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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0003
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1.

Nach dem Zeugnis Hephästions (64, 12 Go.), welches die Funde
bestätigt haben, beschränkte sich die Komödie Menanders auf
τρίμετρα und τετράμετρα. Gelegentliche Chorlieder waren nur Ein-
lagen. Lyrische Stellen innerhalb der Szenen selbst haben bei
andern Dichtern nicht gefehlt, Form und Stil der Dramen als ein
Ganzes können sie nicht bestimmt haben; etwas den ausführlichen
plautinischen Gesangsszenen Vergleichbares war auf keinen Fall
vorhanden. Das Problem, welches in dieser römischen Umformung
des attischen Lustspiels in der Richtung auf ein Musikdrama liegt,
hatte Leo unter dem Eindruck des 1896 veröffentlichten sog.
GRENFELLschen Liedes „Des Mädchens Klage“ (jetzt in Crusius’
Herodas5, 124ff.), eines Plautus etwa gleichzeitigen Stücks, mit der
Annahme zu lösen versucht, Plautus habe, nach Naevius’ Vorgang,
zwei verschiedene Elemente zu einer neuen Einheit verschmolzen,
die attische Komödie und das hellenistische Singspiel, in dessen
Bereich auch das den Cantica vergleichbare GRENFELLSche Lied
gehöre (Abh. d. Göttinger Ges. d. Wiss., 1897, N. F. I 7). Diese
ziemlich zur selben Zeit auch von Crusius und von Wilamowitz
angedeutete Auffassung wurde längere Zeit hindurch vielfach als
definitive Lösung betrachtet. Neuerdings ist sie entschieden an-
gefochten und durch eine andere ersetzt worden in Ed. Fraenkels
bedeutendem Buche ,,Plautinisches im Plautus“ (Berlin 1922). Nach
ihm gehen die gesungenen Stücke bei Plautus vielmehr auf das
Vorbild und die Anregung der römischen Tragödie zurück, die ihrer-
seits von Livius ab durch den entwickelten Schauspielergesang der
späteren attischen Tragödie beeinflußt war. Ich verzeichne Zu-
stimmungen hierzu von A. Klotz (Phil. Wochenschr. 1923, 463),
K. Meister in seinem Jahresbericht (Sokr. XLVIII, 1922, 222) und
Vollmer, im Abriß der röm. Metrik, Einl. in die Altertumswissen-
schaft I3 (1923) 5, der aber dabei die Vorliebe des Plautus für die
kretischen und bakcheischen Maße (ihr Nebeneinander von Hebun-
gen) mit etruskischen Einflüssen in Verbindung bringen möchte.
Unabhängig von Fraenkel lehnte Lindsay in seinem anregenden

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