Ein Versuch, Leopold Ranke nach Heidelberg zu berufen. 15
Dr. Theodor Bergt1, d. z. Rector des Gymnasiums in Neustreliz, ge-
richtet worden, ni fallor ein Bruder des Prof. Bergt, welcher mit Schlosser
in Heidelberg dessen historisches Archiv herausgibt. —- Ist Ihnen etwa
zufälligerweise dieser junge Mann näher bekannt? oder kennen Sie,
durch ihre vielseitigen gelehrten Bekanntschaften so sehr im Stande,
guten Rath ertheilen zu können, namentlich aus der Schule unseres
Lands-Manns Böckh in Berlin, oder aus der nicht minder bewährten
älteren Zürcher Schule von Orelly einen tüchtigen als Lehrer
besonders zu berücksichtigenden Gelehrten dieses Faches für unser
akademisch philologisches Seminar und den erforderlichen Cyclus von
Collegien ? Auch für Notizen in der letzten Beziehung würden wir
Ihnen sehr verpflichtet seyn. Nun schlüßlich noch eine gelegenheitliche
Anfrage, nach einem mir durch sein jüngstes größeres Werk: Deutsch-
lands jüngste Literatur- und Cultur-Epoche, Charakteri-
stiken von Hermann Marggraf (Leipzig 1839) näher bekannt ge-
wordenen, wie es scheint noch jungen, aber wie nicht zu läugnen, durch
Urtheil und Handhabung der Sprache in älteren und neueren
Literatursphären markirenden Namen. Sein Buch: „Bücher und
Menschen“ und ein Schriftchen gelegentlich des Guttenberg-
festes präludirten nur, was er jetzt in größeren Umrissen geliefert hat.
Dieser Hermann Markgraff (zuletzt in Leipzig) und wie es scheint,
Privatgelehrter ohne Anstellung, dürfte, wenn er sich dem akademischen
Berufe widmen wollte, für die Literärgeschichte ins Auge zu
fassen seyn, wenn sein äußeres, nach Andeutungen schicksalbewegtes
Leben vollends mit dem innern, geistigen, zum Gleichgewichte gelangt
seyn wird. — Und nun nur noch die Versicherung, daß wie Ihnen die
Länge meines Briefes beweist, es mir ein wahrer Genuß war, mit Ihnen,
hochgeschätzter Freund, wieder einmal über wissenschaftliche Bezie-
hungen und Erscheinungen Ideen ausgetauscht zu haben. Wenn ich
jetzt zuweilen einmal auf meine frühere Correspondenz einen wehmüthig-
sehnsüchtigen Blick nach gleicher Richtung und Muße zurückwerfe, so
tritt mir, — als Bestätigung meiner Lebens-Erfahrung die vor Jahren
schon darauf gesetzte Inschrift: ,,olim meminisse juvabit“ als Gegen-
wart und Wahrheit entgegen. Wohl Ihnen, daß Sie mehr mit der Ver-
gangenheit als Gegenwart zu thun haben! — Sapienti sat! Wollen Sie
mir gelegentlich auch sagen, ob Sie der noch in Ihren Händen beruhen-
den Bodmännischen Mspte für die Zwecke der Gesellschaft bedürfen
oder etwa geneigt sind, sie gegen Austausch für einen Band der
Monumenta und den neusten (7) des Archivs für sich, oder Ihr König-
liches Archiv, als Eigenthum zu übernehmen ? Ihre Antwort darf ich
auf demselben Wege erwarten, auf welchem Ihnen mein Brief zukömmt,
durch gesandtschaftlichen Anschluß, der kostenfrey und ver-
1 So statt Bergk, s. oben S. 8, N. 1.
Dr. Theodor Bergt1, d. z. Rector des Gymnasiums in Neustreliz, ge-
richtet worden, ni fallor ein Bruder des Prof. Bergt, welcher mit Schlosser
in Heidelberg dessen historisches Archiv herausgibt. —- Ist Ihnen etwa
zufälligerweise dieser junge Mann näher bekannt? oder kennen Sie,
durch ihre vielseitigen gelehrten Bekanntschaften so sehr im Stande,
guten Rath ertheilen zu können, namentlich aus der Schule unseres
Lands-Manns Böckh in Berlin, oder aus der nicht minder bewährten
älteren Zürcher Schule von Orelly einen tüchtigen als Lehrer
besonders zu berücksichtigenden Gelehrten dieses Faches für unser
akademisch philologisches Seminar und den erforderlichen Cyclus von
Collegien ? Auch für Notizen in der letzten Beziehung würden wir
Ihnen sehr verpflichtet seyn. Nun schlüßlich noch eine gelegenheitliche
Anfrage, nach einem mir durch sein jüngstes größeres Werk: Deutsch-
lands jüngste Literatur- und Cultur-Epoche, Charakteri-
stiken von Hermann Marggraf (Leipzig 1839) näher bekannt ge-
wordenen, wie es scheint noch jungen, aber wie nicht zu läugnen, durch
Urtheil und Handhabung der Sprache in älteren und neueren
Literatursphären markirenden Namen. Sein Buch: „Bücher und
Menschen“ und ein Schriftchen gelegentlich des Guttenberg-
festes präludirten nur, was er jetzt in größeren Umrissen geliefert hat.
Dieser Hermann Markgraff (zuletzt in Leipzig) und wie es scheint,
Privatgelehrter ohne Anstellung, dürfte, wenn er sich dem akademischen
Berufe widmen wollte, für die Literärgeschichte ins Auge zu
fassen seyn, wenn sein äußeres, nach Andeutungen schicksalbewegtes
Leben vollends mit dem innern, geistigen, zum Gleichgewichte gelangt
seyn wird. — Und nun nur noch die Versicherung, daß wie Ihnen die
Länge meines Briefes beweist, es mir ein wahrer Genuß war, mit Ihnen,
hochgeschätzter Freund, wieder einmal über wissenschaftliche Bezie-
hungen und Erscheinungen Ideen ausgetauscht zu haben. Wenn ich
jetzt zuweilen einmal auf meine frühere Correspondenz einen wehmüthig-
sehnsüchtigen Blick nach gleicher Richtung und Muße zurückwerfe, so
tritt mir, — als Bestätigung meiner Lebens-Erfahrung die vor Jahren
schon darauf gesetzte Inschrift: ,,olim meminisse juvabit“ als Gegen-
wart und Wahrheit entgegen. Wohl Ihnen, daß Sie mehr mit der Ver-
gangenheit als Gegenwart zu thun haben! — Sapienti sat! Wollen Sie
mir gelegentlich auch sagen, ob Sie der noch in Ihren Händen beruhen-
den Bodmännischen Mspte für die Zwecke der Gesellschaft bedürfen
oder etwa geneigt sind, sie gegen Austausch für einen Band der
Monumenta und den neusten (7) des Archivs für sich, oder Ihr König-
liches Archiv, als Eigenthum zu übernehmen ? Ihre Antwort darf ich
auf demselben Wege erwarten, auf welchem Ihnen mein Brief zukömmt,
durch gesandtschaftlichen Anschluß, der kostenfrey und ver-
1 So statt Bergk, s. oben S. 8, N. 1.