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Schubert, Hans; Meissinger, Karl August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 9. Abhandlung): Zu Luthers Vorlesungstätigkeit — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37776#0031
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Zu Luthers Vorlesungstätigkeit.

31

II.
Addenda zu Luthers Galaterbriefvorlesung
von K. MEISSINGER.
Die Absicht der gegenwärtigen Arbeit ist, eine planvolle Dis-
kussion über die von Hans v. Schubert besorgte Erstausgabe der
Galaterbriefvorlesung Luthers von 1516/17 zu eröffnen.
Über die Bedeutung dieses Dokumentes einer frühen Ent-
wicklungsstufe des Reformators hat der Herausgeber in seiner
Einleitung schon einiges gesagt. Auf den ersten Blick wird man
in Versuchung sein zu bedauern, daß hier so viel Mühe und Kosten
auf ein Werk gewandt worden sind, das wir in denkbar vollkommen-
ster Gestalt in einer selbsteigenen Ausgabe Luthers besitzen. Denn
der klassische Kommentar von 1519 ist, wie man weiß und schon
immer wußte, nichts anderes als eine Erweiterung jenes Kolleg-
heftes von 1516/17.
Allein eben dieser Umstand begründet eigentlich den hohen
Wert der uns hier vorliegenden Urgestalt des Werkes. Das Jahr
1518 vollendet mit der reformatorischen Entdeckung der Heils-
gewißheit den Umschwung in Luthers Denken und Erleben. Das
Kolleg liegt ein Jahr vor, der gedruckte Kommentar ein Jahr nach
dieser Erkenntnis. Man könnte sich kaum eine trefflichere Gelegen-
heit denken, den Fortschritt zu studieren, als wenn wir — Luthers
Originalkollegheft besäßen! Denn alsdann wären wir in der Lage,
den Vorgang der Überarbeitung genau zu beobachten. Wir könnten
den Luther von 1516 und den Luther von 1519 über den nämlichen
Gegenstand abhören. Die Streichungen, Zusätze und Änderungen,
die aus dem ersten Wurf das Meisterwerk gemacht haben, würden
uns auf dem denkbar direktesten Wege die wichtigsten Aufschlüsse
verschaffen.
Aber das Original fehlt, es fehlt wohl für immer. Es ist nur
zu wahrscheinlich, daß es bei der Entstehung des Druckmanu-
skriptes zugrunde gegangen ist. Das wird man bedauern, und man
wird auch keinen Zweifel darüber haben können, daß die uns
vorliegende Nachschrift eines zwar fleißigen, aber etwas beschränk-
ten Studenten nur ein ärmliches Gerippe dessen darstellt, was
Luther schon im Jahre 1516 über denjenigen unter den Paulus-
briefen, der ihm zeitlebens der wichtigste und liebste war, zu sagen
gehabt hat. Wir brauchen nur die erhaltenen Nachschriften zu
 
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