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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0019
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Zur Frage der Plautinischen Cantica.

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auffälligen und wie es scheint zwecklosen Verdoppelung des Späh er -
diensts und aus den Worten, mit denen die Sprecherin über diese
Sache sich äußert, ein Hauptargument für seine Ansicht hergeleitet,
hier sei mit einer dem Plautus selbst unbequemen Kontamination
aus einer von Menanders Adelphen (der in der Didaskalie genannten
Vorlage) verschiedenen Komödie eine fremde Figur gewaltsam
eingefügt worden; mit Unrecht, wie ich trotz Fraenkels zustim-
mendem Urteil (281) über die entscheidende Stelle glaube. Die
Frau sagt 151 ff.: Es sitzt (zwar schon) alle Tage mein Sklave am
Hafen. Trotzdem (sed tarnen) will ich intervisi, d. h. daß nach
ihm gesehen, daß der Sklave kontrolliert wird (ganz wie 147 inter-
visam domum), ob da nicht ein Schiff aus Asien eingelaufen ist
(das er nicht meldet). So faßt die Sache auch Enk auf (25). Un-
befangen übersetzt Gurlitt (ausnahmsweise, ohne eine Zote darin
zu finden): „Mein einz’ger Sklave sitzt zwar dort | die ganzen Tage
an dem Hafen, doch ich will (ihn kontrollieren“ (IV139). Man muß
zugeben, die Kontrolle des täglichen Aufpassers gerade jetzt, wo
Spannung und sorgenvolle Sehnsucht die ungeduldige Erwartung
besonders steigern mußte, ist psychologisch durchaus motiviert.
Auch ist die Wahl verständig, einerseits weil der früher abgesandte
ihr servus unus ist (unus nicht unbestimmter Artikel; die beiläufige
Setzung des Zahlworts wirft nebenher auf die Lage des vom Mann
verlassenen Haushaltes ein bezeichnendes Licht), andrerseits hat
niemand ein so dringendes Interesse an der Heimkehr seines rex
wie der Parasit. Außerdem hören wir später (289. 317), daß der
Bursche im Hafen zugleich — auch das ein Zeichen des sparsamen
Haushalts — mit Angeln1 beschäftigt ist, also vielleicht nicht immer
gehörig aufpaßt. Mit dieser Deutungunsrer Stelle bricht eine Haupt-
stütze der Leo sehen Kontarninationshypothese zusammen, nach
welcher schon so bald hinter dem Eingang die Benutzung einer
zweiten Komödie vorläge. Plautus ist lediglich etwas zu knapp im
Ausdruck gewesen (das Vorandrängen des Verses 152 ist psycho-
logisch gut und darum, einwandfrei); er hätte etwas breiter moti-

1 Gewiß hat Fraeakel recht (283), wenn er darin ein feines lebendiges
Detail sieht, wie es die attischen Dichter nebenher anzubring'en lieben. Aber
zwecklos ist es deshalb nicht. Außer zu dem oben erwähnten Zweck ist es zu
der Neckerei mit dem Parasiten dienlich 317 ff. Nebensächlich bleibt es freilich,
das sieht man am besten 347, wo die ganze Sache schon vergessen ist, indem
der Bursch gegen die Spinnweben eine harundo verlangt, während er doch seine
Angelrute dazu benützen konnte, die 289 auch harundo hieß.
 
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