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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0004
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Otto Immisch:

und stoffreichen, leider wenig übersichtlichen Buche Early Latin
Verse (Oxf. 1922) 263 die Leo sehe Hypothese ab, indem er es nicht
für ausgeschlossen hält, daß die Chorlieder der νέα Muster für
die Cantica darboten; noch lieber aber sieht er hier eine künst-
lerische Eigenleistung des Plautus, oder richtiger ein Erzeugnis des
Schwunges jener großen römischen Zeit, welcher der Dichter an-
gehörte und die Lindsay Roms Elisabethanisches Zeitalter nennen
möchte. Zurückhaltend äußert sich auch Helen Hüll Law, die
Verfasserin einer recht beachtenswerten Dissertation von Chicago
(1922), Studies in the songs of Plautine comedy, für die Vorbilder
innerhalb der νέα selbst in Betracht kommen, die uns zufällig nicht
kenntlich sind (S. 107 ff.). Ich meinerseits glaube, wie es noch 1921
auch von Wilamowitz getan hat (Griechische Verskunst 125), an
Leos Auffassung festhalten zu müssen, allerdings nicht ohne ge-
wisse Abänderungen, zu denen u. a. gerade Fraenkels Kritik
den Anlaß gab, wie denn seine Ausführungen zur Erklärung der
Cantica selber auf jeden Fall überaus ertragreich bleiben.
Hervorgehoben sei gleich zu Beginn, daß Fraenkel selbst sich
gezwungen sieht (366ff.), die komischen Cantica, die doch auch
metrisch eigne Wege gehen, von der Tragödie wiederum abzurücken.
Wo immer nach Laune und Motiv das eigentlich Komische in
ihnen sich auswirkt, da greift auch er auf dieselben,,Hellenistischen
Virtuosendarbietungen“ zurück wie Leo (368). Auch nach ihm hat
Plautus aus den Spielen der fahrenden Sänger und Tänzer, wie er
sich ausdrückt „die Gattung bereichert“ (vgl. auch anläßlich der
Casina 312f.), nur daß dies seiner Auffassung nach nicht die von
Leo angenommene strukturelle Bedeutung hatte. Im Grunde
handelt es sich also gar nicht um ein Ausschalten des von Leo in
Anspruch genommenen Elements, sondern es soll sein Einfluß
anders abgegrenzt und bewertet werden.
Auch in anderer Hinsicht beobachten wir ein Zurücklenken.
Zunächst scheint es ja, als verschiebe sich die Leistung des Plautus
ganz nach Naevius und Livius hin, trotzdem tritt zuletzt (372) das
bekannte von Varro erhaltene Elogium mit seinem vollen Gewicht
hervor, wonach dem Plautus gerade auf dem Gebiet der Vers-
formen ein höchst individueller Reichtum zugeschrieben wird, was
ersichtlich auf seine Cantica geht. Denn es klagen um den Dahin-
geschiedenen auch die numeri innumeri (gewiß nicht, wie man früher
verstand, ρυθμοί άρρυθμοι!). So hat er denn auch für Fraenkel
,,innerhalb der Gattung wahrscheinlich hinsichtlich der kunstvollen
 
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