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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0006
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6

Christian Bartholomae.

4. So bleibt denn von den Belegen, die Andreas zugunsten
des Satzes: ar. f = jAw. ür anführt, nur das jAw. pdrdna- Voll’
übrig, das dem ai. purnä- gleichgesetzt wird.

5

io

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20

25

4a. [Zu jAw 9Tddwa-^\ Das jAw. orihwa- 'aufgerichtet’
wird von Andreas nur als bedingt beweisend bezeichnet, näm-
lich 'wenn es gleich urdlivä- ist’. Der Zweifel ist sehr be-
rechtigt, wenn schon Wackernagels Satz AiGr. 1. 28 Vor an-
lautendem ür ist anscheinend immer . . . v geschwunden’
(s. auch aaO. 261 f.) durch ai uruh 'Schenkel’ oo lat. värus
'krummbeinig' widerlegt zu werden scheint; s. dazu Walde
LatetWb.2 808. [ Auch die Zusammenstellung ai. urväh 'Höhle’
(Geldner) cnj gr. oupoi würde dagegen sprechen; sie ist aber
ganz unsicher; s. Boisacq DetLGr. 729f.]
Wie dem auch sei, jedenfalls sind jAw. grodiva- und ai.
ürdhvä- einander nicht gleichzusetzen. Es gab in alter
Zeit sicherlich zwei Wörter für den Begriff 'gerade aufwärts
gerichtet (od. ähnl.)5; s. lat. arduus und gr. ßoph0 (für /oph°),
jenes mit sonantischem, dies mit konsonantischem Anlaut (u),
jenes mit d, dieses mit dh.x) Man kann auch weiter gar
wohl annehmen, daß das eine Wort idg. r, das andre f (oder
drb, worauf es hier nicht ankommt,) gehabt hat, und endlich,
daß sich die beiden wesentlich gleichbedeutenden Wörter in
ihrem Lautbestand gegenseitig beeinflußt haben. Dem jAw.
dTdhwa- entspricht pers. (mpB., mpT.) ul (s. Bthl. zAirWb. 143),
das nicht etwa für *uul eingetreten ist [; aus ar.* urdhu0 wäre
*gulhervorgegangen; s. u. S. 21 No. 2].2) Doch ist im Iranischen
auch das andere mit u anlautende Wort vorhanden: woss.

wandtnis. Man kann die Wörter als 'Markt’wörter bezeichnen. Der Käufer,
d. i. in diesem Fall der StadtRömer, gewöhnt es sich leicht an, beim Handel
30 um häufig gebrauchte Ware dön Namen dafür zu verwenden, mit dem sie der
ortsfremde Verkäufer, d. i. im vorliegenden Fall der sabinische Bauer oder
Händler bezeichnet. Bei andern gleichartigen Waren ist im Lat. das nicht
zu erkennen, weil deren Namen im römischen und sabinischen Dialekt die
selbe Lautgestalt haben: Sau, Geiß, Schaf.
35 9 Die Gleichstellung der Wörter, zuletzt bei Hirt IdgVok. 182, halte ich
trotz aller Rechtfertigungsversuche — s. auch bei Brugmann-Thumb GrGr.4 175 u.
— für unmöglich.
2) Inzwischen hat sich das Wort auch noch in mehreren andern Dia-
lekten gefunden. So abd. ul 'auf!’, s. Mann TajikM. 139; som. ul 'hinauf’,
40 s. Mann ebd. 56; awr. hur, s. Christensen Diald’Awr. 69, 46, 98, 104. Dazu
gehört weiter mäz. har in harassan 'aufstehen’, s. Geiger GIrPh. lb. 349; end-
lich kurd. hil oder hal, hal, s. Justi-Jaba Dict. 448ff., Socin GIrPh. lb. 257,
Hoittum-Sohindler ZDMG. 38. 95, Mann MukriK. 1. 11, 25, 38, 280 f. (, usw.).
Wegen der Vokalisation s. unten.
 
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