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Bresslau, Harry; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 2. Abhandlung): Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37793#0010
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10

Harry Bressi.au:

wissenschaftlichem Gegner zu verhandeln, über dessen Persön-
lichkeit und Vortrag ein zweiter Brief das Urteil PERTzens erbittet.
Ob und wie Pertz diesen zweiten Brief Büchlers beant-
wortet hat, wissen wir nicht. Eine günstige Auskunft über Leo
wird er schwerlich gegeben haben; es steht fest, daß er nicht eben
viel von ihm hielt1. Zu einer Berufung Leos ist es jedenfalls nicht
gekommen, vielmehr entschloß sich die badische Regierung schließ-
lich doch zu Verhandlungen mit Kortüm, die dann bald zum Ziele
führten; am 11. Juni 1840 wurde er mit einem Gehalte von 1600
Gulden zum ordentlichen Professor in Heidelberg ernannt.
Man möchte gern wissen, wie sich Schlosser zu dieser Be-
rufung und zu den ganzen Verhandlungen, von denen wir berichtet
haben, gestellt hat. An sich hatte er, dem die Vorlesungen nicht
viel Freude machten und der 1835 sich nur dem Drucke der
Regierung nachgebend zu einer Erweiterung seiner akademischen
Lehrtätigkeit verstanden hatte, gegen die Berufung eines zweiten
Historikers, der ihm einen Teil der Lehrpflichten abnehmen und
ihn später ersetzen sollte, wohl nicht viel einzuwenden. An Stenzel
hatte er schon 1837 geschrieben: „Ich wollte, die badische Regie-
rung hätte die Mittel, welche die preußische hat, und könnte
Ihnen etwas anbieten, das mit den großen Vorteilen, die sie gewiß
genießen, einigermaßen im Verhältnis wräre, dann würde ich ihr
Vorschlägen Sie hierher zu rufen .... Ich beschränke mich teils
meines Alters wregen, teils weil ich in meinem Leben viel gearbeitet
habe und sehr viel innerlich gelitten habe, auf eine sehr geringe
äußere Tätigkeit, um das Interesse an unserer Wissenschaft wenig-
stens rege zu erhalten“2. Ob er aber von der Absicht der Regierung
im Jahre 1839 amtlich Kenntnis erhalten hat oder zu Rate gezogen
worden ist, möchte man bezweifeln; die Briefe Büchlers an Pertz
lassen es nicht als wahrscheinlich erscheinen, und Ranke, von dem
er einmal geschrieben hatte, er sei kein Lehrer3, würde er kaum
empfohlen haben. Nachdem ihn dann Stenzel von den mit ihm
1 Als Pertz 1855 Gustav Schöne als Mitarbeiter bei den Monumenten
anstellen wollte, schrieb er aml7. Juni darüber an Böhmer: „Dann hatte sich,
von Zarncke und Merkel empfohlen, ein Kandidat Schöne aus Halle ge-
meldet. Daß er dort einen Preis über die Geschichte der Hausmeier gewonnen
hatte, war, da ich auf Leos Urteil nichts geben kann, nur für seine Richtung
empfehlend.“ Danach ist die Angabe der Allgemeinen Deutschen Biographie
XXXII, 285 zu berichtigen.
2 Stenzeis Leben S. 317.
3 Ebenda S. 319.
 
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