Metadaten

Bresslau, Harry; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 2. Abhandlung): Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen — Heidelberg, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37793#0011
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen.

11

angeknüpften Verhandlungen und von seiner Ablehnung des Rufes
— die Schlosser lebhaft bedauerte — benachrichtigt hatte, ver-
suchte dieser noch einmal für Dahlmann zu wirken1, scheint sich
dann aber, als diese Bemühung zu nichts führte, jeder weiteren
Einwirkung enthalten zu haben. ,,Ich weiß niemanden anders von
Bedeutung“, schrieb er an Stenzel2; „denn Leo möchte ich doch
nicht gerade empfehlen, ob es mir gleich gleichgültig ist, wen sie
rufen, denn ich würde gern einem wackeren Mann zu Gefallen
y2 oder 1 Jahr gar nicht lesen, damit er Fuß faßt. So lange hier
niemand ist muß ich wenigstens einige Stunden lesen, und wie
die Leute sind ■—weil sie wissen, daß ich ungern lese und in wenigen
Jahren aufhöre, drängen sie um so mehr dazu. Das läßt keinen jun-
gen Mann aufkommen; es muß daher ein gemachter Mann gerufen
werden.“ Wie er nun aber über Kortüms Ernennung dachte, darf
man vielleicht daraus schließen, daß er, als sie erfolgt war, seine
eigene Lehrtätigkeit nicht einschränkte und sogar auf eine weitere
Vermehrung der Lehrkräfte im Fache der Geschichte bedacht war:
noch ehe Kortüm nach Heidelberg kam, im Juli 1840, habilitierte
sich Schlossers Schüler Ludwig Häusser, gewiß auf die Ver-
anlassung seines Lehrers, der der Fakultät Häussers Gesuch mit
den Worten empfahl „Ich glaube, daß niemand besser berechtigt
ist als Dozent aufzutreten als Dr. Häusser; auch meine ich, daß,
so ungünstig auch nach Kortüms Berufung die Aspekten für einen
vierten3 Dozenten sein mögen, gerade er noch am ersten hoffen
darf, sich ein Publikum zu machen.“ Wie glänzend der junge
Häusser dieser Erwartung seines Lehrers entsprochen hat, ist
bekannt.
1 Ebenda S. 319; vgl. auch Springer, Friedrich Christoph Dahlmann
II, 86.
2 Stenzeis Leben S. 319.
3 Der dritte ist wohl der Freiherr v. Reichlin-Meldegg, der recht gut
besuchte allgemeine Vorlesungen auch über historische Themata hielt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften