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Franz Soll:
eingedrungen war, zeigt sein vielbeachteter Vortrag „Astronomie,
Himmelsschall und Astrallehre bei den Babyloniern“. Im gleichen
Jahrgang der Sitzungsberichte {1911) erschien unsere Arbeit über
„Reflexe babylonischer Keilinschriften bei griechischen Schrift-
stellern“, die die Gewißheit wirklicher Übersetzungen babylonischer
Texte ins Griechische gaben, 1913 Bezolds und Kopffs eindrin-
gende, von mir mit Zusätzen begleitete Untersuchung einer kurz
vorher von L. W. King herausgegebenen, sehr aufschlußreichen
astronomischen Inschrift („Zenith-und Äquatorialgestirne am baby-
lonischen Fixsternhimmel“); 1916 ein gemeinsamer Beitrag zu Be-
rossos und dem rätselhaften hellenistischen Buch Salmeschoiniaka
unter dem Titel „Eine neue babylonisch-griechische Parallele“ in
den Aufsätzen für E. Kuhn; 1918 die umfangreichste der genann-
ten Untersuchungen: „Antike Beobachtungen farbiger Sterne“, zu
der Bezold das gesamte babylonische Material vorlegte und erklärte
— ein Hauptkapitel, wie wir glauben, zum Verständnis der baby-
lonischen Sternbeobachtung und -deutung; im gleichen Jahre auch
die erste Auflage des Büchleins „Sternglaube und Sterndeutung“
(in der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“), in dessen erstem
Kapitel Bezold eine äußerst lehrreiche knappe Übersicht über die
babylonische Astrologie gegeben hat. Eine systematische gemein-
same Durchsicht aller religiösen Inschriften hatten wir uns für
spätere Jahre vorgenommen.
Es war so schön, mit Bezold zusammenzuarbeiten: das Be-
hagen, das seine liebevolle und gastliche Art zu verbreiten wußte,
lag über diesen Stunden, und sein gegen sich und andere redliches
kritisches Urteil, seine vollkommene Sicherheit im Sachlichen und
Sprachlichen förderten bei diesen Wanderungen in vielfach un-
bekanntes Land rasch und entschieden.
Daß unsere gemeinsame Arbeit etwa seit 1918 eine Unterbrechung
erfuhr, lag daran, daß Bezold seit langem ein anderes großes Unter-
nehmen begonnen hatte: die Ausarbeitung eines großen babylonisch-
assyrischen Wörterbuches, die er als eine unbedingte Notwendigkeit
zur Förderung seiner Wissenschaft erkannte. Was allerneuestens die
Amerikaner mit allem Reichtum der Mittel erstreben wollen, das
hat der einzelne deutsche Gelehrte durch die unermüdliche Arbeit
vieler Jahre in weitem Umfange, bis zur Sammlung aller Belege
durchgeführt und Proben davon in den Sitzungsberichten unserer
Akademie vorgelegt. Aber er sah ein, daß ein so umfangreiches
Werk in absehbarer Zeit nicht vollendet, geschweige denn unter
Franz Soll:
eingedrungen war, zeigt sein vielbeachteter Vortrag „Astronomie,
Himmelsschall und Astrallehre bei den Babyloniern“. Im gleichen
Jahrgang der Sitzungsberichte {1911) erschien unsere Arbeit über
„Reflexe babylonischer Keilinschriften bei griechischen Schrift-
stellern“, die die Gewißheit wirklicher Übersetzungen babylonischer
Texte ins Griechische gaben, 1913 Bezolds und Kopffs eindrin-
gende, von mir mit Zusätzen begleitete Untersuchung einer kurz
vorher von L. W. King herausgegebenen, sehr aufschlußreichen
astronomischen Inschrift („Zenith-und Äquatorialgestirne am baby-
lonischen Fixsternhimmel“); 1916 ein gemeinsamer Beitrag zu Be-
rossos und dem rätselhaften hellenistischen Buch Salmeschoiniaka
unter dem Titel „Eine neue babylonisch-griechische Parallele“ in
den Aufsätzen für E. Kuhn; 1918 die umfangreichste der genann-
ten Untersuchungen: „Antike Beobachtungen farbiger Sterne“, zu
der Bezold das gesamte babylonische Material vorlegte und erklärte
— ein Hauptkapitel, wie wir glauben, zum Verständnis der baby-
lonischen Sternbeobachtung und -deutung; im gleichen Jahre auch
die erste Auflage des Büchleins „Sternglaube und Sterndeutung“
(in der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“), in dessen erstem
Kapitel Bezold eine äußerst lehrreiche knappe Übersicht über die
babylonische Astrologie gegeben hat. Eine systematische gemein-
same Durchsicht aller religiösen Inschriften hatten wir uns für
spätere Jahre vorgenommen.
Es war so schön, mit Bezold zusammenzuarbeiten: das Be-
hagen, das seine liebevolle und gastliche Art zu verbreiten wußte,
lag über diesen Stunden, und sein gegen sich und andere redliches
kritisches Urteil, seine vollkommene Sicherheit im Sachlichen und
Sprachlichen förderten bei diesen Wanderungen in vielfach un-
bekanntes Land rasch und entschieden.
Daß unsere gemeinsame Arbeit etwa seit 1918 eine Unterbrechung
erfuhr, lag daran, daß Bezold seit langem ein anderes großes Unter-
nehmen begonnen hatte: die Ausarbeitung eines großen babylonisch-
assyrischen Wörterbuches, die er als eine unbedingte Notwendigkeit
zur Förderung seiner Wissenschaft erkannte. Was allerneuestens die
Amerikaner mit allem Reichtum der Mittel erstreben wollen, das
hat der einzelne deutsche Gelehrte durch die unermüdliche Arbeit
vieler Jahre in weitem Umfange, bis zur Sammlung aller Belege
durchgeführt und Proben davon in den Sitzungsberichten unserer
Akademie vorgelegt. Aber er sah ein, daß ein so umfangreiches
Werk in absehbarer Zeit nicht vollendet, geschweige denn unter