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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0029
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Zur Frage der Plautinischen Gantica.

29

■valente für die Dialogform der griechischen Dichter aufzufinden.
Hier müssen wir etwas weiter ausholen.
Die Derivationsmetrik (nach den hexametrischen Regeln aus
III p. Chr., Berl. Iilass. Texte V 2, 140) lehrte: κρητικδν εάν προσ-
Θγ)ς πόδα τω τριμέτρω, τετράμετρος | γίνεται έν ρυΤμω τε τροχαίοι
κλίνεται ουτοος. Und als Beispiel: εία νυν, [ έπεί σχολή πάρεστι,
τταΐ Μενοιτίου (nach Koertes glücklicher Ergänzung, Rhein. Mus.
LXV 1910, 473). Ebenso über den Quadratus die Lateiner;
der Mustervers bei Ter. Maur. (VI 393) 2283 heißt est celer \ phaselus
Ule, quem videtis, hospites. Es war das ebenso die Ansicht
Porsons (Hec. XLII), und bekanntlich folgte ihm darin Ritschl.
Aber selbst noch für Leo ist der trochäische Septenar dem iambi-
schen Senar gegenüber etwas Sekundäres, und er denkt bei gewissen,
noch zu erwähnenden Besonderheiten des Septenars, der römische
Versbiklner habe da die Existenz des Senars vorausgesetzt. Aus-
drücklich billigt er Ritschls Zerlegung des Langverses, m das frei-
gebildete Stück bis zur zweiten Hebung (also — vy —) und einen
darauf folgenden Teil, der eben der Senar sei (der Saturn. Vers,
Abh. d. Gött. Ges. d. Wiss. N. F. VIII 1905, 21). Skeptisch spricht
sich Lindsay aus (a. a. 0. 97 u. 235), während ich bei Vollmer
(Rom. Metr. 3) zwar auch noch die alte Vorstellung wirksam finde,
daneben aber doch auch die Andeutung, daß inneritalische Ent-
wicklung der Dialogverse, vielleicht sogar ein etruskischer Einfluß
der Histrionen in Betracht kommen möge. Wir wollen unsererseits
Etrurien lieber aus dem Spiele lassen, das Verhältnis hingegen zwi-
schen Senar und Septenar unbedenklich umkehren und den Lang-
vers an den Anfang der komischen Verskunst der Römer stellen,
nicht als eine Nachbildung des griechischen Tetrameters, sondern
als dessen Parallelfall, volkstümliches lateinisches Erb- und Eigen-
gut. Sein Wesen ist eben jetzt zutreffend von F. Marx gekenn-
zeichnet worden (Moloss. u. Bakch. Wortformen, Abh. Sächs. Akad.
1922, 1, 10L). Er ging auch bei den Griechen dem Hexameter voran,
recht eigentlich als χορείος, die uralte Tanzzeile von 8x3 Ein-
heiten (wofür dann im Hexameter 6x4). Ihr Bau und Umfang
beruht auf etwas wie einem orchestisch-musikalischen Naturgesetz,
indem entsprechende ,,Sequenzen“ von 8 Dreivierteltakten bis heute
die beliebtesten nationalen Tanzformen beherrschen, deren Marx
eine ganze Reihe auf zählt. Wir denken bei den Urmetra viel zu
ausschließlich an Hexameter und Saturnier. Nicht nur neben diese,
sondern wohl sicher noch vor sie gehört hüben und drüben, der
 
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