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Friedrich; Obser, Karl [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 1. Abhandlung): Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden: 1826 - 1847 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37792#0011
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Die Aufzeichnungen Großherzog Friedrichs I., die hier der
Öffentlichkeit übergeben werden, sind entstanden im Frühjahr
1881, in den Tagen der Genesung von schwerer typhöser Erkran-
kung, die ihn genötigt hatte, sich von den Regierungsgeschäften
zeitweilig fernzuhalten und den Erbgroßherzog mit der Stell-
vertretung zu betrauen. Die Anregung dazu ging aus von seiner
Gemahlin, der Großherzogin Luise, die ihm, dem an Arbeit und
Pflichterfüllung Gewohnten, die durch gebotene Schonung der
Augen verschärfte unfreiwillige Muße zu verkürzen und zu
erleichtern strebte, indem sie ihn bewog, was an Eindrücken
und Erinnerungen aus seinem inhaltsreichen Dasein und Wirken
in ihm lebendig war, seinem Flügeladjutanten Frh. von
Bodman in die Feder zu diktieren1. Das Diktat erfolgte
frei aus dem Gedächtnisse, ohne Verwertung irgend welcher
schriftlichen Überlieferungen, wie sie etwa in Tagebüchern
und Briefen gegeben waren. Aber das Ganze ist über die An-
fänge nicht hinausgekommen; als Torso bricht die Nieder-
schrift mit dem Winter 1846/1847 ab, an der Schwelle sturm-
bewegter, entscheidungsvoller Jahre, an deren Geschehnissen
der Prinz tätigeren und selbständigeren Anteil zu nehmen,
in denen er mehr und mehr in den Vordergrund zu treten
beginnt. Man wird es bedauern, daß die Erlebnisse gerade aus
diesen Zeitläuften hier in der Rückschau von der Warte des Alters
eine Schilderung nicht mehr gefunden haben, daß nicht wenigstens
die Geschichte der Jugend damit ihren inneren Abschluß erreicht
hat. Gelegentlich eingestreute Bemerkungen ergeben unzweifel-
haft, daß an eine Weiterführung gedacht war; nach Wiederüber-
nahme der Regierung hat der Großherzog aber offenbar Zeit und
Ruhe dazu nicht wieder gefunden. So erstrecken sich denn seine
,, Jugenderinnerungen“ lediglich auf die beiden ersten Lehensjahr-
zehnte, die Zeiten der Kindheit und des beginnenden Heranreifens
zum Manne. Aber auch in dieser Beschränkung werden sie als ein
Stück Lebens- und Zeitgeschichte, aus dem wir den Werdegang
und die Entwicklung seiner Persönlichkeit in ihren Frühstadien
zum erstenmal näher kennen lernen, bleibenden Wert behalten.
1 Original mit Bleistift geschrieben, die letzten Seiten von der Hand des
Prinzen Ludwig Wilhelm; danach Reinschrift.

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