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Bresslau, Harry; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 2. Abhandlung): Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37793#0013
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Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen.

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in Heidelberg von mehr als 30 Jahren her ihren wiedererlangten
Flor und fortwährende Blüthe verdankt, ist schon seit geraumer Zeit
mit mir zu Rath gegangen, wie einige Fächer an dieser Hochschule,
deren Repräsentanten theils durch fortgerücktes Alter, theils durch
Kränklichkeit mit Verlusten drohen, in Zeiten auf eine der Vorgänger
und der Forderungen der Wissenschaft würdige, der Zeit entsprechende
Weise wiederbesetzt werden könnten. — Es handelt sich nämlich zu-
nächst davon, — Ihnen im Vertrauen auf Ihre mir bekannte Discretion
gesagt —, dem in seinen Vorträgen aus obigen Ursachen minder
thätigen Geh. Rath Professor Schlosser, einen tüchtigen, schon
hinlänglich accreditirten Neben-Mann, und später Nachfolger im
historischen Fache in seiner ganzen Ausdehnung beyzugeben.
■— Während Schlosser, — den Sie wohl auf ihren Reisen auch schon
begegnet haben, in Verfolgung seiner literarischen Zwecke öfter längere
Zeit abwesend ist, wendet derselbe seinen schriftstellerischen Arbeiten
die meiste Zeit zu und liest, mitunter auch wohl aus Gesundheits-
rücksichten, zu wenig Collegien in dem ihm zugewiesenen ausge-
dehnten und so wichtigen Lehrfache. Diese Verhältnisse haben die
Notwendigkeit herbeygeführt, auf eine Ergänzung und spätren
Ersatz bedacht zu seyn. Ich habe nun mit dem Herrn Minister die
Reihe der jüngeren und älteren Männer vom Fache, nach den uns
bekannten Werken derselben und ihren Leistungen als akade-
mische Lehrer, nach Maaßgabe der bereits eingezogenen Notizen
über einen und den Anderen, in letzter Hinsicht, bezüglich auf den
wesentlichen Punkt des guten mündlichen Vortrags durch-
gegangen, und wir haben uns endlich, nachdem wir die Überzeugung
erlangt, daß Stenzei in Breslau, Rehm in Marburg, Raumer, Voigt
unter diese Cathegorie, ihrer vorgerückten Lebensjahre wegen, nicht
mehr gehörig, — auch sonstiger Verhältnisse wegen, auf mehrere
andere nicht zu zählen sey, dahin reduzirt gesehen, unter den
im kräftigsten Mannesalter stehenden namhaften Histori-
kern neuerer Zeit zunächst das Augenmerk auf Professor Ranke
in Berlin zu richten, der als Gelehrter und Lehrer eines gleich
wohlbegründeten Rufes genießt, und von dem auch als Mensch und
Geschäfts-Mann gleich rühmliche Zeugnisse vorliegen. Da ich nun aus
einer Notiz der Leipziger allgem. Zeitung (vom 23teü [v.] M.) unter der
Aufschrift: „Gleichzeitige Anwesenheit deutscher Historiker
in Paris“, an deren Spitze Ihr Name steht, ersehen; daß auch Pro-
fessor Ranke auf der Rückkehr von der italienischen Reise kürzlich
dort verweilte, und da ich unterstellen darf, daß Ihnen dieser ebenfalls
aus den Quellen schöpfende historische College dort persönlich bekannt
geworden, so wäre es dem Herrn Minister sehr erwünscht, nicht nur
Ihr uns sehr competentes Urtheil über Ranke als Historiker zu
vernehmen, sondern auch über dessen Persönlichkeit im gesel-
 
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