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Bresslau, Harry; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 2. Abhandlung): Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37793#0008
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Harry Bresslau :

durch Ranke ersetzen wollte, keineswegs daran gedacht hat an
die Stelle einer geschichtswissenschaftlichen Richtung eine andere
wesentlich davon verschiedene treten zu lassen. Vielmehr hat man
offenbar von dem fundamentalen Unterschiede, der zwischen der
Geschichtschreibung Rankes und Schlossers besteht, im Karls-
ruher Ministerium gar keine Vorstellung gehabt.
Ich gehe auf den sonstigen Inhalt des Briefes nicht näher ein;
Büchler wünscht noch Vorschläge für die spätere Wahl eines
jüngeren Historikers für Freiburg, für die früher oder später not-
wendig werdende Ersetzung Creuzers in Heidelberg, wobei man
zunächst an Theodor Bergk dachte1, und bittet schließlich um
Auskunft über den Dichter und Schriftsteller Hermann Marg-
graff2, der, wenn er sich der akademischen Laufbahn widmen
wolle, etwa für eine Professur der Literaturgeschichte in Aussicht
genommen werden könne.
Ob und in welcher Weise Pertz sich über die letzteren beiden
Anfragen geäußert hat, ist aus dem zweiten Briefe Büchlers vom
15. Februar 1840 nicht zu ersehen. Ranke scheint auch er als
den in erster Reihe in Betracht kommenden Gelehrten bezeichnet,
zugleich aber bezweifelt zu haben, ob er einem Rufe nach Heidel-
berg Folge leisten werde. Daneben hat er offenbar sehr warm
seinen Freund Dahlmann empfohlen, um dessen Berufung nach
Göttingen er sich einst erfolgreich bemüht hatte, dem er auch
politisch nahe stand und der als der Führer der sieben Göttinger
galt. Für Freiburg hat er Waitz genannt3.
Nach Empfang der Antwort PERTzens trat nun die badische
Regierung — wie wir wohl annehmen dürfen, wiederum durch
ein Schreiben Büchlers -— mit Ranke in Verbindung; Büchler
spricht in seinem zweiten Briefe an Pertz ausdrücklich von einem
an Ranke ergangenen Rufe. Die Antwort Rankes war auch durch-
aus nicht unbedingt ablehnend, aber er forderte als Voraussetzung
aller weiteren Verhandlungen die Zusicherung eines Gehaltes von
1 Bergk, den Büchler Bergt nennt, war 1839 nicht mehr in Neu-
strelitz, wie Büchler meinte, sondern am Joachimstalschen Gymnasium in
Berlin angestellt. Er wurde 1852 in der Tat nach Baden, aber nach Freiburg,
nicht nach Heidelberg, berufen, vgl. Allg. Deutsche Biographie XLVI, 382.
Mit Gottlob Friedrich August Bercht, der gemeinschaftlich mit Schlosser
das Archiv für Geschichte und Altertumskunde herausgab, mit dem ihn Büch-
ler zusammenbringt, hat er nichts zu tun.
2 Vgl. Allg. Deutsche Biographie XX, 337.
3 Siehe unten S. 18.
 
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