der Kirchenpostille den ganzen Perikopen-Jahreskreis
erbaulich durchgenommen. Aber wie er zuerst, noch 1521, die
letztere Arbeit einleitete mit enarrationes epistolarum et evangeli-
orum zum Unterricht für die Ausleger, die Prediger, so ist über-
haupt die ganze praktisch erbauliche Arbeit an der Schrift «getragen
und begleitet von einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem
Text. Die deutschen Auslegungen von Jona, Habakukund Sachar-
ja, die 1526/7 erschienen, ruhen auf den Vorlesungen der Vor-
jahre, die lateinischen, aber praktisch, bibelstundenmäßig gehal-
tenen annotationes zum Deuteronomium auf der Vorlesung von
1523/24 (W. A. XIV, 494, vgl. XIII, S. XXXI). Zuweilen laufen die
sehr verschiedenen Formen, die so entstehen, nebeneinander her.
Man vergleiche etwa, was Drescher, Koffmane und Thiele in
Bd. XXXI, 1 an Arbeiten über die Psalmen aus den Jahren 1529
bis 1532 zusammengestellt haben, namentlich die kleineren S. 457
— 549: Texteinträge, Predigtentwürfe, exegetische Einzelfragen
und Summarien, größere Skizzen und Tischreden. Luther hat seine
Lieblingsbücher. Zum Psalter zog ihn so vieles: Tradition, gottes-
dienstlicher. Gebrauch, die musikalisch - dichterische Form, der
religiöse Schwung, die Gebetstiefe, die gemeindliche Art, die tempe-
ramentvolle Bewegtheit des eigenen Inneren. Seine engste Ge-
meinde war sein Haus, seine Tischgesellschaft. Sie mußte ihm
die brüderliche Mönchsgemeinschaft ersetzen. Auch darin, daß
er hier einen Kreis um sich hatte, mit dem er über Tisch gelehrtere
Kollation pflegen konnte, bei dem er als bei Gleichgesinnten und
Lernbegierigen größte Empfänglichkeit voraussetzen durfte. Ein
besonderes Beispiel geben die annotationes in aliquot capita Mat-
thaei, die 1538 herauskamen (W. A. XXXVIII, 443ff.): es sind in
der Hauptmasse cogitationes, die er sub prandiis et coenis um
eines „Freundchens“ willen, eines schüchternen Predigers, des Hie-
ronymus Weller, hinwarf, gar nicht für den Druck berechnet.
Die Bibelübersetzung ist eine Frucht von beidem, wissenschaft-
lichen Eindringens in den Text und religiöser Neuschöpfung aus
seinem Geiste heraus. Nur einer, der mit allen Sinnen, mit allen
Kräften des Verstandes und des Herzens alle Zeit in diesen Zu-
sammenhängen lebte, konnte das große Werk leisten. Indem es
dauernd zur Verbesserung, Auseinandersetzung und Verwertung