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Friedrich; Obser, Karl [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 1. Abhandlung): Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden: 1826 - 1847 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37792#0035
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Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden.

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alle zu seinem Ressort gehörenden Angelegenheiten und gab
dann die Entscheidung weiter.
Die sämtlichen Hofchefs bildeten vereinigt unter dem Vor-
sitz der ältesten Hofcharge den Hofverwaltungsrat. Auch die
Angelegenheiten und Anträge dieser Hofbehörde gingen durch
das Geheime Kabinett, Dem Hofverwaltungsrat war auch ein
juristischer Berater zugeteilt, anfangs Hofrat Häuser, späterhin,
als dieser geisteskrank wurde, Geheimrat v. Gulat. Oberhof-
prediger war zu Beginn der dreißiger Jahre Herr Martini, wel-
chem indessen wegen hohen Alters bald Hofdiakonus Deimling,
Vater des jetzigen Obersten v. Deimling, beigegeben wurde.1
Die Hofdienerschaft, damals viel zahlreicher als jetzt, war
unmittelbar dem Kammerfourier Mörstadt, Vater der berühmten
Schauspielerin Haizinger, unterstellt. Erwähnenswert mag er-
scheinen, daß zü ihrem Bestände noch zwei Kammerhusaren,
und zwei Heiducken gehörten. Die früheren „Läufer“ hatte der
Großherzog Ludwig eingehen lassen. Im Vergleich zu heutigen
Verhältnissen war auch der Marstall, dem die Stallmeister Weniz
und Wippermann vorstanden, viel reicher ausgestattet. So waren
sechs sechsspännige Züge Und Vier vierspännige Züge, letztere
für Baüfuhren und für das Fahren von Gepäckwagen und
Fourgons, vorhanden, außerdem eine große Anzahl von Zwei-
gespannen für große Stadtwagen und Kaleschen. Reitpferde
mögen wohl einige zwanzig in den Ställen gestanden haben.
Diesem ganzen umfangreichen Apparate entsprach naturgemäß
auch die Anzahl von Kutschern, Reitknechten und Postillionen.
Von den wertvollen Sechsspännerzügen bestanden zwei aus Hell-
braunen, zwei aus Füchsen Und zwei aus Dunkelbraunen. Die
Füchse und teilweise auch: die Hellbraunen waren Hardtpferde,
die übrigen, sowie die Zweispänner, wurden meist von dem
Pferdehändler Wollt in Rohrbach oder durch abgesandte Stall-
meister in Mecklenburg, die schweren Karossiers in Oldenburg
und Hannover gekauft. Die beiden dunkelbraunen Züge waren
englische Pferde und von dem Reisestallmeister v. Seideneck
und Stallmeister Wenz d. J. persönlich aus England herüber
1 Dr. Johann Jakob Mariini, dessen Name auch sonst im fo’genden begegnet,
aus Niederwörresbach in der Grafschaft Sponheim, war seit 1817 Hofprediger
und trat 1840 in den, Ruhestand. . Über seinen Nachfolger Ludwig Friedrich Deim-
ling, Vater des 1906 verstorbenen Generalleutnants Friedrich Ludwig v, Deim-
ling, s. v. WEECH, Badische Biographien I, 167,
 
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