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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0031
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Zur Frage der Plautinischen Cantica.

31

Nun ist dieser volkstümliche Langvers bei den Römern nicht
nur aus zwei Kurzversen zusammengefügt mit einer Diärese, die
die Kennzeichen alten Schlusses festhält, sondern wir wissen,
namentlich dank der trefflichen, S. 5 schon zitierten Arbeit von
Jacobsohn, daß analoge Kennzeichen, besonders Anceps und Hiat,
auch hinter der 2. und 6. Arsis* Einschnitte gleicher Art erkennen
lassen. Auch Lindsays Skepsis (232ff.) muß doch zugeben1, daß
diese Versstellen, er spricht insonderheit von der entsprechenden
Diärese im Senar, zwar für Plautus selber nicht mehr eine actual
Diaeresis bedeuteten, aber möglicherweise gleichwohl reminiscence
of an earlier stage, when such a diaeresis had been actually recognized.
Zu dieser, wie wir einmal zugeben wollen, bloßen Möglichkeit tritt
nun aber doch als eine positive Tatsache der epichorische Name
hinzu, versus quadratus. Der muß alt sein. Mindestens kennt ihn
schon Varro, der den nächstverwandten, hier nicht näher zu be-
handelnden iambischen Septenar comicus quadratus nannte und
unsern trochäischen Vers seltsamerweise tragicus quadratus; vgl.
die Nachweise bei R. Heinze, Die lyrischen Verse des Horaz, S.-B.
Sächs. Akad. 1918, 4, 37 ff. Schon Varro muß freilich die noch heute
verbreitete, z. B. auch von Heinze für richtig gehaltene Deutung
vertreten haben, quadratus wolle τετράμετρον wiedergeben, denn
offenbar ist es die aus dem Vorgang des griechischen Drama
hergeleitete Beschränkung des comicus auf die Komödie gewesen,
die den an und für sich unpassenden Beinamen tragicus für das
trochaische Gegenstück veranlaßte. Trotzdem muß die Deutung
von quadratus als Übersetzungsfremdwort falsch sein. Ist nämlich
der Ausdruck überhaupt alt — und dafür spricht alles — wie wäre
man darauf verfallen, den einheimischen Vers gerade nach einer
Sache zu nennen, die er als versus Italicus ausgesprochen nicht
besitzt und nicht besitzen kann, die dipodische Messung? Daß er
aber erst von solchen so benannt wurde, die ihn trotzdem, wie es
nachmals geschah, für den griechischen Tetrameter hielten, ist ganz
unwahrscheinlich; dann müßte, wie neben septenarius der Name
quadratus, auch neben senarius ein versus trique Ans auf getaucht sein.
Aber ist nicht die Benennung quadratus überhaupt sehr seltsam?
1 Er mißversteht, was gerade cler Linguist m. E. nicht sollte, die Beob-
achtung über die Archaismen an den gleichen Versstellen. Das berührt sich
doch mit analogen Beobachtungen auf andrem Gebiet. Ich erinnere an die
hom. Genetive auf oto, die in auffälliger Überzahl am Versende und vor der
weiblichen Zäsur erscheinen; vgl. Witte, RE VIII 2233, 41 ff.
 
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