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Friedrich; Obser, Karl [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 1. Abhandlung): Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden: 1826 - 1847 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37792#0027
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Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. vor Baden.

war für sie eine der letzten Freudenbotschaften; sie starb bald
darauf1; ihre irdischen Reste wurden nach Pforzheim überführt
und in der dortigen alten Fürstengruft beigesetzt.
Die ersten Kinderjahre von 1826 bis 1830 verlebte ich
in den Räumen des väterlichen Palais, dessen damals noch
großer Garten unmittelbar ins Freie führte und damit viel
Freude und Abwechslung bot. Er war nur von der Kriegs-
straße begrenzt, hinter welcher sich ausgedehnte Wiesen bis
zum Durlacher Walde erstreckten. Ein geräumiger Schafstall,
unweit der Ettlinger Straße, und das sogenannte „rote Häuschen“,
in der Nähe des heutigen städtischen Wasserwerkes, standen
als einzige Gebäude auf der weiten Fläche.
So bildete das Gartenhaus des Markgräflichen Palais, gegen-
über dem späteren Bahnhof, eine Art von Landaufenthalt und
war für uns drei Geschwister der Haupttummelplatz unserer
Spiele.
Meine Erinnerung reicht zurück bis in das Jahr 1827. Die
Geburt eines jüngeren Bruders, des Prinzen Wilhelm, gehört zu
meinen lebhaftesten Eindrücken aus jener Zeit, vornehmlich des-
halb, weil sie einen Personenwechsel in meiner Umgebu ng zur
Folge hatte. Wir, meine Geschwister und ich, waren nämlich
sämtlich durch die erste Fliege eines Fräuleins Charlotte Salzer
gegangen, welche stets und mit gleicher liebevoller Sorgfalt die
Jüngstgeborenen übernahm und späterhin noch bis in ihr hohes
Alter in unserer Familie verblieb. Aus ihrer Obhut kam ich
nun in die einer gewissen Lene Frei, welche mich denn auch
so lange führte, bis ich männlicher Aufsicht anvertraut wurde.
Die vier Jahre, welche wir in dem Markgräflichen Palais
zubrachten, waren dadurch besonders beglückend, daß meine
Eltern sich einer vollen Unabhängigkeit erfreuten und der Er-
ziehung ihrer Kinder ganz widmen konnten. Sehr innig war
damals der Verkehr mit unserer Urgroßmutter, der Markg’räfm
Amalie. Wir durften sie häufig besuchen und verweilten bei ihr
stets, wenn unsere Eltern von Hause abwesend oder anderwärts
in Anspruch genommen waren. Lebhaft entsinne ich mich noch
eines Abends, an dem die Beisetzung der Markgräfin Friedrich
stattfand.2 Wir Kinder sollten möglichst fern von dem Anblick

1 Am 25. September 1826, zwei Tage vor den Tauffeierlichkeiten.
2 Sie starb am 19. Februar 1829. Vgl. v. DALBERG, a. a. 0.,-237 ff.
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