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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0006
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6

Otto Immisch:

Hilfe von Birts H-Laut1). Damit entschwindet die Sicherheit dieses
NaevianischenVerbindungsglieds zwischenPlautus und derTragödie,
für deren Kretiker uns Fraenkel auf ein von ihm in diesem Falle
zweifellosrichtig gemessenes Fragment verweist (Tr. 20, nach Bergk).
Der Einfluß der heimischen Tragödie auf Sprache, Stil und
Metrik der Gantica, wie ihn Fraenkel in Einzelheiten erfolgreich
nachgewiesen oder wahrscheinlich gemacht hat, braucht bei alle-
dem in keiner Weise geleugnet zu werden. Da es sich dabei doch
einmal um einen Übergriff der heroischen auf die biotische Gattung
handelt, so konnte sich das genau so gut auswirken, wenn der Ur-
sprung der Gantica ein anderer war, über den Ursprung sagt dieses
Einwirken gar nichts aus. Doch ist zu bemerken, daß auch in den
Einzelheiten das von Fraenkel gezeichnete Bild des Tragödien-
einflusses viel ärmer wird, wenn man sich durch seinen apodik-
tischen Ausspruch nicht einschüchtern läßt, es sei undenkbar, daß
der von ihm stark zum Vergleich herangezogene Ennius auch um-
gekehrt unter dem metrischen Einfluß von Naevius und Plautus
gestanden habe (344). Ennius lebt aber doch auch seinerseits in
jener spezifisch römischen Personalunion der zwei Gattungen, und
wenn schon der tragische Gesang auf den komischen einwirkte,
warum konnten es auf einen Kenner und Könner wie Ennius nicht
auch umgekehrt die numeri innumeri des Plautus tun ? Da bestan-
den sicher gegenseitige Anregungen, wodurch auch die von F raenkel
an anderer Stelle (207ff.) angenommenen Einflüsse des ennianischen
Epos auf Plautus verständlich werden, nur folgt niemals daraus,
daß Ennius als epischer und tragischer Dichter zu „vornehm“ war
für die entgegengesetzten Eindrücke. Fraenkel selbst hat, worauf
wir zurückkommen werden, auf den für beide Gattungen bei den
Römern gegen alles griechische Herkommen nach gemeinsamer
Technik gebauten Sprechvers hingewiesen. Mithin war da von vorn-
herein ein breites Fundament für Austauschmöglichkeiten zwischen
den metrisch nicht mehr so scharf getrennten Gattungen.
Also, soweit der von Fraenkel aufgezeigte Einfluß besteht,
schließt er die Leo sehe Ursprungshypothese gar nicht aus. Wir

1 Beides, der Einschnitt nach der 4. Hebung und h, ebenso wie hier
zusammen treffend auch Mil. 59: qui sis tarn pulcher. vel illae quae [ here
pällio; Cist. 753: islic quidem edepol mei viri | habität gener; und mit syllaba
anceps: As. 775: neque illaec ulli pede pedem | homini premat; Capt. 373:
sequere . em tibi hominem. grätiam \ habeö tibi. — Die Caesurteilung, wie z. B.
Amph. 463: bene prospere hoc hodie || operis processit mihi.
 
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