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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 5. Abhandlung): Sal ammoniacus, Nušādir und Salmiak — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38046#0019
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Sal ammoniacus, Nusadir und Salmiak.

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Ost und West. Schöpften die syrischen Ärzte vor allem aus den
griechischen Quellen, so fügen die andern, Perser, Inder und
Araber, dem Arzneischatz die Gaben ihrer Länder hinzu. So er-
weitert sich die griechische Pharmakognosie durch Pflanzen- und
Mineralstoffe östlicher und südlicher Herkunft. Allein daneben
steht der Glaube an das universale Wissen der griechischen Ärzte,
an die Autorität des Galen und des Dioskurides. Alan ist über-
zeugt, daß sich die persischen Drogen auch schon bei den Griechen
vorfinden müssen; man sucht Parallelen und Entsprechungen,
und — man findet sie. So wird das AndaränI-Salz, dessen Her-
kunft auch heute noch nicht einwandfrei erklärt ist, zum kappa-
dokischen Salz umgestempelt, so wird der Nusadir dem Am-
monsalz gleichgesetzt. Um Auslegungen dieser Art war man
nicht verlegen, das Bedürfnis war da und wurde befriedigt.
Bar Bahlül vollendete sein Lexikon im letzten Drittel des
10. Jahrhunderts, ziemlich gleichzeitig muß auch das Lexikon von
Bar 'All, der 1001 starb, entstanden sein. Beide Werke sind
später zu einem Ganzen verschmolzen worden (A. Baumstark,
Gesch. d. Syr. Lit. S. 291/92). Einer der unmittelbaren Gewährs-
männer ist, wie wir schon gesehen haben, Henänlsö' b.
Saröswai, der Abstammung nach ein Perser.1) Am wichtigsten
waren wohl für die beiden Ärzte — soweit es sich um Aledizin
und Naturwissenschaften handelt — die lexikographischen Sammel-
werke Hunain b. Ishäqs. Die bei A. Baumstark S. 231 er-
wähnte alphabetisch geordnete Erklärung der in einem ,,Buch der
einheimischen Heilmittel“ vorkommenden Drogennamen durch ihre
arabischen Äquivalente und die „Erklärung der griechischen
Nomina durch syrische“ (S. 229) scheinen nicht die einzigen lexiko-
graphischen Werke Hunains gewesen zu sein. Denn nach Ibn
al Baitär (trad. L. Leglerc II, Nr. 1264 und III, Nr. 1818) hat
Hunain ein Buch oder verfaßt, das nicht nur die
Namen erklärte, sondern auch — wie das Beispiel III, S. 100
zeigt — ausführlich die medizinischen Anwendungen erörterte.
Auch bei Ibn Abi Usaibi'a begegnen wir dem Buchtitel; er
erzählt S. 318, daß alRäz! ein Arzneimittellexikon verfaßt habe,
das nach Art der ,^.1.2^ genannten Bücher die Namen, Gewichte
und Alaße der Drogen, die Benennung der Körperteile und der

!) A. Baumstark verteidigt a. a. O. S. 232 den Ansatz seiner Lebenszeit auf
die zweite Hälfte des 9. Jahrh.

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