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Christian Bartholomae.
demgemäß durch ul ersetzt hat, wohl darum, weil es in ihrer,
der jüngeren Sprache kurzes u hatte; man vergleiche dazu
die Ersetzung des alten f durch r, s. Wackernagel AiGr. 1.
31 ff., Bthl. ZDMG. 50. 681 ff. Ein grundsätzliches Bedenken
gegen die Annahme eines ai. ul aus ar. I wüßte ich nicht zu
rechtfertigen.1) Daß sich eine Anzahl idg. /-Laute ins Arische
hineingerettet hat, ist sicher, wenn auch der Weg, auf dem
das geschehen ist, noch nicht feststeht; s. Wackernagel aaO.
1. 217. Und zu diesen Wörtern gehört eben auch ai. äti-]
külva-, eine Bildung des PPP gleicher Art wie phulla- (s. oben
S. 9), d. i. ai. *phülva- in prakritisierter Gestalt.
Eine ganz abweichende Erklärung des ai. ul in ätikulva-
gibt Hirt aaO. 90; er setzt kulva- dem lat. calvos gleich. Doch
vgl. aosk. kalüvieis und Walde LatetWb.2 117. Gerade die
italischen Wörter sprechen für ar. I im ai. und aw. Wort;
calvos (aus *kbhuos) verhält sich zu *külvah wie gr. fiavaxoc;
zu fivaxoc;, usw., s. Hirt aaO. 134.
5. Auf der andern Seite scheint es mir nicht zweifelhaft, daß
auch noch weitere awest. Wörter mit arg ein ar. f (, bez. I) ent-
halten, für die das genaue aind. Gegenstück nicht bezeugt ist. Ich
erwähne: jAw. 2zargta- 'altersschwach’ gegenüber ai. jürnä-, jirnä-;
dazu nach Walde Stand&Aufg. 155 auch jAw. zaurvan- 'Alters-
schwäche5; — stargta- 'gespreitet5 gegenüber ai. stirna-; vgl. zu den
beiden /«-Partizipien ai. aslrta- neben sirnä-, zum letzteren lat.
strätus; — ferner jAw. Hargta- 'gefangen5 gegenüber gr. aXuuTO^.
S. zu den Wörtern Bthl. Air Wb. 1682, 1100, 1368. Auch aw.
sardta- 'kalt’ gegenüber ai. sisira- wird hierher zu ziehen sein; doch
macht das lit. szaltas mit seinem cd Schwierigkeit.
6. Niemand wird es bestreiten, daß im Awesta oft genug ar[g
geschrieben ist, wo sicher ein ar. r zugrunde liegt. Vor einem
s-Laut findet sich im jüngeren Awesta ausschließlich ar[d (s. Bthl.
IF. 9. 261 ff.) Aber ebensowenig läßt es sich leugnen, daß sonst
dem ar. r in normaler Schreibung gr[?2) entspricht. Das selbe
gr[d wäre nun nach Andreas auch überall da zu erwarten, wo wir
von einer ar. langen Liquida auszugehen haben. Muß es nun
Verfehlt war Hübschmanns Versuch, ein arisches ul für idg. I — in
ai. sthunä- 'Säule’ — nachzuweisen, ZDMG. 39. 91 ff.; s. dazu Bthl. IF. 3.
170 ff., 187.
2) Bez. ghr (vor k, p), was hier belanglos ist.
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Christian Bartholomae.
demgemäß durch ul ersetzt hat, wohl darum, weil es in ihrer,
der jüngeren Sprache kurzes u hatte; man vergleiche dazu
die Ersetzung des alten f durch r, s. Wackernagel AiGr. 1.
31 ff., Bthl. ZDMG. 50. 681 ff. Ein grundsätzliches Bedenken
gegen die Annahme eines ai. ul aus ar. I wüßte ich nicht zu
rechtfertigen.1) Daß sich eine Anzahl idg. /-Laute ins Arische
hineingerettet hat, ist sicher, wenn auch der Weg, auf dem
das geschehen ist, noch nicht feststeht; s. Wackernagel aaO.
1. 217. Und zu diesen Wörtern gehört eben auch ai. äti-]
külva-, eine Bildung des PPP gleicher Art wie phulla- (s. oben
S. 9), d. i. ai. *phülva- in prakritisierter Gestalt.
Eine ganz abweichende Erklärung des ai. ul in ätikulva-
gibt Hirt aaO. 90; er setzt kulva- dem lat. calvos gleich. Doch
vgl. aosk. kalüvieis und Walde LatetWb.2 117. Gerade die
italischen Wörter sprechen für ar. I im ai. und aw. Wort;
calvos (aus *kbhuos) verhält sich zu *külvah wie gr. fiavaxoc;
zu fivaxoc;, usw., s. Hirt aaO. 134.
5. Auf der andern Seite scheint es mir nicht zweifelhaft, daß
auch noch weitere awest. Wörter mit arg ein ar. f (, bez. I) ent-
halten, für die das genaue aind. Gegenstück nicht bezeugt ist. Ich
erwähne: jAw. 2zargta- 'altersschwach’ gegenüber ai. jürnä-, jirnä-;
dazu nach Walde Stand&Aufg. 155 auch jAw. zaurvan- 'Alters-
schwäche5; — stargta- 'gespreitet5 gegenüber ai. stirna-; vgl. zu den
beiden /«-Partizipien ai. aslrta- neben sirnä-, zum letzteren lat.
strätus; — ferner jAw. Hargta- 'gefangen5 gegenüber gr. aXuuTO^.
S. zu den Wörtern Bthl. Air Wb. 1682, 1100, 1368. Auch aw.
sardta- 'kalt’ gegenüber ai. sisira- wird hierher zu ziehen sein; doch
macht das lit. szaltas mit seinem cd Schwierigkeit.
6. Niemand wird es bestreiten, daß im Awesta oft genug ar[g
geschrieben ist, wo sicher ein ar. r zugrunde liegt. Vor einem
s-Laut findet sich im jüngeren Awesta ausschließlich ar[d (s. Bthl.
IF. 9. 261 ff.) Aber ebensowenig läßt es sich leugnen, daß sonst
dem ar. r in normaler Schreibung gr[?2) entspricht. Das selbe
gr[d wäre nun nach Andreas auch überall da zu erwarten, wo wir
von einer ar. langen Liquida auszugehen haben. Muß es nun
Verfehlt war Hübschmanns Versuch, ein arisches ul für idg. I — in
ai. sthunä- 'Säule’ — nachzuweisen, ZDMG. 39. 91 ff.; s. dazu Bthl. IF. 3.
170 ff., 187.
2) Bez. ghr (vor k, p), was hier belanglos ist.