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Bartholomae, Christian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0020
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Christian ßartholomae.

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mehr zwei durch die Dauer geschiedene a-Vokale anzusetzen: o und
ö (aaO. 211), und zwar so, daß o jedem idg. kurzen a-Vokal, sowie
idg. n, m, und in gewissen Fällen 3 (vor i!) entspricht, ö dagegen
jedem idg. langen a-Vokal, auch im Auslaut, sowie idg. n, in. Arsak.-
awest. 0 entspricht also dem aind. a, sowie den unter besonderen Be-
dingungen — s. äsuro, vödhum, nedistha- — daraus hervorgegangenen
0 und e, arsak.-awest. ö dem ai. ä und, in Langdiphthongen (gauh!), a1).
Leider gibt uns diese summarisch-einfache Lösung des awest.
Vokalrätsels wieder neue Rätsel auf.
Nehmen wir die häufigsten ci-haltigen Auslautssilben ar. -a und
-as, -ä und -äs. Das ai. dsurah, bez. °ro, Nom. Sing., und das ai.
asura, Vok. Sing., sind nach dem oben Gesagten beide arsak.-awest.
ohuro; ai. yd, Nom. Sing, fern., und ai. ydh, Nom. Plur. fern., beide
arsak.-awest. yö; vgl. bei Lommel aaO. 215. 4 ohuro, Vok., und 215.
24 ohuro, Nom.; 239. 5 friyö, Nom. Sing., = ai. priyd, und 205. 6
urvorö, Nom. Plur., = ai. ürvaräh.
Wurden in arsakidischer Zeit Nom. und Vok. Sing, der mask.
elo-, Nom. Sing, und Plur. der fern. ä-Stämme durchaus gleich ge-
sprochen, so wurden sie doch auch, so sollte man meinen, in durch-
aus gleicher Weise geschrieben, bez. nicht geschrieben. Die sasa-
nidischen Redaktoren hätten sonach, als sie die Vulgata herstellten,
hier und dort die gleichen Schriftbilder vorgefunden. Nun frage
ich: Ist das so, wie kamen sie dazu, diese Schriftbilder verschieden
zu gestalten? Dort ahura und cihurö, hier süra, yä und sürä, yä zu
schreiben? Und zwar ist diese Verschiedenheit der Darstellung nicht
etwa bedingt durch die Verschiedenheit des grammatischen Werts:
Nom. 03 Vok., Sing. ~ Plur. — wer mit den PahlaviÜbersetzungen

*) Ich finde bei Lommel in den rekonstruierten arsak. Texten nur in drei
Fällen eine abweichende Darstellung; nämlich in 1. 8axrsinikohyo S. 239. 86;
30 2. xvordaxrso 234. 25; 3. visäis, yäis (und andre Instr. Plur.) 222. 23 und 236. 8.
Welch besondere Schwierigkeit bei diesen Wörtern vorliegt, vermag ich nicht
zu erkennen. In der Note zu visäis (S. 222) heißt es: 'Die Formen auf -äis
kann ich nicht in altawestische Lautgestalt umsetzen’, und in einer Note zu
yäis (236) wird darauf zurückverwiesen. Aber S. 223. 22 steht ja onyöis! Wenn
35 schon an Druckfehlern in den arsak. Texten (, für die ja eigentlich ganz be
sondere Sorgfalt geboten war.) wirklich kein Mangel besteht, so fällt es mir
doch schwer, auch onyöis ihnen zuzugesellen. — S. 217. 23 finden wir: „vispe
(sic!)“. Was bedeutet das? Ich hätte auch sonst noch — als alter Interessent
für awest. Grammatik — gar mancherlei Fragen an Lommel zu richten.
40 S. 214. 22 steht zo^urvönhom, aber 242. 27 Jcomhoi; ferner 195. 19 omsüs,
aber 239. 17 vonfrvö, 234. 9 murtiyönsco. Wann hat man m — Änusvära?;
auch in homboisoyohva 219. 23,o 31 —, wann n zu schreiben? Neben zo^ur-
vönhom (= sas. awest. jayäurväwhdm), s. Z. 40, bietet Lommel 215 No. möhom
(== sas. mäwhom). Dort, bei den Part. Perf. Akt., hat das Aind. vidjvämsam,
45 hier mdsam. Das scheint ja alles trefflich zu stimmen. Allein der Nom. Sing,
lautet im Aind. dort vidvdn, hier mäh, dagegen im Awest. dort vibvö {223. 16)*),
hier mö (mä), also abweichend. Woher wissen wir nun, daß das Awest. im Akk.
Sing, der Part. Perf. Akt. trotz des nasallosen Nom. Sing. (, der dem gr. eibjtüc
entspricht,) den Nasal wie im Aind. gehabt hat — Brugmann Grdr.2 2a. 564

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*) Z. 18 allerdings °vibvo.
 
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