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Ritter, Gerhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 7. Abhandlung): Studien zur Spätscholastik, 2: Via antiqua und via moderna auf den deutschen Universitäten des XV. Jahrhunderts — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38041#0125
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Studien zur Spätscholastik. II.

125

Mehrung des orthodoxen Glaubens glücklich erleuchtet werde1.“
Das ist genau dieselbe Stimmung des Mißtrauens gegen alles nicht-
scholastische, d. h. der Theologie nicht dienstbare Wissen, wie es
in der Kampfschrift des Thomisten Petrus Nigri durch seine Ver-
wahrung hindurchklingt, er wolle nicht mit rednerischem Wort-
schwall sich brüsten (modo gravi et oratorio loqui), sondern schlicht
scholastisch reden, wie es der Philosophie zukommt (plano modo
atque scholastico, ad philosophiam accommodato)2.
Steht es aber so, wie sind dann die zahlreichen persönlichen
Beziehungen zwischen Humanismus und via antiqua, die häufige
Vereinigung beider Tendenzen in einer Person zu erklären, die
Hermelink ,,in exaktester Forschung von Person zu Person und
von Schule zu Schule“ nachgewiesen zu haben glaubte? In der Tat
besteht eine Reihe von solchen Beziehungen, wenn auch ein Teil
der von Hermelink aufgestellten „Nachweise“ inzwischen als
kecke und unbegründete Kombination enthüllt worden ist3. Seine
Studien gingen aus von der Betrachtung des oberdeutschen, ins-
besondere des Baseler scholastischen Humanismus, der in Heynlin
vom Stein einen seiner Hauptvertreter zeitweilig nach Tübingen
entsandte und durch persönliche (z. T. durch den Westfalen Drin-
genberg in Schlettstadt vermittelte) Beziehungen auch mit den
westfälisch-niederrheinischen Humanistenkreisen in Verbindung
stand. Unzweifelhaft sind Männer wie Magister Heynlin, Geiler von
Kaisersberg, Sebastian Brant, Paul Scriptoris, Konrad Summenhart
in Basel, Straßburg und Tübingen, oder Werner Rolewinck in Köln
und selbst ein Rudolf Agricola Übergangsgestalten, in denen die
Tradition der via antiqua noch mehr oder weniger deutlich erkenn-
bar ist. Aber ist damit schon irgend etwas bewiesen für die Be-
hauptung, die via antiqua habe für den Humanismus eine vor-
bereitende Bedeutung besessen? In Wahrheit hat doch die Ver-
bindung beider Tendenzen durchaus nichts Auffallendes. Wer von
den westfälischen und niederrheinischen Humanisten und humani-
1 Bulaeus Y, 706 (s. oben p. 35): . . . qua fit, ut nos quoque summopere
niti deceat . . . quo Parisiense Studium ... in quo fidei turnen maxitne semper
claruit . . . sanaque disciplina ac summorum Realiumque authorum doctrina,
ceteris minus necessariis doctrinis penitus sublatis, deinceps perpetuo . . . ad Dei
. . . laudem, ecclesiae suae aedificationem et fidei orthodoxe incrementum feliciter
illustretur. 2 Hain 11 887 (St. B. München) fol. 2V. 3 Vgl. Mestwerdts
sorgsame Untersuchungen über eine Reihe der wichtigsten, von H. genannten
Persönlichkeiten, insbes. für Erasmus und seine Pariser Lehrer und Kolle-
gen, 1. c. 162ff., 319ff.
 
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