Alter und Herkunft der ägyptischen ,,Löwenjagd-Palette“.
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sich eine dritte1 nicht trennen, auf der die gleiche Art von Festungen
begegnet; sie ist mit der Darstellung eines Stieres gekrönt, der
mit Hörnern und Hufen einen Mann zu Boden wirft.
Es kann wohl kein Zweifel sein, daß diese beiden Gruppen
verschiedenen Zeiten angehören, und auch welche Gruppe als die
ältere, welche als die jüngere anzusehen ist, läßt sich schwerlich
in Zweifel ziehen.
Die Relief platten der zweiten Gruppe zeigen in der Reihen-
ordnung sowohl wie in der Unterscheidung von Haupt- und Neben-
figuren durch Größe und Art der Körperwiedergabe zwei Momente,
die dauernd für die zeichnerischen Darstellungen der ägyptischen
Kunst bis ans Ende ihrer Geschichte bezeichnend geblieben sind.
Sie zeigen eine — in gewissem Sinne erstarrte — Festlegung der
Form und Anordnung, der gegenüber die größere Freiheit in den
Reliefplatten der ersten Gruppe nur als das Ältere, Primitivere
aufgefaßt werden kann. In den Denkmälern der zweiten Gruppe
ist das, was wir den 'ägyptischen Stil’ nennen, in allem Wesent-
lichen schon vorgebildet, in denen der ersten noch nicht, und eben
darum hat man s. Z. zweifeln können, ob man in ihnen Erzeugnisse
der ägyptischen oder der vorderasiatischen Kunst zu erblicken habe2.
Wenn nun die zweite Gruppe durch die 'Narmer’-Tafel sich
ziemlich genau in die Zeit der Vereinigung von Ober- und Unter-
ägypten durch Menes, also um den Beginn der sogenannten ersten
Dynastie oder den Anfang der uns einigermaßen bekannten ägyp-
tischen Geschichte datieren läßt (von dem noch strittigen absoluten
Datum ganz abgesehen), so können wir diese zweite Gruppe als
„frühzeitlich“, die erste aber als „vorzeitlich“ bezeichnen.
Versuchen wir nun, die Löwenjagd-Palette einer dieser beiden
Gruppen zuzuweisen, so scheint zunächst kein Zweifel möglich zu
sein. Das zwanglose und fast lückenlose Ausfüllen der Fläche durch
die schmückenden Bilder (man beachte besonders das vereinsamte
Häslein zwischen den Füßen der Gazelle und der Jäger!), der
Mangel an Unterscheidung der einzelnen Figuren in Haupt- und
Nebenpersonen — alle sind gleich groß, und der offenbar eine
besondere Rolle spielende Mann, der den Pfeil auf den Löwen ab-
1 Steindorff, Aegyptiaca, S.129. Legge, Proc. Soc. Bibi. Arch. 1900,
133 f. u. Taf. IV. Capart, Prim. Art. S. 242 f. Schäfer, Von ägyptischer Kunst2,
Taf. 2.
2 Vgl. Schäfer, Von ägyptischer Kunst2, S. 19ff., und Schäfer, Pro-
pyläenkunstgeschichte, Einleitung.
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sich eine dritte1 nicht trennen, auf der die gleiche Art von Festungen
begegnet; sie ist mit der Darstellung eines Stieres gekrönt, der
mit Hörnern und Hufen einen Mann zu Boden wirft.
Es kann wohl kein Zweifel sein, daß diese beiden Gruppen
verschiedenen Zeiten angehören, und auch welche Gruppe als die
ältere, welche als die jüngere anzusehen ist, läßt sich schwerlich
in Zweifel ziehen.
Die Relief platten der zweiten Gruppe zeigen in der Reihen-
ordnung sowohl wie in der Unterscheidung von Haupt- und Neben-
figuren durch Größe und Art der Körperwiedergabe zwei Momente,
die dauernd für die zeichnerischen Darstellungen der ägyptischen
Kunst bis ans Ende ihrer Geschichte bezeichnend geblieben sind.
Sie zeigen eine — in gewissem Sinne erstarrte — Festlegung der
Form und Anordnung, der gegenüber die größere Freiheit in den
Reliefplatten der ersten Gruppe nur als das Ältere, Primitivere
aufgefaßt werden kann. In den Denkmälern der zweiten Gruppe
ist das, was wir den 'ägyptischen Stil’ nennen, in allem Wesent-
lichen schon vorgebildet, in denen der ersten noch nicht, und eben
darum hat man s. Z. zweifeln können, ob man in ihnen Erzeugnisse
der ägyptischen oder der vorderasiatischen Kunst zu erblicken habe2.
Wenn nun die zweite Gruppe durch die 'Narmer’-Tafel sich
ziemlich genau in die Zeit der Vereinigung von Ober- und Unter-
ägypten durch Menes, also um den Beginn der sogenannten ersten
Dynastie oder den Anfang der uns einigermaßen bekannten ägyp-
tischen Geschichte datieren läßt (von dem noch strittigen absoluten
Datum ganz abgesehen), so können wir diese zweite Gruppe als
„frühzeitlich“, die erste aber als „vorzeitlich“ bezeichnen.
Versuchen wir nun, die Löwenjagd-Palette einer dieser beiden
Gruppen zuzuweisen, so scheint zunächst kein Zweifel möglich zu
sein. Das zwanglose und fast lückenlose Ausfüllen der Fläche durch
die schmückenden Bilder (man beachte besonders das vereinsamte
Häslein zwischen den Füßen der Gazelle und der Jäger!), der
Mangel an Unterscheidung der einzelnen Figuren in Haupt- und
Nebenpersonen — alle sind gleich groß, und der offenbar eine
besondere Rolle spielende Mann, der den Pfeil auf den Löwen ab-
1 Steindorff, Aegyptiaca, S.129. Legge, Proc. Soc. Bibi. Arch. 1900,
133 f. u. Taf. IV. Capart, Prim. Art. S. 242 f. Schäfer, Von ägyptischer Kunst2,
Taf. 2.
2 Vgl. Schäfer, Von ägyptischer Kunst2, S. 19ff., und Schäfer, Pro-
pyläenkunstgeschichte, Einleitung.