Zur Frage der Plautinischen Cantica.
fügen hinzu: gerade für Plautus war die von Leo statuierte Ver-
schmelzung zweier griechischer Gattungen leicht ausführbar, weil
es seine von niemand so treffend wie von Fraenicel nachgewiesene
Eigenart ist, was in der griechischen Vorlage ein organisches εν
war, durch ein mehr additives Nebeneinander von Einzelszenen zu
ersetzen, eine Auflockerung, durch welche die Einzelheit sich ver-
selbständigte und damit naturgemäß leichter umformbar werden
und Raum für Einlagen darbieten mußte. Gerade hier liegt aber
wohl das stärkste Motiv für Fraenkels Widerstreben. Nach Leo
ist Plautus schließlich eben doch ein Ποιητής und hat mit unver-
ächtlicher Gestaltungskraft in seinem aus zwei verschiedenen Be-
reichen zusammengearbeiteten Musikdrama immerhin etwas eignes
und Neues von starkem und reichem Klange geschaffen (vgl. 76),
Fraenkel dagegen folgt jener Richtung, die Plautus ein selb-
ständiges Kunstvermögen überhaupt nicht zutraut; vgl. z. B. 350,
oder 405: ,,Er legt ein, aber er verschmilzt nicht.“ Insofern hängt
recht viel an dieser Kontroverse, und der Versuch, ihr auf einem
neuen Wege beizukommen, dürfte — auch abgesehen von der
literarhistorischen Bedeutung dieser Fragen — gerechtfertigt sein.
Ich nehme vorweg, daß ich in bezug auf die zuletzt erwähnte Haupt-
frage Fraenkel insofern näher stehe, als auch nach meiner Ansicht
keine wirklich freie Tat des Plautus anzunehmen ist. Jenes Misch -
gebilcle, dessen Bestandteile meines Erachtens Leo richtig bestimmt
hat, ist selbst schon griechischer Herkunft gewesen. Schon die
Griechen haben den Weg beschritten, den Plautus eingeschlagen hat
und in einer uns genauer nicht mehr erkennbaren AVeise auch seine
römischen Vorläufer.
2.
Nicht ganz ohne Berechtigung erhebt Fraenkel (332) gegen
den seit Leo üblich gewordenen Ausdruck „hellenistisches Sing-
spiel“ Einspruch, wie überhaupt gegen das Übertragen vonAVörtern,
die für moderne Erscheinungen geprägt sind, auf das nur ungefähr
entsprechende Antike, wodurch dieses so leicht in eine fremde
Stimmungsatmosphäre und in unzugehörige Assoziationen hinein-
gerückt und damit in der Tat verfälscht wird. Wir wollen den Ver-
gleich also stets cum grano salis gezogen wissen, zumal auch das
richtig ist, daß unser positives Wissen um die in Frage kommenden
hellenistischen Spielarten wie um die gesamte niedere Dramatik
überhaupt wirklich sehr dürftig ist. Man braucht z. B. „Des Mäd-
fügen hinzu: gerade für Plautus war die von Leo statuierte Ver-
schmelzung zweier griechischer Gattungen leicht ausführbar, weil
es seine von niemand so treffend wie von Fraenicel nachgewiesene
Eigenart ist, was in der griechischen Vorlage ein organisches εν
war, durch ein mehr additives Nebeneinander von Einzelszenen zu
ersetzen, eine Auflockerung, durch welche die Einzelheit sich ver-
selbständigte und damit naturgemäß leichter umformbar werden
und Raum für Einlagen darbieten mußte. Gerade hier liegt aber
wohl das stärkste Motiv für Fraenkels Widerstreben. Nach Leo
ist Plautus schließlich eben doch ein Ποιητής und hat mit unver-
ächtlicher Gestaltungskraft in seinem aus zwei verschiedenen Be-
reichen zusammengearbeiteten Musikdrama immerhin etwas eignes
und Neues von starkem und reichem Klange geschaffen (vgl. 76),
Fraenkel dagegen folgt jener Richtung, die Plautus ein selb-
ständiges Kunstvermögen überhaupt nicht zutraut; vgl. z. B. 350,
oder 405: ,,Er legt ein, aber er verschmilzt nicht.“ Insofern hängt
recht viel an dieser Kontroverse, und der Versuch, ihr auf einem
neuen Wege beizukommen, dürfte — auch abgesehen von der
literarhistorischen Bedeutung dieser Fragen — gerechtfertigt sein.
Ich nehme vorweg, daß ich in bezug auf die zuletzt erwähnte Haupt-
frage Fraenkel insofern näher stehe, als auch nach meiner Ansicht
keine wirklich freie Tat des Plautus anzunehmen ist. Jenes Misch -
gebilcle, dessen Bestandteile meines Erachtens Leo richtig bestimmt
hat, ist selbst schon griechischer Herkunft gewesen. Schon die
Griechen haben den Weg beschritten, den Plautus eingeschlagen hat
und in einer uns genauer nicht mehr erkennbaren AVeise auch seine
römischen Vorläufer.
2.
Nicht ganz ohne Berechtigung erhebt Fraenkel (332) gegen
den seit Leo üblich gewordenen Ausdruck „hellenistisches Sing-
spiel“ Einspruch, wie überhaupt gegen das Übertragen vonAVörtern,
die für moderne Erscheinungen geprägt sind, auf das nur ungefähr
entsprechende Antike, wodurch dieses so leicht in eine fremde
Stimmungsatmosphäre und in unzugehörige Assoziationen hinein-
gerückt und damit in der Tat verfälscht wird. Wir wollen den Ver-
gleich also stets cum grano salis gezogen wissen, zumal auch das
richtig ist, daß unser positives Wissen um die in Frage kommenden
hellenistischen Spielarten wie um die gesamte niedere Dramatik
überhaupt wirklich sehr dürftig ist. Man braucht z. B. „Des Mäd-