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Friedrich; Obser, Karl [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 1. Abhandlung): Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden: 1826 - 1847 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37792#0034
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Karl Obser:

welche uns aus der Stube hinaus ins Freie führten, waren das
Reiten und das Exerzieren mit Gewehr. Zum letzteren waren
noch einige unserer Altersgenossen beigezogen und mit uns zu
einer kleinen Abteilung zusammengestellt, in welcher wir auch
geschlossene Exerzitien und Marschübungen ausführten. Den
Unterricht erteilte uns ein Sergeant des Leibregiments namens
Boegle, der uns später auch in der Militärschwimmschule das
Schwimmen lehrte und den wir alle sehr lieb gewannen. Ich
traf ihn noch in den fünfziger Jahren als Zollkontrolleur auf
der Schusterinsel und habe ihm stets ein sehr dankbares An-
denken bewahrt.
Die Umgebung meiner Eltern bestand damals aus folgenden
Personen: bei meiner Mutter waren die Oberhofmeisterin Frei-
frau v. Wöllwarth, die Hofdamen Freiin Wilhelmine v. Wöllwarth
und Freiin Emma v. Falkenstein, und als Kammerherr vom
Dienst Freiherr Karl v. Rinck. Bei meinem Vater: Überstkammer-
herr Freiherr v. Edelsheim, Obersthofmeister Freiherr v. Berck-
heim, Oberhofmarschall Baron Duboys de Gresse und Vizeober-
kammerherr sowie Intendant der Hofdomänen Graf Broussel;
Generaladjutant war Generalleutnant v. Freystedt, Flügeladju-
tanten Oberstleutnant und Reisestallmeister v. Seideneck, Major
Hoffmann und Hauptmann v. Krieg. Der alte Freiherr v. Stetten
war damals noch Titularoberjägermeister, konnte aber keinen
Dienst mehr tun, und so übernahm nach einigen Jahren Freu
herr v. Schönau die Leitung des Jagdwesens.
Vorstand des Geheimen Kabinetts war in den ersten Jahren
der Regierung meines Vaters Kabinettsrat Weiß, welchem aber,
weil er sehr bejahrt war, bald m der Person des Geheimen
Referendärs Kliiber ein Nachfolger gegeben wurde.1 Neben ihm
arbeitete noch ein Sekretär Frey. Das Geheime Kabinett hatte
sämtliche Petitionsangelegenheiten zu behandeln und den Ver-
kehr mit den Ministerien zu vermitteln ; es verwaltete außerdem
einen Fonds, aus dem ein Teil der Unterstützungsgesuche be-
willigt. wurde.. Der Chef hielt beim Großherzog Vortrag über

1 Friedrich Adolf Klübar (1791—1858), Sohn des bekannten Staatsrechts-
lehrers, von Juni 1849 bis' Oktober 1850 badischer Minister des Auswärtigen. Die
Reorganisation des Geheimen Kabinetts und Aufhebung des Hofverwaltungsrats
„wegen seiner schlechten Dienstführung“ war eine- der ersten Verwaltungs-
reformen des Prinzregenten nach seinem Regierungsantritt, An Alexanclrine von
Koburg, 11. Februar 1853.
 
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