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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0027
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Zur Frage der Plautinischen Cantica.

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ist erstens die Symmetrie der Gesamtanlage, indem mit zwei über-
wiegend lyrischen Akten die Rezitationsszenen der Mitte gleichsam
eingerahmt werden; da ist ferner die glücklich berechnete Steige-
rung, die in drei Stufen verläuft: ein erster Teil, worin Empfindung
vorherrscht, ausgezeichnet zugleich durch differenzierte Charakter-
zeichnung, dann ein Mittelstück, in welchem die Hauptnote dem
belustigenden Witz zufällt, und darauf ein munterster Schluß voller
Possenhaftigkeit, stark theatralisch und mit derben Reizen die
Schaulust befriedigend, das Ganze eine höchst wirkungsvolle und
bühnenkundige Mischung. Mit seinen üblichen Übertreibungen
äußert Gurlitt (IV 1923, 120ff.) in der Einleitung zu seiner Über-
setzung ähnliche Gedanken, die mindestens in ihrer Richtung auf
das Positive des plautinisGhen Werkes zu begrüßen sind, das bisher
allerdings zu sehr einer negativen Kritik ausgesetzt war oder doch
einer solchen, bei der man überall das Bedauern durchspürt, daß
in der eigenwilligen und unzulänglichen lateinischen Gestalt die
menandrischen Brüder selbst so gut wie unkenntlich geworden sind.
Man sah darin mehr oder minder eine Mißhandlung des Originals,
weil das Eigenrecht jener die νέα ablösenden Gattung, das bloße
ύπόθεσιν λαβεΐν der mimischen Hypothese ganz außer Betracht
blieb, obgleich diese doch in den Anfängen der römischen Nach-
dichter der zeitgemäße Ausgangspunkt war und auch später noch
gangbar, wofür wir eben im Stichus eine glücklicherweise erhaltene
Probe besitzen. Ob sie ganz selbständig von Plautus als eine solche
gestaltet oder ihm schon in einem hellenistischen ,,Singspiel“ vor-
geformt zur Hand war, das wäre noch besonders zu untersuchen.
Mit Rücksicht auf das Auftreten des Kinaedischen am Schluß,
dessen Zusammengehörigkeit mit Magodie, Lysiodie und Mimus
bekannt ist, aber auch aus andern Gründen, die hier nicht auszu-
führen sind1, scheint mir die zweite Möglichkeit das wahrschein-
lichere zu sein. Indessen auch wenn Plautus selbst zugegriffen hat,
bleibt der Stichus ein Beweis f ür die Abhängigkeit seiner Dichtung
von der niederen Dramatik des Hellenismus, in deren Singspiel-
manier der Dichter in demselben Sinne weitergeschaffen hat, der
bekanntlich auch für seine Abhängigkeit im Metrischen gilt, bedeut-
samer in der Aufnahme des Geists und des Prinzips, als in den
Einzelheiten der angeeigneten Kunstweise. — Fragt man endlich
nach andern Beispielen, so ist zu sagen, daß der Stichus als aus-
1 Bemerkt sei aber, daß ich das Fehlen der Kretiker und Bakcheen im
Stichus nicht in Anschlag bringen möchte.
 
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