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Otto Immisch:
Homer ψ 3: πόδες δ’ύπερακταίνοντο (statt ύπερικταίνοντο). Aischy-
los hatte άκταίνειν στάσιν (oder βάσιν) gesagt, Eum. 36; άκταΐνον
μένος bietet ein tragisches Adespoton (147 N1 2) mit der Erklärung
τό άνάγον καί δυνάμενον άνορΕουν. Und Platon? Vom jugendlichen
Lebewesen sagt er Leg. Π 672 G: δταν άκταινώση έαυτδ τάχιστα (so-
bald es sich auf richten kann). Also ist zu schreiben: καί ούδ’άν έπακ-
ταινώσαί μοί, δοκεΐ τηλικαΰτά τινα τοΐς της φιλοσοφίας δόγμασι.
Allerdings gibt es auch άκτάζω oder άκταΐζω (vgl. Ruhnken
zu Tim. Gloss. p. 21), wovon ein έπακτάσαι palaeographisch noch
viel leichter wäre. Doch weisen da die Glossen auf intransitive Be-
deutung (z. B. άκτάζων άντί του έξανιστάμενος Et. Μ.). Obwohl
nun zwar nach Debrunner (Griech. Wortbildungslehre § 245f.) ein
festes Prinzip im Nebeneinander der Typen -αίνειν und -άζειν nicht
durchführbar ist und andrerseits auch άκταίνειν intransitiv wer-
den konnte (άπακταίνων b κινεΐσΕαι μή δυνάμενος Hesych), so
scheidet άκτάζω doch aus einem andern Grunde m. E. aus. Es
scheint verknüpft mit dem merkwürdigen Gebrauch von ακτή (oder
άκταί) im Sinn einer „Vergnügungsstätte“, der aus der κοινή anch
ins Lateinische überging; vgl. Passow-Crönert 243; besonders
auch aus Plutarch qu. conv. IV 2 p. 668 B (über τδ παρ’ ακτή δεΐπνον
ήδιστον) das sprichwörtliche „heute wollen wirs uns wohl sein
lassen“, σήμερον άκτάσωμεν. Es liegt auf der Hand, daß unser Ver-
fasser auch schon den Anklang an eine so niedrige Sphäre ver-
mieden hat, zumal im Zusammenhang und Ethos gerade unsrer
Stelle. Es verbleibt also bei der Platonreminiszenz έπακταινώσαί..
14, 2. Mit großer Sicherheit läßt sich der Schluß des schönen
Satzes über die Großen der Vorzeit hersteilen, die sich die Phan-
tasie der Epigonen als Kunstrichter über die eignen Leistungen so
lebhaft vorstellen soll, als handle es sich dabei um eine regelrechte
Preisbewerbung in einem Theater, τω γάρ οντι μέγα τδ άγώνισμα,
τοιουτον ύποτίΕεσΕαι των ιδίων λόγων δικαστήριον και Εεατρον και
έν τηλικούτοι,ς ήρωσι κριταΐς τε καί μάρτυσιν ύπέχειν των γραφόμενων
εύΕύνας. Hier schießt jetzt am Ende noch ein völlig aus dem Zu-
sammenhang fallendes πεπαΐχΕαΡ über. Daß es keine Korruptel,
sondern den Rest eines Wortverlusts darstellt, beweist schon die
Vergeblichkeit der Emendationsversuche, von denen wohl nur
Langbaens καί μή πταΐσαι überhaupt in Betracht kommen könnte.
Daß eine Lücke zu füllen ist, war zuletzt auch Mutschmanns An-
1 cu im Parisinus auf Rasur, was aber schwerlich was wichtiges zu be-
deuten hat.
Otto Immisch:
Homer ψ 3: πόδες δ’ύπερακταίνοντο (statt ύπερικταίνοντο). Aischy-
los hatte άκταίνειν στάσιν (oder βάσιν) gesagt, Eum. 36; άκταΐνον
μένος bietet ein tragisches Adespoton (147 N1 2) mit der Erklärung
τό άνάγον καί δυνάμενον άνορΕουν. Und Platon? Vom jugendlichen
Lebewesen sagt er Leg. Π 672 G: δταν άκταινώση έαυτδ τάχιστα (so-
bald es sich auf richten kann). Also ist zu schreiben: καί ούδ’άν έπακ-
ταινώσαί μοί, δοκεΐ τηλικαΰτά τινα τοΐς της φιλοσοφίας δόγμασι.
Allerdings gibt es auch άκτάζω oder άκταΐζω (vgl. Ruhnken
zu Tim. Gloss. p. 21), wovon ein έπακτάσαι palaeographisch noch
viel leichter wäre. Doch weisen da die Glossen auf intransitive Be-
deutung (z. B. άκτάζων άντί του έξανιστάμενος Et. Μ.). Obwohl
nun zwar nach Debrunner (Griech. Wortbildungslehre § 245f.) ein
festes Prinzip im Nebeneinander der Typen -αίνειν und -άζειν nicht
durchführbar ist und andrerseits auch άκταίνειν intransitiv wer-
den konnte (άπακταίνων b κινεΐσΕαι μή δυνάμενος Hesych), so
scheidet άκτάζω doch aus einem andern Grunde m. E. aus. Es
scheint verknüpft mit dem merkwürdigen Gebrauch von ακτή (oder
άκταί) im Sinn einer „Vergnügungsstätte“, der aus der κοινή anch
ins Lateinische überging; vgl. Passow-Crönert 243; besonders
auch aus Plutarch qu. conv. IV 2 p. 668 B (über τδ παρ’ ακτή δεΐπνον
ήδιστον) das sprichwörtliche „heute wollen wirs uns wohl sein
lassen“, σήμερον άκτάσωμεν. Es liegt auf der Hand, daß unser Ver-
fasser auch schon den Anklang an eine so niedrige Sphäre ver-
mieden hat, zumal im Zusammenhang und Ethos gerade unsrer
Stelle. Es verbleibt also bei der Platonreminiszenz έπακταινώσαί..
14, 2. Mit großer Sicherheit läßt sich der Schluß des schönen
Satzes über die Großen der Vorzeit hersteilen, die sich die Phan-
tasie der Epigonen als Kunstrichter über die eignen Leistungen so
lebhaft vorstellen soll, als handle es sich dabei um eine regelrechte
Preisbewerbung in einem Theater, τω γάρ οντι μέγα τδ άγώνισμα,
τοιουτον ύποτίΕεσΕαι των ιδίων λόγων δικαστήριον και Εεατρον και
έν τηλικούτοι,ς ήρωσι κριταΐς τε καί μάρτυσιν ύπέχειν των γραφόμενων
εύΕύνας. Hier schießt jetzt am Ende noch ein völlig aus dem Zu-
sammenhang fallendes πεπαΐχΕαΡ über. Daß es keine Korruptel,
sondern den Rest eines Wortverlusts darstellt, beweist schon die
Vergeblichkeit der Emendationsversuche, von denen wohl nur
Langbaens καί μή πταΐσαι überhaupt in Betracht kommen könnte.
Daß eine Lücke zu füllen ist, war zuletzt auch Mutschmanns An-
1 cu im Parisinus auf Rasur, was aber schwerlich was wichtiges zu be-
deuten hat.