Carl Bezold.
weithin bekannten deutschen Gelehrten, der sich seit 1882 mit den
Keilschrifttafeln des Brit. Museums eindringend beschäftigt hatte,
war hier eine Aufgabe zugedacht, die für die ganze assyriologische
Forschung eine der wesentlichsten Voraussetzungen liefern sollte:
er arbeitete dort an dem Verzeichnis jener riesigen Palastbibliothek
des Assyrerkönigs Assurbanipal, die in Kujundschik, an der Stätte
des alten Ninive, gefunden worden war. In etwa acht Jahren hat
er die vielen tausende von Tontäfelchen in den fünf Bänden seines
grundlegenden Katalogs (1889—1899) bewältigt. Dazu kam, eben-
falls im Auftrag des Britischen Museums, die Ausgabe und registrie-
rende Inhaltsübersicht der Tontafeln von Teil el-Amarna (1892).
Schon von diesen Jahren her hat er jene weitreichenden Ver-
bindungen mit den Gelehrten seines Faches in allen Ländern an-
geknüpft, die er durch eine ausgedehnte, mit großer Pünktlichkeit
geführte Korrespondenz und durch zahlreiche Beisen, auch zu vielen
wissenschaftlichen Kongressen, die er gern und regelmäßig besuchte,
stets lebendig erhielt. Er hat außer England, dessen Sprache er
wie seine Muttersprache beherrschen lernte, und den Vereinigten
Staaten von Nord-Amerika, wohin ihn später (1913) eine große
Vortragsreise im Aufträge der Germanistic Society führte, Tunis,
wo er zum ersten Male den Orient sah (1901) und viel für sein
arabisches Kolleg gewann, Konstantinopel und Ägypten, Athen,
Paris und Kopenhagen, auch Holland und besonders oft und gern
Italien gesehen, fast überall sich die fremden Sprachen mit Leichtig-
keit zu eigen machend und beherrschend.
Die Art seines Faches und die naturgemäß nicht sehr große
Anzahl der Vertreter der orientalischen Studien in allen Ländern
hat ihm frühe die Überzeugung von der inneren Notwendigkeit
des internationalen Zusammenhangs der Wissenschaft gegeben, an
der er immer festhielt. Um so schwerer traf es ihn, als er im Welt-
krieg auch diese Bande zerrissen und von feindlicher — und gerade
von englischer — Seite die deutsche Mitarbeit an der semitischen
Philologie in der schmählichsten Weise herabgesetzt und entstellt
sehen mußte, freilich vor allem durch einen Gelehrten, dem auch
die eigenen Volksgenossen schon seit längerem nicht allzuviel Auto-
rität zubilligten. Er hat die würdigste Antwort darauf gegeben in
seiner Bektoratsrede von 1916 „Die Entwicklung der semitischen
Philologie im Deutschen Reiche“, die einen dokumentarischen Be-
weis ihrer Leistungen gibt, den auch die schlimmste Gehässigkeit
nicht wird aus der Welt schaffen können.
weithin bekannten deutschen Gelehrten, der sich seit 1882 mit den
Keilschrifttafeln des Brit. Museums eindringend beschäftigt hatte,
war hier eine Aufgabe zugedacht, die für die ganze assyriologische
Forschung eine der wesentlichsten Voraussetzungen liefern sollte:
er arbeitete dort an dem Verzeichnis jener riesigen Palastbibliothek
des Assyrerkönigs Assurbanipal, die in Kujundschik, an der Stätte
des alten Ninive, gefunden worden war. In etwa acht Jahren hat
er die vielen tausende von Tontäfelchen in den fünf Bänden seines
grundlegenden Katalogs (1889—1899) bewältigt. Dazu kam, eben-
falls im Auftrag des Britischen Museums, die Ausgabe und registrie-
rende Inhaltsübersicht der Tontafeln von Teil el-Amarna (1892).
Schon von diesen Jahren her hat er jene weitreichenden Ver-
bindungen mit den Gelehrten seines Faches in allen Ländern an-
geknüpft, die er durch eine ausgedehnte, mit großer Pünktlichkeit
geführte Korrespondenz und durch zahlreiche Beisen, auch zu vielen
wissenschaftlichen Kongressen, die er gern und regelmäßig besuchte,
stets lebendig erhielt. Er hat außer England, dessen Sprache er
wie seine Muttersprache beherrschen lernte, und den Vereinigten
Staaten von Nord-Amerika, wohin ihn später (1913) eine große
Vortragsreise im Aufträge der Germanistic Society führte, Tunis,
wo er zum ersten Male den Orient sah (1901) und viel für sein
arabisches Kolleg gewann, Konstantinopel und Ägypten, Athen,
Paris und Kopenhagen, auch Holland und besonders oft und gern
Italien gesehen, fast überall sich die fremden Sprachen mit Leichtig-
keit zu eigen machend und beherrschend.
Die Art seines Faches und die naturgemäß nicht sehr große
Anzahl der Vertreter der orientalischen Studien in allen Ländern
hat ihm frühe die Überzeugung von der inneren Notwendigkeit
des internationalen Zusammenhangs der Wissenschaft gegeben, an
der er immer festhielt. Um so schwerer traf es ihn, als er im Welt-
krieg auch diese Bande zerrissen und von feindlicher — und gerade
von englischer — Seite die deutsche Mitarbeit an der semitischen
Philologie in der schmählichsten Weise herabgesetzt und entstellt
sehen mußte, freilich vor allem durch einen Gelehrten, dem auch
die eigenen Volksgenossen schon seit längerem nicht allzuviel Auto-
rität zubilligten. Er hat die würdigste Antwort darauf gegeben in
seiner Bektoratsrede von 1916 „Die Entwicklung der semitischen
Philologie im Deutschen Reiche“, die einen dokumentarischen Be-
weis ihrer Leistungen gibt, den auch die schlimmste Gehässigkeit
nicht wird aus der Welt schaffen können.