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Gradenwitz, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0008
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O. Gradenwitz:

Annäherung anbahnen zu sollen1, da der Fürst den gegenwärtigen
Zustand bedauere und geneigt scheine den ersten Schritt zu tun.
Der Brief des Grafen an den Kaiser (Urkunde Nr. 1) ist die Ant-
wort auf ein kaiserliches Schreiben, und enthält eine einschrän-
kende authentische Interpretation der Kieler gräflichen Worte.
Betrachtet man den gräflichen Brief für sich allein, so wäre
zu vermuten, der Graf sei dahin verstanden worden, daß
er bereit sei und es für opportun (gerade jetzt bei Gelegenheit der
Vermählung?2) und aussichtsreich halte, eine Annäherung zu ver-
suchen: er wolle dem Fürsten einen ersten Schritt nahelegen, falls
er dem Fürsten versichern dürfe, daß ein solcher Schritt nicht auf
Zurückweisung stoßen werde. Dem Grafen diese erste Bindung
der Kaiserlichen Seite anzuvertrauen konnte durch Schreiben des
Kaisers abgelehnt, und ihm bemerkt worden sein, er habe nicht
die Aufgabe, die Geschäfte des Fürsten zu besorgen3 und sich ins
Schlepptau von dessen Parteigängern zu bringen. Auch konnte von
dem Dank, den Deutschland und besonders der Graf dem Fürsten
schulde, in einschränkender Art geschrieben worden sein. Allein
das kaiserliche Schreiben, auf welches der Brief des Generals
antwortet (Anhang Nr. 2), tut nicht dergleichen. Es er-
innert nur an die damals gestellte Bedingung eines ersten Schrittes
Seitens des Fürsten und fügt hinzu, und das ist das novam (nach
Gaprivis Vortrag4): ,,Er muß in ganz unzweideutiger Weise auf
1 Das Gespräch des Kaisers mit Graf Waldersee fand am 6. oder 8. Juni
an Bord der Hohenzollern statt. Vom 7. Juni berichtet der Reichsanzeiger:
„Seine Majestät der Kaiser begleitete nach dem Diner Seine Majestät den
Kaiser von Rußland bis zum Polarstern, woselbst allerhöchst der letztere
und Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst - Thronfolger Sich von Seiner
Majestät dem Kaiser verabschiedeten.“
2 Vgl. Münchner Allg. Ztg., Korrespondenz aus Berlin. 7. 7. 92.
3 Vgl. Nr. 22 über die Aufgabe des Botschafters in Wien.
4 Zu vergleichen ist Hamann, der neue Kurs, S. 37: „Als der Kaiser
von der Kieler Begegnung zurückkehrte, sagte er, daß er Waldersee auf dem
Schiff anheimgestellt habe, in Friedrichsruh auszurichten, daß er zu einem
besseren Verhältniß bereit sei, wenn der Fürst einen Schritt zur Aus-
söhnung tue. Als dies dann gleich in der Presse, auch in der englischen,
einseitig zugunsten Bismarcks ausgelegt, und die Aussöhnung als vollzogene
Thatsache behandelt wurde, hielt ich Vortrag, worauf der Kaiser an
Waldersee einen Brief schrieb, der den in Kiel erteilten Auftrag aner-
kannte, aber auch an die gestellte Bedingung erinnerte, daß der erste Schritt
von Friedrichsruh auszugehen hätte. Das ist alles.“ Vgl. S. 11. Anra.
— Für englische Zeitungen reichte die Zeit vom 6.—10. gerade aus (vgl. Anm.l).
 
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