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R. Reitzenstein:
und er sie verspeist. Da eilten die beiden Geier1 zu [dem] Berge.
Sie fanden, daß alles das, was die beiden gesagt hatten, Wahrheit
sei. Da sagte der Seh-Vogel zu dem Hör-Vogel: Vernimm, es
geschieht nichts auf Erden als das, was der Gott des Himmels
bestimmen wird, er, der (nur) Gutes tut. Wenn es (aber) zu ihm
zurückkehrt, ist es etwas.Schlechtes. Ferner (sagte der Seh-
AMgel zu) dem Hör-Vogel: AVas wird mit dem Leichnam des
Löwen geschehen, den der Greif überwältigt hat? Wohin legt
man ihn? Da sagte der Hör-Vogel zu dem Seh-Vogel: In Wahr-
heit [XV, 1] weißt du nicht, daß der Greif der ist, der
Hirt von allem, was auf Erden ist, der Vergelter, dem kein Ver-
gelter vergilt? Sein Schnabel ist der des Adlers, seine Augen die
eines Menschen, sein Leib der eines Löwen, seine Ohren wie die
des Clienfi-Fisches oder des $$-Fisches des Meeres, sein Schwanz
der einer Schlange. Die fünf Lebewesen sind auf [ihm]. So sieht
er aus [XV, 5]. Er hat Macht über alle Dinge auf Erden gleich
dem Tode, dem Vergelter, welcher auch der Hirt von allem ist,
was heu[te\ auf Erden ist. Wahrlich, der, welcher tötet, wird (wieder)
getötet. Wer den Tod befiehlt, dessen Untergang wird befohlen
werden. Ich habe die genannten Worte gesagt, um es in dein
Herz gelangen zu lassen, daß es kein [Ding] gibt, das dem Gotte
verborgen bleiben kann, Phre, der Sonne, dem Vergelter der
Götter — andere Lesart: dem Gotte —. [Er] übt Vergeltung
an allem, was auf Erden ist, von der Hundsfliege an, dem kleinsten
(schwächsten) Wesen, das existiert, bis zu dem von ihm am
meisten verabscheuten [XV, 11], dem Greif, dem größten Wesen
[auf Erden].2 Denn das Gute und das Böse, was man auf Erden
tun wird, das vergilt Phre. Denn mag man auch sagen, daß ich
zarter (kleiner) an Gestalt sei als du, so siebt (doch) Phre auf mich,
wie er auf dich sieht. Sein Geruch (und) sein Gehör ist in allem,
was auf Erden ist. Sie3 sagte ferner: Er sieht das, was
in dem Ei ist, wenn es geschlossen ist. Der, welcher ein Ei öffnet,
ist wie der, welcher tötet. Ihre Spur wird nie wieder von ihnen
1 Der Seh-Vogel ist vorher als Weih bezeichnet worden (XIII, 25); also
sind hier zu den beiden Wundervögeln noch zwei Zuhörer gefügt; während sie
sich fortbegeben haben, verkündet der Hör-Vogel, der ja den Ratschluß der Götter
vernimmt, was weiter geschehen soll. Über die jetzt unklare Rolle, die Greif,
Todesgott und Löwe hier spielen, siehe den Schluß.
2 Sinnlos; nur vom Löwen kann die Rede sein; der Greif ist ja der Ver-
geltung entnommen.
3 Lies: er.
R. Reitzenstein:
und er sie verspeist. Da eilten die beiden Geier1 zu [dem] Berge.
Sie fanden, daß alles das, was die beiden gesagt hatten, Wahrheit
sei. Da sagte der Seh-Vogel zu dem Hör-Vogel: Vernimm, es
geschieht nichts auf Erden als das, was der Gott des Himmels
bestimmen wird, er, der (nur) Gutes tut. Wenn es (aber) zu ihm
zurückkehrt, ist es etwas.Schlechtes. Ferner (sagte der Seh-
AMgel zu) dem Hör-Vogel: AVas wird mit dem Leichnam des
Löwen geschehen, den der Greif überwältigt hat? Wohin legt
man ihn? Da sagte der Hör-Vogel zu dem Seh-Vogel: In Wahr-
heit [XV, 1] weißt du nicht, daß der Greif der ist, der
Hirt von allem, was auf Erden ist, der Vergelter, dem kein Ver-
gelter vergilt? Sein Schnabel ist der des Adlers, seine Augen die
eines Menschen, sein Leib der eines Löwen, seine Ohren wie die
des Clienfi-Fisches oder des $$-Fisches des Meeres, sein Schwanz
der einer Schlange. Die fünf Lebewesen sind auf [ihm]. So sieht
er aus [XV, 5]. Er hat Macht über alle Dinge auf Erden gleich
dem Tode, dem Vergelter, welcher auch der Hirt von allem ist,
was heu[te\ auf Erden ist. Wahrlich, der, welcher tötet, wird (wieder)
getötet. Wer den Tod befiehlt, dessen Untergang wird befohlen
werden. Ich habe die genannten Worte gesagt, um es in dein
Herz gelangen zu lassen, daß es kein [Ding] gibt, das dem Gotte
verborgen bleiben kann, Phre, der Sonne, dem Vergelter der
Götter — andere Lesart: dem Gotte —. [Er] übt Vergeltung
an allem, was auf Erden ist, von der Hundsfliege an, dem kleinsten
(schwächsten) Wesen, das existiert, bis zu dem von ihm am
meisten verabscheuten [XV, 11], dem Greif, dem größten Wesen
[auf Erden].2 Denn das Gute und das Böse, was man auf Erden
tun wird, das vergilt Phre. Denn mag man auch sagen, daß ich
zarter (kleiner) an Gestalt sei als du, so siebt (doch) Phre auf mich,
wie er auf dich sieht. Sein Geruch (und) sein Gehör ist in allem,
was auf Erden ist. Sie3 sagte ferner: Er sieht das, was
in dem Ei ist, wenn es geschlossen ist. Der, welcher ein Ei öffnet,
ist wie der, welcher tötet. Ihre Spur wird nie wieder von ihnen
1 Der Seh-Vogel ist vorher als Weih bezeichnet worden (XIII, 25); also
sind hier zu den beiden Wundervögeln noch zwei Zuhörer gefügt; während sie
sich fortbegeben haben, verkündet der Hör-Vogel, der ja den Ratschluß der Götter
vernimmt, was weiter geschehen soll. Über die jetzt unklare Rolle, die Greif,
Todesgott und Löwe hier spielen, siehe den Schluß.
2 Sinnlos; nur vom Löwen kann die Rede sein; der Greif ist ja der Ver-
geltung entnommen.
3 Lies: er.