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Gradenwitz, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0026
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26*

O. Gradenwitz:

Soiree ohne Damen und Herren der Wiener deutschen Botschaft1
die politisch sittliche Spannung versinnbildlicht, — das empfanden
selbst die ,,zierlichen Komtessen, die, als er an der Freitreppe
Studenten und Sänger ansprach, atemlos in den Fenstern sich
drängten und dann vor dem großen Mann knixten, glücklich, einen
Blick oder gar ein Wort von ihm zu erhaschen“2 — ob sie noch
nach 50 Jahren gefragt würden: il vous a parle grammere, il
vous a parle ?
Die österreichischen großen Herren aber, die dort neben einer
stattlicheren Zahl von Ungarn Gäste des Grafen Palffy und der Gräfin
Andrassy waren, und vielleicht eine kleine Bevanche für Sadowa
zu schmecken gedachten, werden beim Anblick des „Verfehmten“
wohl ein seelisches ,,Bon soir messieurs, Sie sind meine Gefangenen“
erlebt haben.
Der Herr der Hofburg endlich hatte alle Veranlassung, an
diesem Abend auch eines am 26. März 1890 an ihn geschriebenen
Briefes zu gedenken, in dem es hieß: „Ich bin stets bestrebt ge-
wesen, der persönlichen Monarchie qui regne et qui gouverne,
bei uns ihr verfassungsmäßiges, zu Unrecht verdunkeltes Becht
zu schaffen, und wenn ich an den Tag zurückdenke, wo ich im
September 1862 meinen hochseligen Herrn vor der von Ihm voll-
zogenen Abdikationsurkunde fand und Sein Minister wurde, so
darf ich behaupten, daß seitdem die monarchische Autorität in
Preußen und im übrigen Deutschland wieder eine stärkere ge-
worden ist“ (Anhang Nr. 1).
5. Würdigung.
Legen wir uns die Frage vor, ob und welche Fehler die Berliner
Zentrale begangen hat: Wenn man nicht überhaupt vorzog, die
Hochzeit zu ignorieren, „die vollständig harmlos und ohne Folgen
verlaufen sein würde, wenn man sich amtlich gar nicht um sie
bekümmert hätte“ (H. N. 19. 7. M.-A.), so tat man keineswegs
wohl daran, für diese Gelegenheit die Botschaft als Behörde, also
als „eine die Person Seiner Majestät so unmittelbar vertretende
1 Zur Silberhochzeit des Fürstenpaares hatte Wilhelm I. eine Vase über-
gebenlassen, „die eine dankbare Borussia darstellt, und die, so gebrechlich ihr
Material auch sein mag, doch selbst in jederScherbe dereinst aussprechen soll. . “
(Briefwechsel 1, 222).
2 Nach den Zeitungen.
 
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