Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen.
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nicht ermitteln können1. Immerhin reicht das, was wir aus den
beiden uns erhaltenen Briefen erfahren, aus, um den Verlauf der
Verhandlungen wenigstens in der Hauptsache festzustellen.
Den Anlaß zu diesen Verhandlungen gab die Unzufriedenheit
des Karlsruher Ministeriums mit der Lehrtätigkeit Friedrich
Christoph Schlossers, der seit 1819 die einzige ordentliche Pro-
fessur für mittelalterliche und neuere Geschichte, die an der Heidel-
berger Universität bestand, bekleidete. Schon 1835 war es darüber
zu Vorhaltungen des vorgeordneten Ministeriums an den damals
populärsten deutschen Historiker gekommen, die von diesem ziem-
lich unwirsch aufgenommen wurden. Auf die Mitteilung des Ent-
wurfes zu dem Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1835
hatte das Ministerium des Inneren, zu dessen Bereich damals noch
die Unterrichtsangelegenheiten gehörten, und an dessen Spitze als
Ministerialpräsident der Staatsrat Nebenius stand, einen Erlaß an
das akademische Direktorium gerichtet, in dem der Wunsch aus-
gesprochen war, daß Schlosser, der in dieser Zeit regelmäßig nur
eine einzige vierstündige Vorlesung zu halten pflegte, seiner Lehr-
tätigkeit eine weitere Ausdehnung geben möge. Schlosser, dem
der Prorektor — es war der Philologe Johann Christian Felix
Bähr — von diesem Erlaß Kenntnis gab, antwortete auf diese
Mitteilung mit einem Briefe, der für den Mann so bezeichnend ist,
daß er hier abgedruckt werden möge. „Auf die Anfrage wegen
meiner Vorlesungen,“ schrieb er am 1. August 1835 an den Pro-
rektor — „erwidere ich, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen
das Ankündigen mehrerer Vorlesungen ganz unnöthig wäre, da
sich keine Zuhörer finden würden. Andere Gründe bin ich erbötig
auf Verlangen um so lieber anzugeben, als ich auch für die Folge
nur eine Vorlesung halten werde“. Dazu als Postscriptum: „Sollte
übrigens das Ministerium es verlangen, so kann ich es machen wie
Andere und ankündigen so viel man will. Übrigens liest ja an
unserer Fakultät weder Leonhard noch Munke noch Creuzer2
1 Glücklicherweise ist ein Teil der BüciiLERschen Papiere, die nämlich,
welche sich auf die Geschichte der Monumenta beziehen, insbesondere seine
Korrespondenz mit dem Freiherrn vom Stein, erhalten geblieben. Diese
Papiere hat später Pertz für 200 Taler von Büchler angekauft, sodaß sie
ins Archiv der Monumenta gekommen sind.
2 Georg Wilhelm Munke 1817 —1847 Professor der Physik; Karl
Caesar v. Leonhard 1818—1862 Professor der Mineralogie; Georg Friedrich
Creuzer 1800—1845 (gestorben 1858) Professor der Philologie und alten
Geschichte.
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nicht ermitteln können1. Immerhin reicht das, was wir aus den
beiden uns erhaltenen Briefen erfahren, aus, um den Verlauf der
Verhandlungen wenigstens in der Hauptsache festzustellen.
Den Anlaß zu diesen Verhandlungen gab die Unzufriedenheit
des Karlsruher Ministeriums mit der Lehrtätigkeit Friedrich
Christoph Schlossers, der seit 1819 die einzige ordentliche Pro-
fessur für mittelalterliche und neuere Geschichte, die an der Heidel-
berger Universität bestand, bekleidete. Schon 1835 war es darüber
zu Vorhaltungen des vorgeordneten Ministeriums an den damals
populärsten deutschen Historiker gekommen, die von diesem ziem-
lich unwirsch aufgenommen wurden. Auf die Mitteilung des Ent-
wurfes zu dem Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1835
hatte das Ministerium des Inneren, zu dessen Bereich damals noch
die Unterrichtsangelegenheiten gehörten, und an dessen Spitze als
Ministerialpräsident der Staatsrat Nebenius stand, einen Erlaß an
das akademische Direktorium gerichtet, in dem der Wunsch aus-
gesprochen war, daß Schlosser, der in dieser Zeit regelmäßig nur
eine einzige vierstündige Vorlesung zu halten pflegte, seiner Lehr-
tätigkeit eine weitere Ausdehnung geben möge. Schlosser, dem
der Prorektor — es war der Philologe Johann Christian Felix
Bähr — von diesem Erlaß Kenntnis gab, antwortete auf diese
Mitteilung mit einem Briefe, der für den Mann so bezeichnend ist,
daß er hier abgedruckt werden möge. „Auf die Anfrage wegen
meiner Vorlesungen,“ schrieb er am 1. August 1835 an den Pro-
rektor — „erwidere ich, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen
das Ankündigen mehrerer Vorlesungen ganz unnöthig wäre, da
sich keine Zuhörer finden würden. Andere Gründe bin ich erbötig
auf Verlangen um so lieber anzugeben, als ich auch für die Folge
nur eine Vorlesung halten werde“. Dazu als Postscriptum: „Sollte
übrigens das Ministerium es verlangen, so kann ich es machen wie
Andere und ankündigen so viel man will. Übrigens liest ja an
unserer Fakultät weder Leonhard noch Munke noch Creuzer2
1 Glücklicherweise ist ein Teil der BüciiLERschen Papiere, die nämlich,
welche sich auf die Geschichte der Monumenta beziehen, insbesondere seine
Korrespondenz mit dem Freiherrn vom Stein, erhalten geblieben. Diese
Papiere hat später Pertz für 200 Taler von Büchler angekauft, sodaß sie
ins Archiv der Monumenta gekommen sind.
2 Georg Wilhelm Munke 1817 —1847 Professor der Physik; Karl
Caesar v. Leonhard 1818—1862 Professor der Mineralogie; Georg Friedrich
Creuzer 1800—1845 (gestorben 1858) Professor der Philologie und alten
Geschichte.